Der Entwicklungsstandort von Bosch in Schwieberdingen aus der Luft: In der vorderen Bildmitte befindet sich die neue Betriebskantine. Foto: Bosch

Der Konjunkturabschwung trifft auch den Entwicklungsstandort von Bosch in Schwieberdingen: Der Konzern muss Investitionen zurückstellen und will künftig eher Personal abbauen als aufbauen.

Schwieberdingen - Es sind keine rosigen Zeiten, denen der Technologiekonzern Bosch entgegenblickt: sinkende Nachfrage bei Dieselfahrzeugen, dazu eine weltweit sinkende Autoproduktion und eingetrübte Aussichten in den bislang wachstumsstärksten Märkten China und Indien. Erst am Dienstag hatte der Bosch-Chef Volkmar Denner verkündet, dass der Konzern um einen Personalabbau nicht herumkomme – ohne jedoch konkrete Zahlen zu nennen.

Auch am Entwicklungsstandort Schwieberdingen wird man in Zukunft den Gürtel enger schnallen müssen. „Wir sind sehr zurückhaltend mit Neuanstellungen“, sagte der Standortleiter Thomas Pauer beim Pressegespräch am Mittwoch. So werde sich die derzeitige Rekordzahl an Mitarbeitern – 7100 – im kommenden Jahr wohl eher reduzieren – vor allem durch Mitarbeiter, die in den Ruhestand gehen werden.

Ein geplantes Bürogebäude wird erst mal nicht gebaut

Im vergangenen Jahr hatte man noch händeringend 600 Fachkräfte für den Ausbau des Bereichs Elektromobilität am Standort gesucht – die auch akquiriert werden konnten, zum Teil durch interne Umverteilungen, zum Teil durch Neuanstellungen. Auch behilflich war dabei ein internes Programm in Kooperation mit vier Hochschulen, bei dem Mitarbeiter aus konventionellen Bereichen, beispielsweise Ingenieure rund um den Verbrennungsmotor, binnen eines dreimonatigen Studiums umgeschult werden zu Experten in Sachen E-Mobilität. „Viele dachten, dass das nicht gehen kann, aber es funktioniert“, sagte Pauer.

Auch bei den Investitionen übt sich Bosch in Schwieberdingen in Zurückhaltung: Von den ursprünglich geplanten 50 Millionen Euro will der Konzern in diesem Jahr nur 38 Millionen ausgeben. Ein neues Bürogebäude werde zurückgestellt. „Wir sind aufgrund der wirtschaftlichen Situation eingebremst“, sagte Pauer.

Der Verbrennungsmotor bleibt wichtig für Bosch

Ein visionäres Projekt des Mutterkonzerns werde dennoch auch in Schwieberdingen verfolgt: ein CO2-neutrales Unternehmen von 2020 an. So werden im kommenden Jahr von insgesamt 35 Millionen Euro vier Millionen Euro in den Umweltschutz investiert. Der größte Anteil davon gehe in den Aufbau von Photovoltaik-Anlagen. Aber auch energetische Sanierungen von Gebäuden, eine Effizienzsteigerung des Blockheizkraftwerks sowie die Umstellung aller Büros auf LED-Licht sollen helfen, dieses Ziel zu erreichen. So wolle man bis zum Jahr 2030 100 Gigawattstunden Strom einsparen – was laut Pauer dem jährlichen Stromverbrauch von Bietigheim-Bissingen entspricht.

Bosch steckt in Schwieberdingen viel Geld und Energie in den Ausbau der Elektromobilität. Hier werden beispielsweise die 48-Volt-Batterie für Hybrid-Fahrzeuge sowie die sogenannte eAchse entwickelt – eine Kombination aus Elektromotor, Leistungselektronik und Getriebe. Dennoch geht man davon aus, dass im Jahr 2030 noch drei Viertel aller Neufahrzeuge mit einem Verbrennungsmotor betrieben werden – wenn auch oft in Hybridform. „Für uns ist es also auch wichtig, den Verbrennungsmotor weiter zu entwickeln“, sagte Mathias Pillin, Mitglied des Bereichsvorstands Powertrain Solutions.

Bei Bosch freut man sich auf Porsche

Dass sich neben dem Konzern durch Porsche bald ein Hersteller von E-Fahrzeugen in Schwieberdingen ansiedeln könnte, begrüßt man. „Das müsste allen Vorteile bringen“, sagte Pauer. Man werde sich nicht in die Quere kommen, was die Akquise von Mitarbeitern angeht. Die Schwieberdinger hatten jüngst per Bürgerentscheid dafür gestimmt, dass oberhalb des Bosch-Firmengeländes ein regionaler Gewerbeschwerpunkt mit 23 Hektar Größe entwickelt werden darf. Porsche möchte dort auf 15 Hektar ein Werk entwickeln für die Produktion des neuen elektronischen Taycan-Modells.