Alles auf Erdbeere – die süße Frucht und die Händler stehen im Mittelpunkt beim alljährlichen Fest in der Esslinger Innenstadt. Foto: Horst Rudel

In der Esslinger Küferstraße, am Blarerplatz und Ottilienplatz steht das Erdbeerfest an. Die Händler machen damit aktiv auf sich aufmerksam. Doch wie beeinflusst der Leerstand die Händler und das Fest?

Esslingen - Leerstand? Auf dieses Wort reagiert mancher Einzelhändler in der Küferstraße etwas gereizt. „Es gibt hier nicht mehr Leerstand als woanders, wahrscheinlich sogar weniger. In der Pliensaustraße steht doch viel mehr leer als in der Küferstraße. Bei uns tut sich viel“, sagt etwa Ulrike Ehrmann von der Buchhandlung Provinzbuch. Seit 17 Jahren ist sie als Ladenbesitzerin in der Küferstraße und steht federführend hinter der Händler-Initiative, die seit mehr als 20 Jahren das Erdbeerfest in der Straße organisiert.

Das Fest mit rotem Teppich, Musik, Aktionen der Läden, Kinderspielständen und allerlei Leckereien rund um die Erdbeere soll Besucher in die Küferstraße, auf den Ottilien- und den Blarerplatz bringen und auf die Geschäfte aufmerksam machen. Das funktioniert auch ziemlich gut, für gewöhnlich sind die Gassen am Erdbeerfest voller Besucher und Flaneure.

Ansässige Einzelhändler sind zufrieden

Durch Schließungen, Leerstände und Renovierungen konnte man jedoch in letzter Zeit den Eindruck gewinnen, dass in der Küferstraße immer weniger los ist. Der Bereich hat in den vergangenen Jahren unter der Verlagerung des Einzelhandelsschwerpunkts in Richtung Bahnhof gelitten. Wie sehen das die Händler der Erdbeerfest-Gemeinschaft? Wer organisiert die Früchte-Sause, wenn gefühlt jede dritte Ladenfläche leer steht?

„Man sollte nicht immer nur darauf hinweisen, was es nicht mehr gibt, sondern vielmehr aufzeigen, was es noch gibt“, formuliert es Cornelia Burkhardt vom Juwelier Burkhardt. Mit ihrem Geschäft fühlten sich die Burkhardts in der Küferstraße sehr wohl. „Wir sind zufrieden hier.“ Auch Ehrmann teilt diese Meinung. „Mein Herz schlägt für die Küferstraße. Wandel und Veränderung gehören zum Geschäft, dem muss man begegnen.“

Zum Thema Wandel gehört auch die Tatsache, dass die Stadt vor kurzem neue Pläne vorgestellt hat. Die Küferstraße oder zumindest Teile davon, sollen in ein Gründerzentrum verwandelt werden. Dort sollen junge Unternehmer die Chance erhalten, bei kostengünstigen Mieten den Einstieg in die Selbstständigkeit vorzubereiten.

Es tut sich was auf den leeren Flächen

Der Wandel wirke sich jedoch kaum auf das Erdbeerfest aus, sagt Ehrmann. „Es sind immer die gleichen Leute, die das Fest organisieren. Die Läden, die jetzt leer stehen, haben sich daran nicht beteiligt.“ Von Leerstand in der Küferstraße könne gar keine Rede sein, sagt sie nachdrücklich. „Auf den meisten Flächen passiert doch jetzt was. Da wird renoviert und es ziehen neue Mieter ein. Das ist für mich kein Leerstand mehr.“

Tatsächlich wird in den ehemaligen Galerie-Räumen am oberen Ende der Küferstraße schon lange renoviert, dort zieht eine Bank ein. Gegenüber wurde ein kleiner Atelier-Raum auf Vordermann gebracht und Anfang des Jahres zog das Bio-Modelabel Die Rote Zora mit einem Ladenatelier in die Küferstraße. Damit gibt es ein zweites Geschäft für Bio-Mode, die vor Ort gefertigt wird. Das Label Wasni machte mit seinem inklusiven Geschäftsmodell für maßgefertigte Bio-Klamotten vor rund drei Jahren den Anfang. Der Geschäftsführer Daniel Kowalewski ist zufrieden mit seinem Standort. „Für uns war es damals Glück, dass es hier vorher einen Leerstand gab. Sonst hätten wir als Start-up nicht einziehen können.“ Auch er beteiligt sich am Erdbeerfest und hofft, dass der ein oder andere Besucher nicht nur seinen Erdbeer-Daiquiri schlürft, sondern auch einen Blick ins Innere des Ladens wirft. So wird es auch den meisten anderen Händlern gehen. Zu entdecken gibt schließlich genug in der Küferstraße.

Erdbeerfest
1. Juni, 10-18 Uhr, Esslingen.

Hier gibt es eine Übersicht über Freiluft-Feste im Kreis Esslingen.