Frauen bekommen nach wie vor im Durchschnitt weniger Geld für ihre Arbeit als Männer. Vor allem in Baden-Württemberg sind die Unterschiede groß. Warum ist das so?
Frauen verdienen in Baden-Württemberg einer Auswertung zufolge im Schnitt noch immer weniger als Männer. Im Jahr 2022 betrug der sogenannte Gender-Pay-Gap im Durchschnitt 6,08 Euro pro Stunde oder 23 Prozent, wie das Statistische Landesamt am Montag mitteilte. Damit klaffte die Lohnlücke im Südwesten deutlich weiter auseinander als im Bundesschnitt: Deutschlandweit betrug der Gender-Pay-Gap vergangenes Jahr 4,31 Euro oder 18 Prozent.
Laut einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hinken die Frauen beim Verdienst den Männern im Bodenseekreis sogar um 39,9 Prozent hinterher.
Beim bereinigten Gender-Pay-Gap, der strukturelle Unterschiede zwischen den Geschlechtergruppen herausrechnet, betrug der Verdienstunterschied in vergleichbarer beruflicher Position und Situation in Baden-Württemberg im Jahr 2022 sieben Prozent und blieb damit nahezu unverändert gegenüber 2018.
Wie kommen die Unterschiede zustande?
Unterschiedliche Branchen, Berufe und Anforderungsniveaus sowie Teilzeitarbeit seien die Gründe für den Lohnunterschied, erläuterte die Statistikbehörde zum internationalen Aktionstag für die Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen (Equal Pay Day) am 7. März.
Laut den IAB-Forschern arbeiten Frauen häufiger in Dienstleistungs-, Gesundheits- und Sozialberufen. „Tätigkeiten in diesen Bereichen sind meistens mit einem geringeren Verdienst verbunden als in von Männern häufig ausgeübten Tätigkeiten“, sagte Anja Rossen vom Regionalen Forschungsnetz des IAB.
Gering fiel der geschlechtsspezifische Verdienstunterschied allerdings bei Beschäftigten in der Altersgruppe von 15 bis 30 Jahren aus. Während Frauen im Alter von 17 und 18 Jahren durchschnittlich über ein Fünftel mehr als Männer verdienten, war der durchschnittliche Bruttostundenverdienst der Männer in der Altersgruppe zwischen 21 und 23 sowie zwischen 25 und 28 Jahren etwas höher als der der Frauen, wie das Landesamt weiter mitteilte.
Ab dem Alter von 29 Jahren steigt die Lohnlücke
Bei der Altersgruppe der 29-Jährigen wurde die Lohnlücke größer: Männer verdienten im Durchschnitt 6,0 Prozent mehr brutto pro Stunde als Frauen. Das Landesamt nannte als eine Erklärung, dass Freuen im Schnitt mit 29,2 Jahren erstmals Mutter werden - viele von ihnen gingen dann in Elternzeit mit Abstrichen bei Einkünften.
Ab dem 31. Lebensjahr stieg der Verdienstunterschied nahezu kontinuierlich an, ermittelten die Statistiker.
Das Steuersystem begünstige außerdem die Hausfrauen- und Zuverdiener-Ehe, kritisierte die Vizechefin des Deutschen Gewerkschaftsbunds im Südwesten, Maren Diebel-Ebers. Dies sei ein „großes Ärgernis“. Hier brauche es endlich zeitgemäße und geschlechtergerechte Modelle.