Einsatz in Nepal: Michael Stegmaier kümmert sich um die Produktion von Trinkwasser Foto: THW

Zwei Wochen war Michael Stegmaier für das Technische Hilfswerk im nepalesischen Kathmandu, um die Bevölkerung in den umliegenden Dörfern mit Trinkwasser zu versorgen.

Herr Stegmaier, wie war die Lage, als Sie zwei Tage nach dem Erdbeben in Nepal angekommen sind?
Wir konnten zunächst gar nicht in Kathmandu landen, weil der Flughafen durch die ganzen Frachtmaschinen mit Hilfsgütern komplett verstopft war. Wir mussten knapp eineinhalb Stunden über dem Flughafen kreisen, bis wir die Landegenehmigung erhalten haben. Am Boden haben viele Menschen auf ihre Ausreise gewartet, der Flughafen war völlig überfüllt. Bereits auf dem Weg zur deutschen Botschaft haben wir diverse Schäden gesehen, aber es ist nicht so, dass die Hauptstadt in Trümmern liegt.
Was waren Ihre Aufgaben vor Ort?
Als Erstes haben wir die deutsche Botschaft unterstützt und dort ein kleines Flüchtlingscamp für deutsche Staatsbürger errichtet, deren Ausreise wir koordiniert haben. Dann habe ich Erkundungen zur Zerstörung der Trinkwasserleitungen durchgeführt, und schließlich haben wir die Trinkwasseraufbereitungsanlage aufgebaut, in Betrieb genommen und Trinkwasser produziert. Damit haben wir hauptsächlich die umliegenden Dörfer versorgt, in die das Wasser mit Tankwagen transportiert wurde.
Was waren die größten Herausforderungen?
Für mich persönlich war die größte Herausforderung, dass es mein erster Auslandseinsatz war – alles war fremd. Ich konnte mir daher vorher nicht vorstellen, was mich erwartet. Teilweise hat mich die Zerstörung schockiert. Ein Tempel ist zum Beispiel komplett eingestürzt, da war nur noch Schutt zu sehen. Wenn man sich vorstellt, dass dort zum Zeitpunkt des Bebens Menschen drin waren, die praktisch keine Überlebenschancen hatten, nimmt einen das mit. Herausfordernd war auch, dass man so wenig Schlaf hatte. Alles andere, zum Beispiel den Aufbau der Trinkwasseranlage, hatten wir zuvor oft genug geübt, das war kein Problem. Auch was die Ausrüstung angeht, haben wir den Großteil des Materials, knapp 13 Tonnen, mitgebracht.
Wie wurden Sie auf diesen Einsatz vorbereitet?
Für alle Helfer, die ins Ausland gehen, gibt es verschiedene Lehrgänge, zum Beispiel was Sicherheit oder auch Schlafentzug angeht. Da übt man dann schon mal 30 Stunden lang, damit man selbst einschätzen kann, wie man auf wenig Schlaf reagiert. Darüber hinaus besucht man eine Menge technische Lehrgänge, auf denen man trainiert, wie die Wasseraufbereitungsanlage betrieben wird. Insofern wird man sehr gut auf seinen Einsatz vorbereitet. Zudem ist in den Teams in der Regel maximal ein Neuer, alle anderen Teammitglieder sind sehr erfahren. Die Arbeit mit den Kollegen funktionierte sehr gut, obwohl sich nur drei oder vier von uns schon vorher kannten.
Gab es besondere Begegnungen?
Die Einheimischen sind sehr nett und sehr hilfsbereit. Sie haben uns, wo es ging, unterstützt. Das hat mich positiv überrascht, weil die Menschen trotz ihrer Not sehr gastfreundlich waren. Auch auf der Straße wurden wir oft angesprochen.
Wie geht die Bevölkerung mit den Folgen des Erdbebens um?
Dafür, dass es eine große Katastrophe ist, gehen die Menschen sehr gefasst und gelassen damit um. Der Aufbau hat bereits begonnen, die Leute räumen gemeinsam die Trümmer weg, vereinzelt werden auch schon wieder Mauern hochgezogen. Es herrscht keine Panik, kein Chaos, es gibt keine Plünderungen. Auch bei unserer Trinkwasserausgabe lief alles geordnet ab. Das hat mich beeindruckt.
Wie sieht Ihr persönliches Fazit aus?
Wir haben knapp 500 000 Liter Trinkwasser aufbereitet und an die Bevölkerung verteilt, das macht mich zufrieden. Ich würde jederzeit wieder in einen Auslandseinsatz gehen.