Da landet kein Würstchen mehr in der Asche: Martin Finkbeiner aus Winnenden-Baach präsentiert seine für den Arthur-Fischer-Erfinderpreis nominierte „Grille“. Foto: Max Kovalenko

Für viele Neuerungen gilt: genial einfach – einfach genial. So ähnlich ist es auch beim Projekt des Winnender Hobby-Tüftlers Martin Finkbeiner. „Die Grille“ nennt er das harmlos aussehende Blechteil, ideal für den nächsten Grillabend. Jetzt ist die Grille für den Arthur-Fischer-Erfinderpreis nominiert.

Winnenden - Hmmm, keine rosa Stellen mehr, gut durchgebraten, zum Teil bereits herrlich schwarz angekokelt. Noch eine letzte Drehung – doch kurz vor dem ersten Happs fällt das Würstchen vom geschnitzten Stöckchen und plumpst in die Glut.

Derartige Szenen gibt es derzeit häufig, bei Grillpartys mit Freunden oder Verwandten – Ärger oder Schadenfreude inklusive, wenn mal wieder Steak, Fisch oder Stockbrot in der Asche statt im Magen landen. So war es auch, als Martin Finkbeiner, der mit Frau und drei Söhnen im Winnender Teilort Baach lebt, beim Familienurlaub mit Freunden auf Korsika genau dieses frustrierende Erlebnis hatte. Gemeinsam mit seinem Kumpel Wolfgang Heisel aus Konstanz reifte der Entschluss: Das war das letzte Mal.

„Man muss erst ein Problem als solches entdecken, Lösungen gibt’s immer“, sagt Finkbeiner. Der 48-Jährige ist studierter Maschinenbauingenieur, hat an der Stuttgarter Kunstakademie Investitionsgüterdesign draufgesattelt. Grundlagen für jenen innovativen Charakter, den er in seinem Beruf als Entwicklungsingenieur bei der Winnender Turngerätefabrik Benz braucht. Wie beim jüngsten Produkt, einem frei stehenden, mobilen Hammerwurfkäfig – der kürzlich bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Ulm getestet wurde.

Biegbares Stück Edelstahl mit drei Löchern, das auf Holzstock gesteckt wird

Doch auch außerberuflich sucht er zusammen mit seinem Freund vom Bodensee stets nach Verbesserungen. „Ich sage immer Daniel Düsentrieb zu ihm“, scherzt Christine Finkbeiner. Denn ihr Gatte ist mehr für die technische Umsetzung zuständig, Heisel organisiert die Formalien – als Patentanwalt ist er hierfür prädestiniert. Freilich gab es schon so manchen Rückschlag zu verkraften – etwa mit dem selbsterhitzenden Käse-Fondue für die Mittagpause im Stadtpark. Das Produkt war zu teuer für den Verkauf und hatte zu viel Abfall – der interessierte Milchprodukte-Hersteller nahm wieder Abstand.

Umso erfolgreicher soll nun das aktuelle Projekt werden: Die Grille. Es ist ein biegbares Stück Edelstahl mit drei Löchern, das auf einen Holzstock gesteckt wird und dank der Doppelspitze mit Widerhaken dem Grillgut sicheren Halt gibt. „Die raffinierte Bauform der Grille erinnert an das gleichnamige Insekt“, sagt Finkbeiner.

Auf eine Postkarte geklebt, kostet die Grille im Einzelverkauf 3,30 Euro – im Prinzip zu wenig Geld für zu viel Aufwand. „Da können wir es ja gleich verschenken“, war die ernüchternde Erkenntnis – und die Lösung: Die Grille soll Firmen als kleines Werbegeschenk für ihre Kunden schmackhaft gemacht werden. In die Innenseite eines Streichholzbriefs geklebt, kann man mit den Zündhölzern das Feuer anzünden und mit der Grille die Würste sicher aufspießen.

„Für 1000 Stücken kleben meine Frau und ich 30 Stunden“

Diverse Firmen haben Finkbeiner und Heisel schon kontaktiert – etwa Großmetzgereien, Blechfabrikanten, Räucheranlagenhersteller, Heizungsbauer. Aber auch ein Stuttgarter Optiker hat schon 500 Grillen als Weihnachtsgeschenk geordert.

Derzeit freilich ist, nebenberuflich, noch viel Arbeit erforderlich. Hausarbeit. Die von einem Metallverarbeitungsbetrieb per Laser vorgeschnittenen Grillen müssen in der Spülmaschine in der Baacher Küche bei 70 Grad vom Ölfilm gereinigt werden. Dann wird die Grille an den von einem Spezialhersteller gelieferten Streichholzbriefchen befestigt. „Für 1000 Stücken kleben meine Frau und ich 30 Stunden.“ Sollte der Grille der erhoffte Erfolg beschieden sein, erwägt Finkbeiner die Zusammenarbeit mit einer Winnender Behindertenwerkstätte.

Doch das ist Zukunftsmusik. Die Gegenwart findet am heutigen Mittwoch in der Liederhalle statt. Es geht um den Arthur-Fischer-Erfinderpreis.Weil er die „Riesenmaschinen“ der Konkurrenz bereits bei der ersten Präsentation gesehen hat, ist Finkbeiner skeptisch, ob es um 17 Uhr bei der Preisverleihung nach ganz oben aufs Treppchen reicht.Und wenn nicht? Auch egal: Der „Daniel Düsentrieb“ aus Baach bastelt sicher längst an seinem nächsten Geniestreich.

www.die-Grille.de