Jürgen Olma beim Treffen mit Redakteurin Sabine Armbruster. Foto: Werner Kuhnle

Eine Stunde im Ort mit Jürgen Olma. Der 56-jährige Oberstenfelder bringt Erfahrung als Bürgermeister mit.

Erdmannhausen - Jürgen Olma zählt zu den Frischluftfreunden. Deshalb hat er sich für das einstündige Gespräch mit der Marbacher Zeitung auch für einen Außentermin entschieden. Treffpunkt ist die Halle auf der Schray. „Hier ist man nicht nur draußen, sondern hat auch den Blick in die Weite“, erklärt der Bankbetriebswirt seine Wahl. „In der Natur bläst es einem den Kopf durch. Und es ist ja oft so im Leben, dass man Gegenwind kriegt.“

Den hat er auch als ehemaliger Bürgermeister von Widdern bekommen. Dort wurde er nach einer Amtsperiode nicht wiedergewählt. Dennoch möchte er nochmals kommunale Verantwortung übernehmen: „Das Leben geht immer weiter“, sagt er lakonisch. Er gehe keiner Diskussion aus dem Weg. Als Bürgermeister müsse man auch „grundsätzlich Menschen mögen“; das sei bei ihm der Fall. Und mit seinen 56 Jahren bringe er einerseits viel Lebenserfahrung mit, sei aber andererseits auch jung genug, um noch für zwei Amtsperioden zur Verfügung zu stehen, „falls das gewünscht wird“.

An seine Bewerbung für das Amt des Erdmannhäuser Rathauschefs ist er keinesfalls blauäugig herangegangen. „Ich hatte schon vorher im Hintergrund zu einzelnen Gruppierungen im Gemeinderat Kontakte geknüpft, um herauszufinden, ob es bei dem einen oder anderen eine gemeinsame Basis gibt“, verrät er. Denn: „Die Bürgerschaft ordnet bei der jetzigen Wahl dem bestehenden Gemeinderat einen neuen Mann zu; bei der späteren Kommunalwahl ist es dann umgekehrt.“

An dem Erdmannhäuser Gremium gefällt ihm, dass es recht ausgewogen ist. Und dass die Gemeinderäte sich stark ehrenamtlich im Ort engagieren. „Das ist auch nicht überall so“, weiß der Hobbymusiker, der bei verschiedenen Projekten im Musikverein Oberstenfeld, wo er lebt, Posaune spielt. Dass es in der Brezelgemeinde ein vielfältiges Vereinsleben und ein großes soziales Engagement der Bevölkerung gibt, sagt ihm ebenfalls zu, denn das mache vieles leichter: „Mit einem selbstbewussten Gemeinderat und einer aktiven Bürgerschaft kann man was bewegen“, ist er überzeugt.

Und dazu, was er gerne bewegen möchte, wenn er gewählt wird, hat er sich ebenfalls schon Gedanken gemacht. „Es wäre sinnvoll, ein Konzept zu entwickeln, wie Erdmannhausen im Jahr 2035 aussehen soll. Wie soll die Gemeinde wachsen und zu welchen Bedingungen?“ Denn der Verband Region Stuttgart habe Ende Januar einzelne Orte quasi „höhergruppiert“; auch Erdmannhausen gehöre dazu. Das sei eine Gelegenheit, die zwei Komponenten habe: Chance und Risiko. Für notwendig hält er dazu ein kommunales Wohnbauunternehmen. Dann habe die Gemeinde mehr Einflussmöglichkeiten. Wenn man das im Hinblick auf Ökologie und Ökonomie richtig anpacke, könne man auch Fördergelder bekommen. „Es geht nicht um Profit, aber die Grundrechenarten müssen berücksichtigt werden.“

Gut vorstellen könnte er sich auch einen Bürgerbeteiligungsbeirat – aus zwei Gemeinderäten, zwei Verwaltungsmitarbeitern und zwei Vereinsmitgliedern.

Und wie charakterisiert er sich selbst? „Überlegt, ziel- und lösungsorientiert, ruhig, ausgleichend“ – das sind die Stichworte, die zuerst kommen. Er versuche, in jedem das Positive zu sehen.

Er sei aber auch ein Genießer. Dazu brauche es übrigens nicht viel. Ihm reichten ein bequemer Sessel, Lounge-Musik und „ein blickdichter Rotwein“. Er schaffe es zum Glück immer wieder, solch kleine Rückzugsinseln zu finden.