Schon jetzt sehr beliebt und in circa 34 Monaten von konditionsstarken Gästen aus der ganzen Republik noch häufiger frequentiert: Das „Wanderparadies“ zwischen den Weinreben auf dem Fellbacher Kappelberg. Foto: Presseamt (Florian Kolb)

Die gemeinsame Bewerbung mit dem Schwäbischen Albverein, den Gartenschau-Kommunen sowie Aichwald, Schwaikheim und Winnenden erhielt am Freitag den Zuschlag. Erwartet werden in knapp drei Jahren bis zu 50 000 Wanderfreunde.

Fellbach - Erfolgsnachricht aus dem Hochsauerland: Ihre jüngste Dienstreise nach Westfalen wird Oberbürgermeisterin Gabriele Zull noch länger mit einem Gefühl der großen Zufriedenheit in Erinnerung behalten. Denn: „Fellbach wird im Jahr 2022 zur deutschen Wanderhauptstadt.“ Diese brandaktuelle Topmeldung durfte die Stadtchefin am Freitag zur Mittagszeit per mobiler Datenübermittlung ins Rathaus am Fuße des Kappelbergs schicken.

Der Schwerpunkt der Aktivitäten wird in Fellbach stattfinden

Offenkundig hatten die Fellbacher Organisatoren mit ihrer Bewerbung die Delegierten überzeugt, die sich seit Mittwoch zur Jahrestagung des Deutschen Wanderverbands im westfälischen Winterberg versammelt hatten. Die Juroren stimmten für das von Fellbach unterstützte und vom Schwäbischen Albverein vorgelegte Konzept und entschieden sich somit für die Kommune im vorderen Remstal als deutsche Wandermetropole im Jahr 2022.

Zusammen mit den Kommunen der aktuellen Remstal-Gartenschau sowie den Gemeinden Aichwald und Schwaikheim sowie der Großen Kreisstadt Winnenden hatte sich der Schwäbische Albverein (SAV) für die Austragung des Wandertages 2022 in der Kultur- und Landschaftsregion Remstal beworben.

Der Schwerpunkt der Aktivitäten wird in Fellbach stattfinden. „Rund um Fellbach und im Remstal gibt es wunderbare Wandermöglichkeiten, die wir in den vergangenen Jahren durch die Gartenschau neu ausgebaut und miteinander vernetzt haben“, erklärt der SAV-Vorsitzende Hans-Ulrich Rauchfuß.

Auch immer mehr junge Leute setzten auf den Frischluftgenuss

„Mit rund 700 Kilometer Wanderwegen, einer toller Infrastruktur und unserer bekannten Genussregion haben wir überzeugt“, beschreibt OB Gabriele Zull die Pluspunkte der Fellbacher Ambitionen. Denn: „Wandern ist Trendsport!“, sind sich die Fellbacher Macher sicher. Auch immer mehr junge Leute setzten auf den Frischluftgenuss. Zwischen 30 000 und 50 000 Wanderfreunde treffen sich zum jährlich vom Deutschen Wanderverband veranstalteten Wandertag. Auf derartige Besuchermengen, die über den Kappelberg oder am Oeffinger Neckarufer entlang flanieren und die zahlreichen Begleitveranstaltungen aufsuchen, darf man sich zurecht jetzt schon einstellen.

Gabriele Zull nahm jedenfalls beim diesjährigen Wandertag in Winterberg zusammen mit den Delegierten des Schwäbischen Albvereins schon mal die Atmosphäre in sich auf. Klare Erkenntnis: „Dort gab es eine tolle Stimmung.“ Die Erwartung, dass in knapp drei Jahren Zehntausende Menschen aus der ganzen Republik in ihren geschnürten Wanderstiefeln nach Fellbach pilgern werden, ist realistisch. Schließlich gibt jeder zehnte Deutsche Wandern als seine beliebteste Freizeitbeschäftigung an. „Damit liegt die Freiluftaktivität noch vor den Sportarten Joggen und Fahrrad fahren“, erläutert die städtische Pressestelle mit Verweis auf die Quelle „Statista“ vom Dezember 2018.

Neben der kulinarischen Infrastruktur habe aber auch die gute verkehrstechnische Anbindung des Remstals die Delegierten überzeugt

Die Gartenschau habe das Remstal als Erholungsgebiet und als touristisches Ziel weiter gefördert, ist SAV-Chef Rauchfuß überzeugt. Die zahlreichen Attraktionen, die mit dem Gartenevent entstanden sind, laden zusätzlich zur Landschaft mit Weinbergen und Streuobstwiesen zum Entdecken ein. „In unserer Genussregion ist auch gewährleistet, dass die Wanderer ihren Sport mit Ausflügen in die Kulinarik verbinden können und sich vom Besen bis zu den Sternerestaurants viele Ziele und Zwischenstopps anbieten“, stellt Gabriele Zull schmunzelnd fest. Neben der kulinarischen Infrastruktur habe aber auch die gute verkehrstechnische Anbindung des Remstals die Delegierten überzeugt.

Die schriftliche Bewerbung für die Großveranstaltung hatte der Schwäbische Albverein zusammen mit den Kommunen bereits im Dezember 2018 eingereicht. Vorausgegangen war die Zustimmung im Fellbacher Lokalparlament – die allerdings überraschenderweise weniger deutlich ausfiel als gedacht: Von den 32 Räten votierten immerhin sechs dagegen. Offenbar schmeckten manchen die erwarteten Gesamtkosten von einer halben Million Euro nicht so recht, wobei an Fellbach selbst allerdings lediglich etwa 175 000 Euro hängen bleiben dürften.

Die positiven Stimmen blieben jedoch letztlich in der Überzahl: Ruth Lemaire (SPD) etwa erhoffte sich „einen tollen Effekt“ für Fellbach, und der damalige CDU-Fraktionschefs Hans-Ulrich Spieth hatte nicht den geringsten Zweifel: „Die Bewerbung dürfen wir uns nicht entgehen lassen; wir können das gar nicht ausschlagen und Nein sagen.“

Deutscher Wandertag

Der Deutsche Wandertag findet stets im Sommer in einer anderen Wanderregion statt. Verantwortlich ist der Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine, der in seiner Delegiertenversammlung die kommenden Austragungsorte bestimmt. Die Ausrichtung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem regionalen Gebietsverein – in drei Jahren also der Schwäbische Albverein sowie die regionalen Partner aus dem Remstal.

Der erste Deutsche Wandertag fand im Jahr 1883 in Fulda statt. In Württemberg gab es das Großereignis zuletzt 1977 mit Reutlingen und der Schwäbischen Alb. Stuttgart war 1938 Ausrichter. Nachdem das vordere Remstal für 2022 den Zuschlag erhalten hat, darf man sich einreihen in illustre Gegenden wie den Westerwald, den Spessart, die Rhön, den Harz, den Teutoburger Wald, das Wiehengebirge oder die Region Fläming.