Die Feuerwehr schützt die Bäume ringsum mit einem Wasserstrahl. Foto: Edgar Layher

Meterhohe Flammen und eine enorme Hitze: Beim Osterfeuer in der Gemeinde Berglen werden 3000 alte Einwegpaletten verheizt. Das Ereignis lockt massenweise Besucher an.

Das Bauwerk am Rande der Ortschaft Rettersburg erinnert an ein gewaltiges Iglu. Eisige Temperaturen herrschen an diesem etwas grauen Ostersamstagabend allerdings nicht gerade, und eines ist sicher: Gegen 20.30 Uhr wird es hier richtig mollig warm sein. Dann werden die rund 3000 Einwegpaletten, die fleißige Schaffer in den Tagen zuvor mit viel Aufwand, Muskelkraft und der Hilfe eines Traktors zu einem riesigen, kreisförmigen Hügel aufgeschichtet haben, mit 16 Fackeln vor den Augen von gut tausend Besuchern in Brand gesetzt: Osterfeuer in Berglen.

Unterdessen läuft sich die Festgemeinde schon etwas warm. Eine Liveband spielt Rocksongs, an den Ständen stehen die Besucher für Lamm-Gyros, Rote Wurst und Bier Schlange. Rund um den Palettenhügel spielen Kinder Fange und Fußball, einige Erwachsene schießen mit ihren Handys Bilder vom noch unversehrten Holzstapel.

Ein Auswärtiger hat den Brauch nach Berglen gebracht

Das Osterfeuer habe in der Gemeinde Berglen Tradition, sagt Harald Häfner, der seit einigen Jahren das Ereignis am Ostersamstag organisiert. „Das hat vor 36 Jahren ein Auswärtiger aus dem Norden ins Leben gerufen, denn eigentlich sind Osterfeuer hier in der Gegend ja nicht so verbreitet.“ Harald Häfner ist selbst im Jahr 2010 zugezogen, wenn auch nur aus dem nahen Schorndorf. Er war von Anfang an Feuer und Flamme für das Ereignis. Als dem Osterfeuer vor rund acht Jahren das Aus drohte, hat er sich mit etlichen anderen aus dem Ort zusammengetan und kümmert sich seither Jahr für Jahr darum, dass der Palettenberg pünktlich zum Ostersamstag auf dem Gelände des Vereins Eintracht Rettersburg bereit steht und Besucher von rund 80 Helfenden mit Speisen und Getränken versorgt und durch den Ort zum Festgelände geleitet werden.

„Angefangen hat es mit einem Scheiterhaufen aus Baumschnitt“, erinnert sich Harald Häfner, „aber seit etwa 15 Jahren nehmen wir Paletten.“ Dank guter Beziehungen zu einer Entsorgungsfirma in Winnenden landen Jahr für Jahr rund 3000 Paletten in Rettersburg. Diese Spende sortiert eine etwa 20-köpfige Helfermannschaft und türmt sie dann Stück für Stück auf. „Wir stapeln außen herum zwei Ringe aus Paletten, in die Mitte kommen dann die schlechten Exemplare“, berichtet der Organisator. Würden die Einwegpaletten nicht verheizt, so würden sie im Häcksler landen, sagt Häfner und versichert, mittels einer Abschrankung werde in den Tagen vor dem Feuer verhindert, dass sich Tiere im Holzstapel verkriechen und ein Opfer der Flammen werden.

Meterhohe Flammen und AC/DC-Sound

Gegen 20.15 Uhr bricht langsam die Dämmerung herein. Der Vereinsnachwuchs führt einige Tänze vor, dann sind die Erwachsenen dran, die alle eine brennende Fackel in der Hand tragen. Danach geht es paarweise hinüber zum Palettenberg, jeder Erwachsene hält ein Kind an der einen und eine Fackel in der anderen Hand. Hinein mit der Fackel in den Holzstapel. Die Menschenmenge schart sich drumherum, es dauert nicht lange, bis das Holz zu brennen beginnt.

Schon nach kurzer Zeit schlagen meterhohe Flammen aus dem Stapel, es wird von Minute zu Minute heißer, geradezu höllisch heiß. Nun brennt der Palettenstapel lichterloh, die Besucher weichen zurück, und aus den Lautsprechern dröhnt der AC/DC-Song „Hells Bells“. Die Feuerwehr spritzt die Bäume in der nahen Umgebung schützend nass und hält auch das riesige Feuer im Zaum. „Die Feuerwehr macht aus dem Osterfeuer eine richtige Übung, das ist für sie ein Highlight“, sagt Harald Häfner. „Bis jetzt ist zum Glück immer alles gut gegangen.“