Preisverleihung mit Anetta Kahane (Dritte von rechts) im Alten Schauspielhaus. Foto:  

Mit einem neuen Preis, ins Leben gerufen vom Landtag von Baden-Württemberg und der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, wird herausragendes Engagement gegen Minderheitenfeindlichkeit gewürdigt. Die Verleihung geht an die Amadeu Antonio Stiftung.

Stuttgart - Am 4. Februar 1738 wurde auf dem Stuttgarter Galgenberg Joseph Ben Issachar Süßkind Oppenheimer grausam gehenkt. Ein Justizmord nach Folter und Schauprozess ohne Chance für den Angeklagten, den ehemaligen Hoffaktor des Herzogs Carl Alexander. In seinem Namen wurde nun vom Landtag von Baden-Württemberg und der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) ein Preis ins Leben gerufen, mit dem, so Landtagspräsident Wilfried Klenk am Montag im Alten Schauspielhaus, herausragendes Engagement gegen Minderheitenfeindlichkeit und Vorurteile in Wissenschaft und Publizistik gewürdigt werden. Der Beginn des Jahres 5776 nach jüdischer Zeitrechnung und der Neujahrsempfang der IRGW waren der Rahmen für die erste Verleihung an die Amadeu Antonio Stiftung. Sie wurde 1998 gegründet und ist nach dem Mann benannt, der 1990 in Eberswalde von Jugendlichen wegen seiner schwarzen Hautfarbe zu Tode geprügelt wurde.

„Erst 2013 bestätigte der Landtag, dass es sich um einen Justizmord handelte“, betonte Professor Salomon Korn (Universität Heidelberg): „Die Weigerung und Ignoranz späterer Juristen, dem Opfer Gerechtigkeit zukommen zu lassen, ist ein Skandal.“ Nun erhalte Süßkind Oppenheimer, den die Nazis mit dem Film „Jud Süß“ ein zweites Mal geschändet hätten, seinen guten Namen wieder. Er sei gewiss nicht ohne Fehl und Tadel gewesen, habe sich aber keines Vergehens schuldig gemacht, sondern sei ein Opfer genau jenes Antisemitismus geworden, der 200 Jahre später zum Völkermord geführt habe.

„Es geht nicht nur um Antisemitismus“, betonte Korn.Die sozialen Netzwerke seien ein Forum für Fremdenhass und Rassismus überall in Deutschland. Dagegen gehe die Stiftung mutig vor. „Diese Aufgabe wird nicht enden“, prophezeite die Vorsitzende Anetta Kahane und erinnerte daran, dass „eine liberale und demokratische Gesellschaft Arbeit erfordert“.