Eon hat für das vergangene Jahr einen Rekordverlust von 16 Milliarden Euro ausgewiesen. Foto: dpa

Eon schließt seine Neuaufstellung mit einem Paukenschlag ab: 16 Milliarden Euro Verlust hat der Energiekonzern im vergangenen Jahr gemacht. Nun wolle man durchstarten, gibt sich der Konzern selbstbewusst. Unsere Kommentartorin Eva Drews hat ihre Zweifel daran.

Stuttgart - Man kann sich nur die Augen wischen: Eon macht mit 16 Milliarden – das ist eine Zahl mit neun Nullen am Ende! – Euro den größten Verlust seiner Geschichte. Und niemanden regt das wirklich auf. Weder reagiert die Börse massiv, noch geht ein Aufschrei durch das Land. Da hatte der Eon-Vorstand wohl mit Schlimmerem gerechnet, denn es ist auffällig, wie oft die Herren des Gremiums bei der Pressekonferenz zur Bilanzvorlage in Essen Wörter wie „Schlussstrich“, „Befreiungsschlag“ oder „Neuanfang“ verwendeten und betonten, wie solide, ja gesund die Zahlen des Kerngeschäfts von Eon seien.

Die ruhige Zurkenntnisnahme des Eon-Ergebnisses für 2016 ist durchaus erklärbar, denn es war damit zu rechnen, dass der Verlust gewaltig ausfallen würde. Der Vorstand rund um Johannes Teyssen hat tatsächlich einen Befreiungsschlag gewagt und mit der Abspaltung der Großkraftwerke in die neue Gesellschaft Unipereinen Schlussstrich unter ein Geschäft gezogen, das zum Auslaufmodell geworden ist. Geld verdienen die Kraftwerke schon seit längerem kaum oder gar nicht mehr: Die wachsende Einspeisung erneuerbarer Energien hat den Börsenpreis so sinken lassen, dass der Einsatz der konventionellen Großkraftwerke kaum mehr lohnt.

Die Teilung von Eon aber hat viel Geld gekostet: etwa 14 Milliarden Euro des 16-Milliarden-Euro-Verlustes gehen auf die Zweiteilung zurück. Die restlichen zwei Milliarden Euro Verlust resultieren aus der Einigung, die die Atomkonzerne im Herbst mit der Bundesregierung über die Kostenverteilung des Atomausstiegs erzielt haben. Der Grund für Eons Rekordverlust liegt also tatsächlich in der Befreiung von Risiken: Von denen der konventionellen Stromerzeugung und von denen des Atommülls.

Ist jetzt also alles gut und die Zukunft sieht rosig aus? Mitnichten. Sicher hat sich Deutschlands größter Energiekonzern elementarer Risiken entledigt. Doch das Drama ist noch lange nicht ausgestanden. Bei gerade einmal zwei mageren Prozent liegt die Eigenkapitalquote des Konzerns noch, und die Schuldenlast ist im letzten Jahr gewachsen. Zugleich ist die Aussicht, in Zukunft das dicke Geld zu verdienen, nicht eben gut. Erneuerbare Energien sind viel kleinteiliger zu managen als es die großen Kraftwerksblöcke waren, und die Nase vorn haben dabei andere. Die Netze garantieren zwar eine verlässliche Rendite – die aber lässt sich nicht steigern, denn sie wird staatlich reguliert. Und im Vertrieb schließlich suchen mit allerlei Dienstleistungen derzeit alle in der Branche noch nach dem Ei des Kolumbus.

Eon wolle nun mit einem durchweg gesunden operativen Geschäft selbstbewusst durchstarten, sagte Vorstandschef Johannes Teyssen bei der Bilanzvorlage. Nur wie er das machen will, hat er noch nicht verraten. Den geplanten Abbau von 1000 Stellen, die Intensivierung der Sparmaßnahmen und die Veräußerung von Beteiligungen kann er mit „durchstarten“ wohl kaum gemeint haben. Und was seine Vorstandskollegen ansonsten an Plänen vorstellten, ist eher kleinteilig. Es bleibt noch eine Menge zu tun.