Eric Gauthier hat sich für diesen Sommer ein Wohnmobil ausgeliehen. Foto: privat/Maks Richter

Der Tänzer Eric Gauthier aus Stuttgart-Degerloch erzählt, warum die Corona-Krise für ihn auch eine Erfahrung war, die er nicht mehr missen will.

Degerloch - Nie war zu Hause zu bleiben so wichtig wie im Corona-Jahr. Wir haben mit bekannten Persönlichkeiten, die auf der Filderebene leben, gesprochen, wie sie die Zeit erleben und ob sie trotz des vorhandenen Risikos im Sommer verreisen oder lieber daheim bleiben. Heute: der Tänzer Eric Gauthier, 43, aus Degerloch, für den Corona erst einmal viel Leerlauf gebracht hat – den er aber genutzt hat.

Künstler haben es in der Krise besonders schwer. Hatten Sie viel Leerlauf in den vergangenen Monaten?

Sicher nicht nur für mich bedeuteten die vergangenen Monate eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Auf der Haben-Seite: Weil wir mit der Company nicht auf Tour waren, konnte ich viel mehr Zeit mit meinen drei Kindern verbringen. Das war ein riesiges Glück für mich und eine fantastische Erfahrung, die ich um nichts in der Welt missen möchte. Leerlauf wäre trotzdem der absolut falsche Ausdruck. Schließlich musste ich die Saison 2020/21 komplett umorganisieren. Ich habe die Produktionen der kommenden Jahre wie Figuren auf einem Schachbrett hin- und hergeschoben und bin froh, eine richtig gute Lösung gefunden zu haben.

Corona-Zeit ist Zuhause-Zeit. Fahren Sie trotzdem weg im Sommerurlaub? Wenn ja, wohin?

Seit ich mit 18 Jahren nach Stuttgart gezogen bin, habe ich in den Theaterferien immer meine Familie in Kanada besucht. Daraus wird dieses Jahr natürlich nichts – das ist schon traurig. Dafür geht es auf Abenteuer mit den Kindern. Ich habe zum ersten Mal überhaupt ein Wohnmobil gemietet, und wir fahren nach Italien, zu meinem Freund und Kollegen Egon Madsen. Zusammen mit seiner Frau Lucia wohnt er in einem kleinen italienischen Dorf in den Marken, und ich wollte ihn dort schon seit Ewigkeiten besuchen. Bitte Daumen drücken, dass die Bestimmungen nicht wieder verschärft werden und wir reisen können.

Haben Sie Ihren Wohnort auf den Fildern in der Corona-Krise neu schätzen gelernt, und wenn ja, warum?

Was ich auf jeden Fall für mich entdeckt habe, ist unser wunderschöner Garten. Dafür hatte ich immer viel zu wenig Zeit. Dank Corona habe ich ihn ausgiebig genossen – und das ist durchaus wörtlich gemeint. Wir haben nicht nur Erdbeeren im Garten, sondern auch einen Kirsch- und einen Apfelbaum.