Aus dem Wahlergebnis im Landkreis Ludwigsburg lassen sich vier Besonderheiten herauslesen. Eine davon hat positive Auswirkungen auf die hiesigen Bürgerinnen und Bürger.
Nach einem kurzen, intensiven Wahlkampf und einer Wahlnacht, in der lange nicht feststand, welche Partei es über die Fünf-Prozent-Hürde in den Bundestag schafft, sind die Stimmen ausgezählt – auch im Landkreis Ludwigsburg. Die Wahlergebnisse verraten Auffallendes.
Fünf Abgeordnete im Landkreis
Der Kreis Ludwigsburg ist künftig mit fünf Abgeordneten im Bundestag vertreten. Für den Wahlkreis Ludwigsburg ziehen Steffen Bilger (CDU), Martin Hess (AfD), Sandra Detzer (Grüne) und Macit Karaahmetoğlu (SPD) ein. Der CDU-Politiker Fabian Gramling hat sich ein Direktmandat für den Wahlkreis Neckar-Zaber gesichert. Wegen des neuen Wahlrechts ist das ein bemerkenswertes Ergebnis. Denn durch die Reform wird der Bundestag verkleinert – in Baden-Württemberg bleiben die drei Wahlkreise Stuttgart II, Tübingen und Lörrach-Müllheim verwaist.
„Es geht bei der Bundestagswahl immer auch um Repräsentation. Und so haben die Bürger mehr Abgeordnete, an die sie sich mit ihren Anliegen wenden können“, erklärt Nico Oesterwind von der Landeszentrale für politische Bildung (lpb) die Vorteile daraus für die hiesigen Bürger. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Anliegen im der Bundespolitik berücksichtigt werden, sei dadurch ein Stück höher. Außerdem gebe es dadurch vielfältige Fachkompetenzen und Diversität der politischen Meinungen, ergänzt sein Kollege Thomas Franke, Leiter der Lpb-Außenstelle Ludwigsburg. „Mehrere Abgeordnete aus einem Wahlkreis können auch eine breitere politische Meinungsvielfalt widerspiegeln.“
AfD in keiner Gemeinde stärkste Kraft
Ein Blick auf die politische Landeskarte zeigt ein eindeutiges Bild: Die CDU hat in den 1101 Gemeinden Baden-Württembergs die meisten Zweitstimmen geholt – bis auf wenige Ausnahmen. Während der Kreis Ludwigsburg ausnahmslos schwarz eingefärbt ist, hat die AfD im angrenzenden Rems-Murr-Kreis und in Heilbronn in sieben Gemeinden die meisten Stimmen geholt. Im Landkreis Heilbronn gehören drei der Gemeinden zum Wahlkreis Neckar-Zaber, der auch den nördlichen Teil vom Kreis Ludwigsburg abdeckt.
Anhaltspunkte für eine Erklärung des AfD-Erfolgs im ländlichen Raum könnte eine Untersuchung der Uni Tübingen bieten. Gegenüber der Tagesschau sagte der Extremismusforscher Rolf Frankenberger, im ländlichen Raum werde Heimat stärker durch Traditionen und Sprache definiert – „und das kann dementsprechend auch nicht so leicht Heimat für jemand anderen werden“. Warum die AfD im Landkreis Ludwigsburg deutliche Zugewinne verzeichnete, die CDU aber in keiner Gemeinde überholte, lässt sich laut lpb nicht eindeutig erklären.
Wahlbeteiligung sinkt in nur einem Ort
Ein Stichwort, das am Sonntagabend immer wieder fiel, war die Wahlbeteiligung. In Deutschland lag sie bei 82,5 Prozent – der höchste Wert seit der Wiedervereinigung. In Baden-Württemberg haben 83,3 Prozent der Wahlberechtigten ihr Kreuz gesetzt, im Wahlkreis Ludwigsburg 84,5 Prozent, im Wahlkreis Neckar-Zaber 85,7 Prozent. In allen Gemeinden im Landkreis ist die Wahlbeteiligung angestiegen, in Gemmrigheim beispielsweise um sieben Prozent.
Nur in der Gemeinde Eberdingen ging sie um fünf Prozent zurück. „Ich vermute, das liegt an der Post“, sagt der Eberdinger Ordnungs- und Sozialamtsleiter Bernd Unmüßig. Sie hätten sehr viele Anrufe bekommen, dass die Wahlunterlagen nicht angekommen seien. „Die Zeitschiene, die der Gesetzgeber für die Briefwahl vorgegeben hat, war so nicht machbar“, sagt Unmüßig. Warum die Wahlbeteiligung nicht auch in anderen Gemeinden gesunken ist? ,,Das kann ich nicht sagen“, sagt er.
Wahlgewinner im Landkreis Ludwigsburg sind wie bundesweit die CDU, AfD und Die Linke. Besonders stark zugelegt, hat die Linke in Ludwigsburg und Kornwestheim, aber auch in Kirchheim am Neckar. Hier erhielt die Partei 4,6 Prozent mehr Stimmen als noch 2021. Damit stehen die Linken dort im Vergleich mit ähnlich großen und gelegenen Gemeinden besonders stark da. „Ich könnte mir vorstellen, dass das an unserem engagierten Mitbürger Wolfram Scheffbuch liegt, der für die Linken im Kreistag sitzt“, vermutet der Kirchheimer Bürgermeister Uwe Seibold. Die Familie sei in Kirchheim sehr bekannt.