Foto: Eva Herschmann

Am Equal Pay Day am Samstag, 18. März, gibt es auf dem Marktplatz in Fellbach einen Infostand von der Fellbacher Frauenunion.

Fellbach - Ein Stapel roter Taschen liegt auf dem Tisch vor Sandra Nitschke und Barbara Hoefer. Wer nun linkspolitische Aktivitäten bei dem Duo vermutet liegt gänzlich falsch. Die Vorsitzende und die Schatzmeisterin der Fellbacher Frauenunion haben ein ganz anderes Anliegen: „Die Farbe soll auf die Ungleichheit der Gehälter hinweisen“, sagt Sandra Nitschke. Frauen schreiben im Beruf also rote Zahlen, denn der durchschnittliche Lohn- und Gehaltsabstand zwischen Frauen und Männern beträgt in Deutschland 21 Prozent. Umgerechnet in Tage arbeiten Frauen durchschnittlich also bis 18. März kostenlos, während der Durchschnittsmann durchweg voll verdient.

Deshalb will Sandra Nitschke als Vertreterin der Fellbacher Frauenunion und mit Unterstützung der städtischen Gleichstellungsreferentin Anneliese Roth am Samstag, 18. März, von 9 bis 10 Uhr auf dem Marktplatz präsent sein. An ihrem Stand informiert Sandra Nitschke über Ursachen und Hintergründe geschlechtsspezifischer Lohnunterschiede, möchte vor allem aber für deren Überwindung werben. „Es geht um die Leistung. Und Leistung hat kein Geschlecht“, sagt die 52-Jährige. „Wir wollen Gerechtigkeit in der Bezahlung. Es muss egal sein, ob ein Mann oder eine Frau arbeitet“, ergänzt Barbara Hoefer.

Frauen sind überdurchschnittlich häufig teilzeitbeschäftigt

Nach wie vor unterbrechen Frauen ihre Erwerbsbiografie familienbedingt häufiger als Männer und sind in schlecht bezahlten Berufen und Branchen überrepräsentiert. Ferner sind sie überdurchschnittlich häufig teilzeitbeschäftigt. Neben diesen erklärbaren Ursachen für eine Lohnlücke gibt es noch einen nicht erklärbaren Teil. Demnach verdienen Frauen sogar bei vergleichbarer Qualifikation und vergleichbarer Tätigkeit pro Stunde durchschnittlich rund sieben Prozent weniger als Männer.

Daraus ergeben sich nach Ansicht von Sandra Nitschke und Barbara Hoefer eine ganze Reihe an negativen Folgen wie etwa die finanzielle Abhängigkeit der Frauen von ihren Ehemännern. Weil sich die gesetzliche Rente nach dem Einkommen berechnet, wird die schlechtere Finanzlage über das Berufsleben hinaus zementiert und durch die Kombination von geringerem Lohn mit geringerer Lebensarbeitszeit sogar noch verstärkt. Hinzu kommt, dass Frauen nicht unbedingt weniger arbeiten. Tätigkeiten im Haushalt und für die Kinder lasten überwiegend auf ihren Schultern, sind aber unbezahlt und nur aus den Kindererziehungszeiten ergibt sich ein Rentenanspruch. „Diese Arbeit wird übersehen“, sagt Barbara Hoefer deswegen.

Manche Frauen nehmen noch nicht einmal den gesetzlichen Mutterschutz in Anspruch

Manche Frauen, etwa Selbstständige, nehmen nach ihrer Erfahrung noch nicht einmal den ihnen gesetzlich zustehenden Mutterschutz in Anspruch. Der Lohnabstand von 21 Prozent hat sich übrigens in den vergangenen Jahren kaum verringert. Deutschland liegt damit in der Europäischen Union auf dem drittletzten Platz und weit über dem EU-Schnitt von rund 17 Prozent.