Paysan, Jutta Sailer-Paysan und Annette Schmidt (von links) Moritz Paysan, Jutta Sailer-Paysan und Annette Schmidt (von links) waren am Samstag bei der Einweihung der drei stadtgeschichtlichen Tafeln gut gelaunt Foto: Torsten Ströbele

An der Haltestelle Wilhelm-Geiger-Platz ist der sogenannte Geschichtswinkel eingeweiht worden.

Feuerbach - „Feuerbach ist keine geschichtslose Vorstadt und soll auch keine werden“, sagte Moritz Paysan. Der Moderator der Arbeitsgemeinschaft Erlebbare Stadtgeschichte, die im Rahmen des Zukunftsforums im Jahr 2010 entstanden ist, hat gemeinsam mit etwa zehn Mitstreitern in den vergangenen zweieinhalb Jahren viel dafür getan, dass Feuerbacher Geschichte nicht nur erhalten, sondern künftig auch noch mehr in die Gesellschaft hinein transportiert werden kann.

Ein Meilenstein dieser Arbeit ist das Projekt „Feuerbacher Stadtgeschichten“, das am Samstag seinen Abschluss fand. Drei große, reich bebilderte Tafeln wurden eingeweiht. Sie fassen die Historie des heutigen Stadtbezirks zusammen – von den Anfängen bis hinein ins 21. Jahrhundert. „Die erste Tafel erzählt von der Entstehung des Ortes, den Rittern auf der Burg Frauenberg und der kargen Zeit des Dorfes mit Milchwirtschaft, Weinbau und den Steinbrüchen auf dem Killesberg“, sagte Paysan. Die zweite Tafel schildere die rasante Umbruchphase der Industrialisierung und die kluge städtebauliche Planung, die Feuerbach bis heute zu einem attraktiven Wohnort mache.

Die sechs Lebensbäume haben es nicht überlebt

Die dritte Tafel beschreibe schließlich den Stolz einer wohlhabenden Stadt, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts ein stattliches Rathaus, einen repräsentativen Bahnhof und eine Festhalle bauen konnte. Sie schildere aber auch die harten Zeiten der beiden Weltkriege, der Inflation und der tyrannischen Herrschaft der Nazis. „Und welcher Ort könnte besser geeignet sein, um diese Tafeln aufzuhängen, als der Wilhelm-Geiger-Platz?“, fragte Moritz Paysan am Samstag rein rhetorisch in die Runde. Dort, an dem SSB-Bahnsteig, wo täglich mehrere Tausend Schüler, Pendler, Passanten, Besucher des Rathauses und Neubürger vorbeikämen, da sei natürlich der beste Ort.

Doch dass an der Haltestelle überhaupt der erforderliche Platz für die Tafeln frei geworden ist, hat die Arbeitsgruppe den schlechten Bedingungen zu verdanken, die für sechs Lebensbäume an der Haltestelle vorherrschten. „Sie haben es nicht überlebt und mussten weichen“, sagte Winfried Reichle von der SSB. Und so sei der Blick auf eine große, nachts beleuchtete Wandfläche plötzlich frei gewesen, ergänzte Paysan. „Die Ecke wirkte leer und wie geschaffen für die Installation des Feuerbacher Geschichtswinkels.“ Ergänzt werden die drei Tafeln übrigens durch sogenannte Figurinen in Form von Feuerbacher Gestalten und Persönlichkeiten wie zum Beispiel Auguste Happold, Robert Bosch und Wilhelm Geiger oder die Figur eines Milchmädchens und eines Wengerters. Allerdings konnten die Persönlichkeiten noch nicht an der Wand befestigt werden. „Da gab es noch urheberrechtliche Bedenken“, sagte Paysan. Winfried Reichle wollte sich aber gleich an diesem Montag darum kümmern.