Bekommt Ludwigsburg eine weitere Solarthermieanlage? Laut OB Matthias Knecht ist das durchaus eine Überlegung wert. Foto:  

Erst die Coronapandemie, jetzt der Krieg in der Ukraine: Diesen Krisen zum Trotz will die Verwaltung die Stadt weiter entwickeln. Was ist noch möglich? Und wo drohen Einschnitte?

Die Botschaft von Oberbürgermeister Matthias Knecht ist eindeutig: In den vergangenen Jahren hat sich Ludwigsburg gut entwickelt – und auf dem Erreichten will man sich nicht ausruhen. Wie sich die Barockstadt bis zum Jahr 2030 weiterentwickeln soll und kann, bei dieser Frage hat die Rathausspitze mit dem Gemeinderat auf einer Klausur Leitpfeiler eingeschlagen.

Die Bürgerschaft bekommt in den kommenden Monaten die Möglichkeit, sich zu beteiligen, der Gemeinderat wird die Ziele spätestens Anfang des nächsten Jahres verabschieden. Dass die Stadtentwicklung im Zuge zweier einschneidender Krisen – wobei die Coronapandemie ein beachtliches Loch in den Haushalt gerissen hat – vorangetrieben wird, macht eine Priorisierung nötig.

Wohnen Immer mehr Familien haben Ludwigsburg in den vergangenen Jahren verlassen und sind in umliegende Städten und Gemeinden gezogen, wo sie leichter ein Haus oder eine Wohnung fanden. Dabei seien gerade sie für die Entwicklung einer Stadt, beispielsweise für das Vereinsleben, wichtig, betont Knecht.

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Dass die Baupreise immer mehr steigen, dagegen kann die Verwaltung wenig tun, ein eigenes Förderprogramm würde den Rahmen sprengen, so Knecht. Deshalb will die Stadt auf die Landes- und Bundespolitik einwirken. Die Förderprogramme für energieeffizientes Bauen, die zuletzt für viele überraschend abgeschafft wurden, müssten einen Ersatz bekommen. Da „Wohnraumpolitik auch Bodenpolitik“ sei, müsse sich die Stadt künftig stärker um Bauplätze bemühen. „Das soll aber keine Kriegserklärung an die privaten Bauträger sein“, beteuert Knecht. Möglicherweise müsse man die Aufgabenfelder, die die Wohnbau Ludwigsburg und die privaten Bauträger übernehmen „neu sortieren“.

Bildung und Betreuung Um die Megainvestition von 150 Millionen Euro ins Bildungszentrum West kommt die Stadt nicht herum. Auch sonst „ist klar, wir müssen etwas tun“, sagt Knecht. Zumal das Bildungsangebot ein wichtiger Faktor für Familien ist. Um Erzieherinnen zu gewinnen, hat die Stadt kürzlich eine Kampagne gestartet. Innerhalb der ersten Woche haben sich immerhin acht Bewerberinnen gemeldet. Und: Die Stadt will sich auch im Ausland – etwa in Spanien und Portugal – nach geeignetem Personal umsehen.

Mobilität Mit den jüngsten Beschlüssen zur Stadtbahn sei man bei diesem Projekt „auf einem guten Weg“, findet der OB. Der Ausbau von Bus-, Fuß- und Radverkehr sei „an der Zeit“, da seien sich Verwaltung und Gemeinderat einig. „Das ist aber kein Abgesang auf das Auto“, so Knecht. Ein Mix „verschiedener Verkehrsmittel“ sei wichtig.

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Klima und Energie Der Krieg in der Ukraine hat das Thema Energieversorgung zwangsläufig in den Fokus gerückt. Es sei auch an den Stadtwerken, weitere Schritte in Richtung „Energieautarkie“ zu unternehmen, so Knecht. Zu prüfen, wo eine weitere Solarthermieanlage, wie auf dem Römerhügel, gebaut werden könne, lohne genauso, wie die Frage danach, ob und wie die Windkraft genutzt werden könne.

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Wo wird gespart? Weil Sparen angesagt ist, kann die Stadt nicht alle Projekte so angehen, wie sie das geplant hatte. In den Bereichen Kultur, Sport und Gesundheit und Tourismus werden Investitionen eher hinten angestellt. Der Zeitplan für große Bauprojekte müsse teils „gestreckt“ werden, so Knecht. Treffen könnte es die Mehrzweckhalle in Oßweil und die Sporthalle in Poppenweiler. Statt fünf Radwege im Jahr zu bauen könne man eben nur einen realisieren. Institutionen wie die Schlossfestspiele würden nicht komplett in Frage gestellt. Allerdings wird die Stadt ihre Zuschüsse an der ein oder anderen Stelle zurückfahren. Andere Veranstaltung – etwa die venezianische Messe oder der Pferdemarkt – könnten seltener stattfinden.

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