Rettungskräfte beraten sich nach dem Lawinenunglück in Südtirol. Foto: dpa

Eine Mutter und ihre Tochter sind bei dem Lawinenunglück in Südtirol ums Leben gekommen – die Überlebenden stehen im Fokus der Ermittlungen. Die sieben Skiläufer sind inzwischen zurück in Ludwigsburg, wollen sich aber öffentlich nicht äußern.

Ludwigsburg/Bozen - Die sieben Skifahrer aus Ludwigsburg, die das Lawinenunglück am vergangenen Mittwoch in Südtirol überlebt haben, sind in ihre Heimat zurückgekehrt. Am Sonntag hatte eine Sprecherin der Ludwigsburger Schneeläuferzunft gesagt, die italienische Staatsanwaltschaft habe der Gruppe wegen der laufenden Ermittlungen die Rückreise verboten – dabei handelte es sich um eine Falschinformation. Tatsächlich hatte sich die Heimkehr verzögert, weil wegen der erheblichen Lawinengefahr in der Region um die Haideralm zahlreiche Straßen gesperrt waren. Ein Ausreiseverbot gab es nicht. Die meisten Überlebenden sind Mitglieder der Schneeläuferzunft, hatten die Ausfahrt nach Italien aber privat und nicht über den Verein organisiert.

Auch der Familienvater, der bei dem Unglück seine elfjährige Tochter und seine 45-jährige Frau verloren hat, hält sich nach Informationen unserer Zeitung bereits wieder in Ludwigsburg auf. Die Mitglieder der Gruppe haben vereinbart, sich nicht öffentlich zu den Ereignissen zu äußern – wohl auch, weil sie im Fokus der Ermittlungen stehen. Die Staatsanwaltschaft im italienischen Bozen versucht derzeit zu klären, ob die Skifahrer die Tragödie fahrlässig selbst verursacht haben. Das Auslösen einer Lawine ist in Italien eine Straftat. Wenn dabei Menschen ums Leben kommen, könne auch eine fahrlässige Tötung vorliegen, erklärte die Behörde gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Auch die Stuttgarter Staatsanwaltschaft beschäftigt sich jetzt mit dem Fall

Auch die Stuttgarter Staatsanwaltschaft beschäftigt sich inzwischen mit dem Fall, allerdings unter anderer Prämisse als die Kollegen in Italien. „Routinemäßig wird bei allen Deutschen, die eines nicht-natürlichen Todes gestorben sind, ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet“, sagt der Behördensprecher Jan Holzner. Dieses richte sich aber aktuell nicht gegen konkrete Personen. Es sei nun Aufgabe der Ludwigsburger Polizei, in Italien an weitergehende Informationen zu gelangen. „Erst wenn diese vorliegen, können wir entscheiden, wie zu verfahren ist und ob in diesem Fall jemand nach deutschem Recht und Gesetz Schuld trägt.“

Dass es zu einer Anklage kommt, gilt als unwahrscheinlich, sowohl in Deutschland als auch in Italien. „In der Regel lässt sich nach Lawinenunglücken nur sehr schwer rekonstruieren, was genau passiert ist“, sagt Lukas Rastner, Lawinenwarner und Meteorologe der Provinz Bozen. Die Überlebenden haben sich inzwischen juristischen Beistand gesichert. Nach den bisherigen Erkenntnissen war die neunköpfige Gruppe abseits der Piste durch Neuschnee gefahren, obwohl zu diesem Zeitpunkt in Südtirol eine erhebliche Lawinengefahr herrschte. Das Schneebrett löste sich offenbar mehrere hundert Meter oberhalb der Skifahrer. Drei Personen wurden verschüttet, eine konnte sich selbst retten. Für die 45-jährige Mutter und ihre elfjährige Tochter kam jede Hilfe zu spät.