In den Büroräumen der Täterin wurden Nitroverdünnung, Benzin und Spiritus gefunden.

Lörrach - Der Amoklauf von Lörrach mit vier Toten und 18 Verletzten war nach Erkenntnissen der Ermittler zumindest teilweise geplant. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilten, befand sich in der Wohnung der Täterin eine „außergewöhnliche Menge“ eines explosiven Gemisches: etwa 50 Liter Nitroverdünnung sowie 10 bis 20 Liter Benzin und mehrere Liter Spiritus.

Außerdem wurde bekannt, dass die 41-jährige Rechtsanwältin sich 2006 um eine Tätigkeit in der Verwaltung des Krankenhauses beworben hatte, in dem sie am Sonntag um sich geschossen hatte. Sie wurde jedoch nicht angestellt.

Private und berufliche Probleme

Das Motiv für die Tat scheint klar: „Nach den vorliegenden Erkenntnissen kam die Täterin mit der Trennung von ihrem Ehemann und ihrem Kind schlecht zurecht. Sie hatte darüber hinaus Schwierigkeiten, beruflich Fuß zu fassen“, hieß es in der Mitteilung. Der Ehemann hatte eine neue Freundin und sich im Juni von seiner Frau getrennt.

Auch soll die Täterin sich immer wieder an die Fehlgeburt erinnert haben, die sie 2004 im Elisabethen-Krankenhaus gehabt hatte. Nach verschiedenen Fehlgeburten habe sie vor etwa fünf Jahren Kontakt zu einem Psychotherapeuten gehabt. In psychiatrischer oder psychologischer Behandlung war sie aber wohl nicht, obwohl der Ehemann ihr dazu geraten habe.

41-Jährige wollte Jagdausbildung beginnen

Die Amokläuferin hatte drei ihrer vier Sportwaffen bei einem Jäger im Kreis Lörrach verwahrt. Die Rechtsanwältin wollte eine Jagdausbildung beginnen. Die vierte Waffe, für die sie eine Berechtigungskarte hatte, nutzte sie für ihre Bluttat.

Die Sportschützin hatte am Sonntag in Lörrach ihren Ehemann und den fünfjährigen Sohn getötet und dann ihre Wohnung nebst Kanzlei angezündet, in der sie zuvor großflächig die brennbaren Flüssigkeiten verteilt hatte. Dann lief sie um sich schießend ins gegenüberliegende Krankenhaus, wo sie einen 56 Jahre alten OP-Pfleger erschoss, der sich ihr in den Weg stellte.

Pfleger hat großen Mut bewiesen

Der Mann, der am Freitag beigesetzt wurde, hat wohl durch sein Eingreifen weitere Taten verhindert: Er habe die Täterin bis zum Eintreffen der ersten Polizisten „für einen wesentlichen Zeitraum aufgehalten“, hieß es.

Die Frau selbst wurde später von der Polizei erschossen. Sie hatte mehr als 300 Schuss Munition dabei.

Gedenkfeier am Samstag

Für die Opfer des Amoklaufs gestalten die evangelische und katholische Kirche an diesem Samstag eine ökumenische Gedenkfeier. Der Gottesdienst ist in der Lörracher St. Bonifatiuskirche um 18 Uhr.

„Uns ist es sehr wichtig, dass dieser Gottesdienst in gebotener Stille und im Respekt vor der Trauer der Gottesdienstteilnehmer stattfinden kann“, hieß es in der Mitteilung. Deshalb sind in der Kirche und während der Gedenkfeier keine Ton- oder Bildaufnahmen zugelassen.