Bei einer Erkundungsbohrung ist in 59 Metern Tiefe Anhydrid gefunden worden. Wenn in die Schicht Wasser eindringt, bildet sich Gips – und die Erde quillt auf Foto: factum/Granville

Um wegen der Böblinger Erdhebungen gegenüber den Versicherungen etwas Hieb- und stichfestes in der Hand zu haben, bedarf es eines Abschlussberichts des Landesamts für Geologie. „Die Freiburger arbeiten mit Hochdruck daran“, erklärt der Landrat Roland Bernhard.

Böblingen - Um wegen der Böblinger Erdhebungen gegenüber den Versicherungen etwas Hieb- und stichfestes in der Hand zu haben, bedarf es eines Abschlussberichts des Landesamts für Geologie. „Die Freiburger arbeiten mit Hochdruck daran“, erklärt der Landrat Roland Bernhard. Der Bericht über das nördliche Hebungsgebiet, in dem rund 90 Häuser Risse aufweisen und sich teilweise zur Seite neigen, wird im Herbst erwartet. Bereits im August will der Landrat die Gespräche mit den Versicherungen der Firma Gungl über die Schadensregulierung weiterführen. Bisher haben sich geweigert, auch nur einen Euro zu bezahlen.

Zu klären sei nun endlich, so Bernhard, in welchem Zeitraum die Firma Gungl bei welcher Versicherung unter Vertrag gestanden habe. Gungl hatte zwischen 2006 und 2008 die 17 festgestellten schadhaften Geothermiebohrungen ausgeführt und drei Mal die Versicherung gewechselt. Die Schadenshöhe für die rund 200 Gebäude schätzte der Freiburger Rechtsanwalt Eberhard Haaf auf 50 bis 60 Millionen Euro. Die Interessengemeinschaft Erdhebungen Böblingen (IGE-BB), deren Interessen Haaf wahrnimmt, dringt darauf, jetzt wenigstens die nötigen Reparaturen an den Häusern anzupacken, für die es den meisten Hausbesitzern aber an Geld fehlt.

Den Hilfsfonds, den die CDU-Kreisrätin Daniela Braun, IGE-BB-Mitglied und selbst von Gebäudeschäden betroffen, jüngst gefordert hatte, lehnten der Umweltminister Franz Untersteller und der Landrat ab. „Das wäre verhandlungstaktisch nicht geschickt“, so Bernhard. Schließlich sei es am Verursacher sich einen Ruck zu geben. Denn schließlich sei längst bekannt, dass ganz Böblingen auf Anhydridschichten liegt, die sich beim Anbohren und bei Wasser im Boden in Gips verwandeln und die Erde zum Aufquellen bringen. Dies zeigten die erste Erkundungsbohrung im Norden Böblingens und die Sanierung der schadhaften Geothermiebohrungen dort.

Bis dato sind sechs der acht unsachgemäß ausgeführten Bohrlöcher von Gungl im Heinrich-Heine-Weg saniert worden, in die bereits 10 800 Liter Zementsuspension gegossen wurden. Bis Ende Juli sollen auch die restlichen beiden Löcher gefüllt sein. Danach werden sieben weitere Bohrungen im Schliffkopf- und Herdweg saniert. Die Arbeiten dort sollen Ende des Jahres abgeschlossen sein.

Zwischen dem Heine-Weg und dem Schliffkopf- und Herdweg läuft derzeit die zweite Erkundungsbohrung, die Ende des Jahres beendet sein soll. In 59 Metern Tiefe sei man auf Anhydrid gestoßen, sagte Dusan Minic, der Pressesprecher im Landratsamt. Sämtliche Bohrungen seien in den Jahren 2006 bis 2008 gemäß der damals geltenden Rechtslage vom Landratsamt genehmigt worden, wies der Landrat erneut die Vorwürfe zurück, dass wider besseren Wissens über das mögliche Risiko grünes Licht erteilt worden sei.