Diana Schelenz, der Leiterin des Kinder- und Familienzentrums in Hemmingen, ist es wichtig, mit Kindern auf Augenhöhe zu sprechen. Foto: privat

Die Leiterin des Hemminger Kinder- und Familienzentrums, Diana Schelenz, will Erwachsenen verdeutlichen, welche Macht Worte haben und was sie anrichten können.

Auf Augenhöhe. Wertschätzend. Wenn es darum geht, wie Erwachsene mit Kindern reden sollten, nennt Diana Schelenz immer wieder diese Begriffe. Die 45-Jährige leitet in Hemmingen das Kinder- und Familienzentrum (Kifaz) Eberdinger Straße – und der Kinderschutz ist ihr eine Herzensangelegenheit. Kinderschutz betrifft nicht nur körperliche und sexualisierte Gewalt, betont Diana Schelenz – und auch, das Thema gehe alle an.

 

Um zu sensibilisieren und damit „die Verantwortung der Gesellschaft für den Kinderschutz präsenter und konkreter werden“ zu lassen, öffnet die Leiterin des Kifaz an diesem Samstag ihre Einrichtung für die Öffentlichkeit. An elf Stationen können sich die Besucher mit der Macht von Worten auseinandersetzen. Zum Beispiel erfahren, was – durchaus auch unüberlegt gesagte oder nicht böse gemeinte – Sätze wie „Nun heul’ doch nicht wie ein Baby“, „Stell’ dich mal nicht so an“ und „Du tust das jetzt, weil ich das so will“ in einem Kind auslösen können. Wer Dinge selbst erlebt, so Schelenz, ändert am ehesten das eigene Verhalten. Schon kleine Änderungen in der eigenen Ausdrucksweise könnten etwas bewirken.

Kinder vor jeglicher Art von Gewalt schützen

Bundesweit müssen Kitas ein Kinderschutzkonzept haben – und leben. Das Ziel ist es, Kinder vor jeglicher Art von Gewalt zu schützen. Zu der auch emotionale Gewalt gehört, zu der wiederum verbale Gewalt zählt. Darüber will Diana Schelenz aufklären, aber auch über Adultismus – das Machtgefälle zwischen Erwachsenen und Kindern aufgrund deren geringeren Alters – und gewaltfreie Sprache. „Wie wir mit Kindern sprechen, schwächt oder stärkt ihr Selbstbewusstsein und trägt so zum Kinderschutz bei.“

Diana Schelenz kennt das aus ihrer Kindheit. Ihr Vater sei dominant und streng gewesen, nur seine Meinung habe gegolten. „Ich durfte nicht auf mein Gefühl hören“, berichtet die 45-Jährige. Vielmehr habe sie darauf geachtet, sich im Elternhaus möglichst unauffällig zu verhalten. „Meine Stärke ist es, nonverbale Signale zu lesen.“

Als Leiterin ins kalte Wasser geworfen

Umso mehr achte sie bei ihrer Arbeit mit Kindern auf einen Umgang, der nicht ihre Würde verletzt, an ihrem Selbstwert kratzt – was sich auch negativ aufs Erwachsensein auswirken könne. Diana Schelenz ist froh, dass mittlerweile in Kitas die Beziehungspädagogik, die Beziehungsqualität Beachtung findet, dass stärker als früher die Bedürfnisse der Kinder in den Blick genommen werden, sie beteiligt werden – ohne dabei Strukturen oder Regeln aufzugeben. „Es geht nicht darum, jedem Wunsch der Kinder zu entsprechen“, stellt sie klar. Sondern ihnen etwa zu erklären, warum etwas sein muss – oder nicht möglich ist.

Diana Schelenz ließ sich erst nach ihrer Tätigkeit als Ergotherapeutin zur pädagogischen Fachkraft ausbilden. Später beschloss sie, selbst eine Kita leiten zu wollen, um ihre Anliegen umzusetzen. In vielen Einrichtungen müssen die Kinder funktionieren, war damals ihre Erfahrung. Mit ihrem Ansatz stand Diana Schelenz deshalb oft allein auf weiter Flur. Sie bewarb sich als stellvertretende Leiterin, um sich ihrem Ziel langsam zu nähern. Im Hemminger Kifaz wurde ihr die Leitungsstelle angeboten. Das ist jetzt zweieinhalb Jahre her.

Frühstücken, wenn man Hunger hat

Diana Schelenz sagt, im Kifaz habe sich seitdem vieles verändert. Zum Beispiel können die Kinder nun zwischen 7.30 und 10 Uhr frühstücken – anstatt dies zu einer festen Zeit tun zu müssen, egal ob sie Hunger haben oder nicht. Gleichwohl sei es ein Prozess, bis man alle Inhalte des Kinderschutzkonzeptes verinnerlicht hat. „Mir war nicht klar, wie viel Zeit ich brauche“, sagt die 45-Jährige. Klar ist für sie indes die Notwendigkeit, dass eine Kita angesichts der vielen Negativschlagzeilen wie wegen Personalmangels auch mal transparent machen müsse, was sie alles Positives tue.

Kinderschutz im ganzen Land

Erlebnistag
Die Veranstaltung im Kifaz in Hemmingen in der Eberdinger Straße 6/1 unter dem Motto „Alles steht Kopf – Worte wirken“ geht an diesem Samstag, 24. Mai, von 10 bis 13 Uhr. Parken ist bei den Turnhallen möglich. Es gibt Kuchen und Getränke.

Landesweit
Mit dem Erlebnistag beteiligt sich die Einrichtung an den landesweiten Aktionstagen zum Kinder- und Jugendschutz 2025 des Sozialministeriums in Baden-Württemberg. Die Aktionstage dauern bis Juli und sind Teil des Masterplans Kinderschutz, dessen Entwicklung die Landesregierung in der aktuellen Koalitionsvereinbarung verankert hat. Als erste Phase des Masterplans wurde im Sommer 2023 ein Förderpaket mit insgesamt rund zehn Millionen Euro beschlossen, mit dem bis Ende des Jahres 26 Projekte finanziert werden.