Der Antiheld und sein Gehilfe: Nikolaj Lie Kaas (li.) und Fares Fares in "Erbarmen". Foto: NFP

Spannend und düster, aber teils vorhersehbar: „Erbarmen“ ist eine Thriller-Verfilmung nach Jussi Adler-Olsen.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Erbarmen"

Stuttgart - „Skandinavien-Krimi“ geht ja mittlerweile als Genre-Bezeichnung durch für besonders abgründige und dabei anspruchsvolle Krimi-Kost. Deren Beliebtheit hat in den letzten Jahren inflationäre Filmadaptionen gezeitigt. Drei verschiedene Filmreihen nach Henning Mankells „Wallander“-Romanen und die auf Werken von Maj Sjöwall und Per Wahlöö basierenden „Kommissar Beck“-Fälle sind fürs Fernsehen produziert worden, die Verfilmungen von Stieg Larssons „Millenium-Trilogie“ offenbarten Potenzial auf der Leinwand. Auch die erste Verfilmung eines Romans des dänischen Bestseller-Autors Jussi Adler-Olsen peilt gleich das Kino an – wenngleich der vom ZDF mitproduzierte Thriller „Erbarmen“ in Optik und Figurenzeichnungen oft eher an einen TV-Film erinnert.

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Hauptfigur ist der sture Kommissar Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas), ein fast idealtypischer Antiheld. Nach einem missglückten Einsatz, bei dem ein Kollege getötet und ein anderer zum Krüppel geschossen wurde, wird er ins Sonderdezernat Q abgeschoben, das unaufgeklärte Fälle schnell abschließen soll. Sein freundlicher Assistent Assad (Fares Fares) nervt ihn, noch mehr aber nervt ihn die Schreibtischarbeit. Kein Wunder, dass er sich mit manischem Eifer an Neuermittlungen macht, als er auf den Fall der jungen Politikerin Merete Lynggaard stößt: Vor fünf Jahren verschwand sie während der Fahrt auf einer Fähre, was als Selbstmord eingeordnet wurde, obwohl nie eine Leiche gefunden werden konnte. Mørck und Assad finden bald immer mehr Ungereimtheiten, die auf ein Gewaltverbrechen hindeuten.

Wie die beiden ungleichen Ermittler Täter und Opfer allmählich näherkommen und dabei ausgerechnet von ihren Vorgesetzten gebremst werden – denn die sehen Mørcks unkonventionelle Methoden gar nicht gern –, ist überaus packend, mit stetig wachsender Spannung inszeniert, gesteigert noch dadurch, dass der Zuschauer früh mehr weiß: Rückblenden beleuchten das Schicksal Meretes, die in einer Druckkammer gefangen gehalten wird, was den ohnehin schon harten und düsteren Thriller noch um einige Szenen klaustrophobischen Psycho-Horrors anreichert.

Leider liegt die Auflösung etwas zu früh auf der Hand, während bei den an sich differenziert gezeichneten Hauptfiguren noch einige Leerstellen bleiben. Auch wenn diese in den angekündigten Fortsetzungen enthüllt werden, wirkt „Erbarmen“ dadurch eher wie der Pilotfilm einer Fernsehserie.

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