Mexikos Präsident Enrique Pena Nieto (Mitte) Foto: El Universal via ZUMA Wire

Der Präsident dankt der Bevölkerung: „Tapfer und mit Solidarität“ hätten die Mexikaner auf das Erdbeben reagiert. Die Suche nach Überlebenden in den Trümmern ist ein Wettlauf gegen die Zeit - die Opfer können höchstens drei Tage unter dem Schutt überleben.

Mexiko-Stadt - Nach dem schweren Erdbeben in Mexiko können viele Opfer nur noch tot geborgen werden. Inzwischen ist die Zahl der Todesopfer auf 250 gestiegen, wie der mexikanische TV-Sender Televisa am Donnerstag unter Berufung auf die Behörden mitteilte.

Demnach starben allein 115 Menschen in der Millionenmetropole Mexiko-Stadt. Hier stürzten knapp 50, teils sehr hohe Gebäude ein und begruben Menschen unter sich. In der Hauptstadt beteiligen sich Zehntausende Freiwillige am Abtragen der Schuttberge und versorgen obdachlos gewordene Menschen mit Wasser und Essen.

Chancen auf Überlebende sinken

Die Schule Enrique Rébsamen im Süden von Mexiko-Stadt ist zu einem Symbol für die Katastrophe geworden, die das schwere Erdbeben vom Dienstag in der Millionenmetropole ausgelöst hat. Mehr als 21 Schüler starben in den Trümmern. Dennoch arbeiten die Helfer noch über anderthalb Tage nach dem Beben fieberhaft, um unter anderem ein dort vermutetes 12-jähriges Mädchen noch lebend zu bergen. Doch die Chancen auf Überlebende sinken mit jeder Stunde.

Nach Einschätzung der Hilfsorganisation I.S.A.R. in Duisburg, die auf die Rettung von Verschütteten - gerade auch von Erdbebenopfern - spezialisiert ist, besteht für die Opfer etwa drei Tage eine Überlebenschance. „Abhängig von der Witterung und von der Trümmerstruktur, von den Hohlräumen, in denen sich die noch Lebenden befinden“, sagte die Leiterin der Hilfsorganisation, Daniela Lesmann, der Deutschen Presse-Agentur. „Ohne zu essen kann man einige Tage überleben. Ohne Wasser wird es nach 72 Stunden, je nach Witterung, sehr schwierig.“

Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto sprach seinen Landsleuten großen Dank für ihre „Tapferkeit und Solidarität“ aus und lobte das gemeinsame Anpacken. Überall in den betroffenen Städten und Gemeinden, auch außerhalb der Metropolregion, bildeten sich Menschenketten, um die Schuttteile weiterzureichen und so die Trümmer wegzuschaffen. Mit erhobenen Händen wurde um Stille gebeten, um mögliche Klopfgeräusche zu hören.

Anteilnahme aus dem Ausland

Neben der großen Hilfsbereitschaft der Mexikaner zeigte sich Peña Nieto auch überwältigt von der Anteilnahme aus dem Ausland. Aus allen Teilen der Welt habe Mexiko tausende Nachrichten erhalten. Aus zahlreichen Ländern, darunter auch Deutschland, wurden Helfer geschickt.

Schlagzeilen machte die Spendenbereitschaft der Schauspielerin Salma Hayek („From Dusk Till Dawn“, „Frida“). Die 51-Jährige kündigte an, für die Erdbebenopfer 100 000 US-Dollar (83 500 Euro) zu spenden und noch viel mehr Geld über eine Crowdfunding-Kampagne zu sammeln. „Bei dem verheerenden Erdbeben 1985 starben viele Freunde und ein Onkel, der mir sehr nahe stand“, teilte die US-amerikanisch-mexikanische Darstellerin am Mittwoch in einer Videobotschaft über ihren Instagram-Account mit. Der mexikanische Formel-1-Rennfahrer Sergio Pérez hat eine Spende von umgerechnet rund 140 000 Euro zugesagt.

Neben der Hauptstadt waren besonders die Bundesstaaten Morelos und Puebla betroffen. Im Bundesstaat Puebla stürzte in Atzala eine Kirche aus dem 17. Jahrhundert ein. Wie lokale Medien berichteten, begann um 13.00 Uhr eine Taufe, als um 13.14 Uhr die Erde zu beben begann und das Kirchendach einstürzte. Auch das Mädchen, das getauft werden sollte, wurde erschlagen von den Dachtrümmern, der Priester und ein Messdiener konnten noch flüchten. Elf Menschen wurden hier getötet.

Schulunterricht fällt vorerst aus

Für 14 Millionen Schüler in Mexiko fällt vorerst der Unterricht aus, um die Schulgebäude auf mögliche Schäden zu untersuchen. Nachdem fast fünf Millionen Menschen über Stunden ohne Strom zubrachten, ist zumindest das Stromnetz in weiten Teilen des Landes inzwischen wieder hergestellt.

Die Katastrophe hatte sich genau am Jahrestag des verheerenden Erdbebens vom 19. September 1985 ereignet. Damals staben nach Schätzungen knapp 10 000 Menschen. Das aktuelle Beben hatte eine Stärke von 7,1, das Zentrum lag rund 130 Kilometer südöstlich von Mexiko-Stadt bei Axochiapan.

Mexiko ist eines der erdbebengefährdetsten Länder der Welt. Viele der nun in der Hauptstadt beschädigten oder eingestürzten Gebäude wurden vor dem Erdbeben 1985 gebaut und entsprachen nicht den später eingeführten strengeren Baunormen. Das Land liegt am Pazifischen Feuerring, einer Zone entlang der Küsten des Pazifischen Ozeans. Hier treffen verschiedene Platten der Erdkruste aufeinander. Es kommt immer wieder zu starken tektonischen Verschiebungen und Verwerfungen.

Ein erneutes Beben am Feuerring erschütterte in der Nacht zu Donnerstag die Küste Chiles. 600 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago de Chile verzeichnete das chilenische Katastrophenschutzministerium (ONEMI) eine Stärke von 4,9 - jedoch wurden weder Opfer noch größere Schäden verzeichnet.