Wichtig ist Walter Föhl, dass Rollstuhlfahrer alle Teile selbst und ohne Werkzeug montieren können. Foto: Stoppel

Rollstuhlfahrer scheitert oft schon daran, einen Einkaufskorb mitzunehmen. Walter Föhl hat einen Universalträger entwickelt, mit dem sich sogar Babyschalen transportieren lassen. Triebfeder für seine Tüfteleien ist sein behinderter Sohn.

Remshalden - Als Rollstuhlfahrer ist es schon eine Herausforderung, einen Einkaufskorb zu transportieren. Von Getränkekisten oder einer Babyschale ganz zu schweigen. Walter Föhl will dem Abhilfe schaffen. Er hat einen Universalträger erfunden, auf dem sich diese Dinge transportieren lassen.

Auf sein Vorsatzrad ist er heute noch stolz

„So etwas kann nur ein Betroffener entwickeln“, sagt der 76-Jährige. Sein 35-jähriger Sohn ist schwer mehrfach behindert. Seitdem Walter Föhl im Ruhestand ist, hat er einige Gegenstände ausgetüftelt, die den Alltag für und mit Christian erleichtern sollen. So hat der Remshaldener vor zehn Jahren ein Vorsatzrad entwickelt und patentieren lassen, mit dem der Rollstuhl geländegängig wird und auch auf unwegsamen Waldwegen leicht zu manövrieren ist.

Auf die Konstruktion ist der Mechanikermeister noch heute stolz. „Mir war wichtig, dass der Rollstuhlfahrer das Rad ohne Werkzeug selbst montieren kann“, sagt er. Der Befestigungsmechanismus ist so gestaltet, dass beim Anspannen die kleinen Lenkrollen des Rollstuhls angehoben werden und dieser dann auf drei großen Rädern gefahren wird. Mit diesem Hilfsmittel hat Walter Föhl vor zehn Jahren den dritten Platz beim Artur-Fischer-Erfinderpreis gewonnen. „Mittlerweile habe ich mit der eigens dafür gegründeten Firma eine kleine dreistellige Menge davon verkauft“, erzählt er. Preislich liegt das Vorsatzrad bei etwa 900 Euro. Einige Bestandteile lässt sich Föhl liefern, doch die meisten Arbeiten erledigt er selbst in seiner Werkstatt. „Die ist hier im Haus, und das ist auch ganz gut. Denn meine Frau und ich betreuen den Christian rund um die Uhr selbst“, sagt er.

Auch der Träger kann von Rollstuhlfahrern selbst montiert werden

In dieser Werkstatt hat er dann vor gut einem Jahr den Universalträger entwickelt. Auch dieses Hilfsmittel hat er patentieren lassen – und beim Artur-Fischer-Erfinderpreis den fünften Platz erlangt, von knapp hundert eingereichten Ideen. „Irgendwie konnte ich wohl nicht ganz rüberbringen, was für eine super Sache das ist“, sagt Walter Föhl.

Der Träger lässt sich auf das Vorsatzrad montieren. Auch er ist so konstruiert, dass der Rollstuhlfahrer dabei keine Hilfe benötigt. Denn der Träger hat eigene Rollen, die hoch- und abgeklappt werden können, sodass er als eigenständiger Wagen genutzt werden kann. Walter Föhl hat sich dazu den Babyschalen-Adapter eines renommierten Kinderwagenherstellers gekauft. Diesen und auch Kinderwagenoberteile kann man mit einem von ihm konstruierten Verbindungsstück auf der Trägerfläche befestigen. „Dadurch hat der Rollstuhlfahrer das Baby direkt vor sich“, sagt er.

Der dritte Prototyp ist noch nicht ganz ausgereift

Noch ist das gute Stück nicht ganz ausgefeilt, das werde vermutlich noch ein halbes Jahr dauern. „Das ist erst der dritte Prototyp. Ich will auf jeden Fall das Gewicht noch optimieren und bessere Räder finden“, sagt Walter Föhl. Auch an seinem Vorsatzrad hat er lange herumgetüftelt, bis er ganz zufrieden war. „Aber das ist jetzt wirklich ausgereift“, sagt er.

Zwar sei es auch anstrengend, wenn viele Bestellungen kommen würden. Aber die Reaktionen seiner glücklichen Kunden freuen ihn immer. „Die meisten kommen sogar hierher, um das Rad genau anzupassen und sich alles zeigen zu lassen. Zu manchen Kunden haben wir eine sehr persönliche Verbindung“, sagt er. Erst jüngst kam wieder eine Mail, über die er sich sehr gefreut hat: „Da hat mir ein Kunde aus der Schweiz zu dem Produkt gratuliert. Wann passiert so etwas schon mal?“, sagt Föhl.