Ein Erdbeben hat die italienische Urlaubsinsel Ischia mitten in der Hochsaison erschüttert. Foto: AFP

Mehrere Stunden nach einem Erdbeben auf der italienischen Insel Ischia haben Feuerwehrleute zwei Kinder aus den Trümmern eines Hauses gerettet. Mindestens eine Frau wurde bei dem Beben getötet.

Rom - Bei dem Erdbeben auf Ischia (Italien) wurde mindestens eine Frau getötet, weitere 39 Menschen wurden verletzt, rund 2600 verloren ihr Zuhause. Der Erdstoß ereignete sich am Montagabend kurz vor 21 Uhr.

Zuerst wurde ein sieben Monate altes Baby gerettet, sieben Stunden später folgte sein älterer Bruder. Einsatzkräfte bemühten sich am Dienstag um die Bergung eines dritten Bruders. Auch zu ihm bestehe Kontakt, erklärte die Feuerwehr auf Twitter. Der Vater der Kinder sagte dem Fernsehsender Rai, die Jungen hätten sich während des Bebens in einem Schlafzimmer aufgehalten. Die schwangere Mutter konnte sich nach dem Beben selbst durch ein Fenster retten, dem Vater halfen Einsatzkräfte ins Freie.

Hotel und Krankenhaus evakuiert

Die italienische Erdbebenwarte INGV gab die Stärke des Bebens zunächst mit 3,6 an, hob sie später jedoch auf 4,0 an. Ihren Angaben zufolge wurde die Gemeinde Casamicciola im Norden der Insel am stärksten getroffen. Mehrere Gebäude in Casamicciola seien eingestürzt, sagte der Chef des Zivilschutzes der örtlichen Polizei, Giovanni Vittozzi, Sky TG24. Ein Hotel und ein Krankenhaus seien evakuiert worden. Casamicciola war 1883 von einem Erdbeben getroffen worden, bei dem 2000 Menschen starben.

Laut Erdbebenwarte INGV ereignete sich das Beben in einer geringen Tiefe von nur rund fünf Kilometern. Die US-Behörde USGS und die europäische Forschungsgesellschaft European-Mediterranean Seismological Centre (EMSC) gaben die Stärke des Bebens jeweils mit 4,3 an. Es habe sich jedoch in einer Tiefe von zehn Kilometern ereignet. Alle Forschungseinrichtungen orteten das Epizentrum des Bebens direkt vor der Insel Ischia im Golf von Neapel. Nach Angaben des Zivilschutzes folgten mindestens 14 Nachbeben.

Suchhunde im Einsatz

Einsatzteams des Zivilschutzes hatten sich bereits auf der Insel befunden, um gegen Waldbrände vorzugehen. Sie überprüften weitere Gebäude und Denkmäler. Mit Booten wurden zudem Suchhunde auf die Insel gebracht. Aufnahmen aus dem Erdbebengebiet zeigten eingestürzte Gebäude und beschädigte Häuser mit tiefen Rissen, Autos waren umgestürzt.

Ischia ist bei Touristen als Ferieninsel beliebt. Seit dem frühen Morgen waren Fähren im Einsatz, um die Touristen zurück aufs Festland zu bringen. Der Leiter des nationalen Architektenbeirats, Fabrizio Pistolesi, sagte dem Sender Sky, viele Häuser auf der Insel seien gebaut worden, bevor Erdbebenrichtlinien in Kraft traten. Zudem seien sehr viele Gebäude illegal und unter Missachtung der gültigen Normen erbaut worden.

Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe, Christos Stylianides, sagte Italien am Dienstag Hilfe zu. Zugleich würdigte er die Arbeit der Rettungskräfte. „Sie sind ein Vorbild für uns alle“, sagte er.