Maike Rees inmitten ihrer Schüler. Foto: privat

Die 19-jährige Zuffenhäuserin Maike Rees hat drei Monate lang Kinder in einem kleinen Dorf in Nepal unterrichtet.

Zuffenhausen - Die Menschen dort leben wie im Mittelalter“, sagt Maike Rees immer noch ein wenig verwundert. Drei Monate, von Ende Oktober bis Ende Januar, ist die junge Zuffenhäuserin in dem kleinen nepalesischen Dorf Amalbas gewesen, um dort Grundschüler in den Fächern Englisch und Mathematik zu unterrichten.

Ohrenbetäubender Verkehrslärm, von Abgasen geschwängerte Luft, heruntergekommene Straßen und Gebäude: „Als ich in Kathmandu aus dem Flugzeug stieg, erlebte ich einen Kulturschock“, erinnert sich die 19-Jährige an ihren ersten Tag in Nepal. Glücklicherweise ging es nach drei Tagen per fünfstündiger Busfahrt weiter zum eigentlichen Ziel ihres Freiwilligendienstes, dem Dorf Amalbas. Im Gegensatz zur nepalesischen Hauptstadt schien dort das Leben still zu stehen. Hühner, Ziegen und Büffel säumten die Wege, auf den Feldern zogen Ochsen Pflugscharen, an einen Internetanschluss oder vernünftigen Handy-Empfang war nicht zu denken. „Strom gab es nur nachts, damit man das Licht einschalten konnte“, erzählt die Zuffenhäuserin. Vier Wochen lang sei das Dorf sogar komplett ohne Elektrizität gewesen, da das Aggregat ausgefallen war.

Überwältigende Gastfreundschaft

Trotz der für mitteleuropäische Verhältnisse primitiven Bedingungen gewöhnte sich die künftige Studentin der Medien- und Kommunikationsinformatik rasch an die neue Umgebung. „Ich habe gemerkt, dass man auch ohne materielle Dinge gut leben kann“, beschreibt sie ihre Erfahrungen. Die Gastfreundschaft der Menschen sei schlichtweg überwältigend. Ständig werde man zum Tee eingeladen, und als einzige Europäerin vor Ort müsse man viel über die eigene Heimat erzählen.

Gewohnt hat Rees in einem Gästehaus, dass der Hilfsorganisation „Nepalmyhome“ gehört. Die hatte das Haus, ebenso wie die Grundschule des Dorfes, vor einiger Zeit gebaut. Die kleine Hilfsorganisation, die sich über Spenden finanziert, war 2007 von Dieter Schaldach in Köln gegründet worden. Maike Rees hatte sie übers Internet gefunden und war mit Schaldach in Kontakt getreten, der sie schließlich nach Amalbas vermittelte. „Ich wollte unbedingt nach Asien“, erzählt die 19-Jährige, die bereits mit dem Ferdinand-Porsche-Gymnasium in China gewesen war. Ins Reich der Mitte zog es sie deshalb nicht wieder, weil sie mit den dortigen politischen Verhältnissen nicht einverstanden ist. Auf Nepal fiel auch deshalb die Wahl, weil es dort im Winter keine Malaria gibt. Flug, Unterkunft und Verpflegung hat sie, mit Unterstützung ihrer Eltern, selbst bezahlt.

Unterricht an der Grundschule

Jeden Tag hat die Abiturientin Zweit- und Drittklässler der Grundschule fünf Schulstunden lang unterrichtet. Bevor der Unterricht vormittags um zehn Uhr begann, mussten viele der Kinder ihren Eltern bei der Versorgung des Viehs, der Bewirtschaftung der Felder oder im Haushalt helfen. „Die Erwachsenen stehen dort um fünf Uhr auf, die Kinder eine Stunde später“, berichtet Rees. Zwar übernachtete die junge Frau im Gästehaus, gekümmert um sie hat sich aber eine Gastfamilie. Bei der wurde meist auch gegessen. Auf den Tisch kam oft Reis, aber auch Bratkartoffeln oder Reisnudeln, die extra für den Gast aus dem fernen Deutschland zubereitet worden waren. „Getrunken habe ich Tee, und zwar literweise“, erzählt die Zuffenhäuserin. Die Einheimischen würden zwar Wasser trinken, dies sei aber nicht abgekocht und deshalb für Europäer relativ gefährlich.

„Auf Dauer könnte ich dort nicht leben, mir würde einfach die Infrastruktur fehlen“, sagt Rees. Auch die Gesundheitsversorgung lasse sehr zu wünschen übrig, wer ins Krankenhaus wolle, müsse nach Kathmandu fahren. „Als ich wieder zurück daheim war, habe ich erst einmal ein langes Bad genommen“, erzählt sie und sagt: „Abends hat mich dann meine beste Freundin besucht, bis früh morgens haben wir über meine Erlebnisse geredet.“