Die Bezirksbeiräte und Bürger begutachten die Entwürfe fürs neue Rosenstein-Viertel Foto: Eva Funke

Um Details kümmern sich die Planer später

Stuttgart - Der kleine Sitzungssaal im Rathaus war zu klein, denn statt der regulären Sitzung des Bezirksbeirats Nord war eine gemeinsames Treffen der Beiräte aus Mitte, Nord und Ost im mittleren Sitzungssaal angesagt. Vorgestellt wurden den Gremien die beiden Siegerentwürfe des Rosenstein-Wettbewerbs.

Sebastian Sage vom Bezirksbeirat Nord (SPD) sieht bei beiden Entwürfen die Gefahr, dass die „Insellage“ des Gebiets Nordbahnhof weiter verstärkt wird. „Es ist Aufgabe bei der Überarbeitung der Entwürfe, die Zäsuren zu überwinden“, sagte er. Außerdem forderte er, dass die Stadtverwaltung in Sachen Kulturnutzung sagen soll, was sie will, und dafür einen Investitionsplan aufstellen muss. Ralph Wöhrle (Grüne) aus Nord warnte davor, die Planung den Investoren zu überlassen. „Das Milaneo sollte begrünt werden, passiert ist nichts“, sagte er und stellte fest, dass er sich mit den Hochhäusern des zweitplatzierten Entwurfs nur dann anfreunden könne, wenn eine Dachbegrünung Pflicht ist.

Vor der Diskussion erläuterten die Architekten ihre Entwürfe. Der Siegerentwurf des Stuttgarter Büros ASP Architekten und Köber Landschaftsarchitekten schlägt Blockrandgebäude mit inneren Plätzen und so genannte Quartierhubs vor. Das sind Gebäude am Quartiersrand zum Parken und für Gemeinschaftseinrichtungen. Im Bereich Mittnachtstraße soll sich das neue Stadtviertel zum Schlossgarten öffnen. Obwohl nicht Bestandteil des Wettbewerbs ist in dem Entwurf auch vorgesehen, die B 14 entlang des Schlossgartens zu überdeckeln. Dadurch soll eine bessere Verbindung zwischen dem Stuttgarter Osten und dem Norden geschaffen werden. Der zweitplatzierte Entwurf des Büros Laux Architekten (Stuttgart/München) sieht eine „Uptown“ am Rand des Rosensteinparks vor mit bis zu 90 Meter hohen Hochhäusern hinter dem S 21-Gelände als Auftakt zum neuen Stadtviertel. Beide Entwürfe sind nicht detailliert ausgearbeitet, sollen das auch gar nicht sein. Vorgeben werden soll jetzt nur die Struktur des neuen Viertels.

CDU kann sich ein Klein-Manhattan Vorstellen

Die CDU kann sich eine Bebauung mit Hochhäusern durchaus vorstellen. „Ein Klein-Manhattan im Stuttgarter Norden inmitten einer großen Parklandschaft ist etwas Neues in Stuttgart und hat durchaus Charme“, sagte Timo Haug (CDU) aus Nord. Für die SÖS-Linke-Plus ist genau das keine innovative Idee: „Es gilt Hochhäuser zu vermeiden“, ist Jürgen Klaffke (Nord) überzeugt. Die FDP kann beiden Entwürfen etwas abgewinnen. „Aber wie passen Hochhäuser und günstiges Wohnen zusammen? Entstehen Luxusappartements wie in der Cloud 7?“, wollte Jochen Dehmer (FDP) aus Mitte wissen. Und Anna Kedziora (Frei Wähler) aus Nord schlug vor, die besten Ideen aus beiden Entwürfen zu verwirklichen.

Ines Laux erklärte, dass sich auch Hochhäuser mit moderater Höhe kostengünstig bauen lassen und dies nicht automatisch zum Luxus werde oder ins Gegenteil umschlage. Statt einer Fassadenbegrünung sieht der Entwurf ihres Büros wie auch das der Konkurrenz das Pflanzen von Bäumen vor: Im Entwurf ihres Büros ist ein „urban Forest“, ein Stadtwald, eingeplant.

Markus Weismann vom Büro ASP Architekten wies auf Studien hin, die belegen, dass ab dem vierten Geschoss eines Gebäudes der Kontakt der Bewohner zu ihrem sozialen Umfeld abreißt. Akzente setzen die Architekten in ihrem Entwurf mit drei Hochhäusern von jeweils rund 40 Metern Höhe. Die Frage nach der Nahversorgung, die Christa Bauer (Grüne) vom Bezirksbeirat Mitte stellte, soll nach den Vorstellungen der ASP Architekten dadurch gelöst werden, dass es in den Randbereichen der Quartiere Läden gibt.

Bis zum Sommer sollen die Entwürfe überarbeitet sein. Wichtiges Kriterium sei die Auseinandersetzung mit der Topografie und die Verbindung zum Schlossgarten“, stellte Detlef Kron, Leiter des Amts für Stadtplanung und Wohnen fest. Frei macht die Bahn die ersten Flächen des Geländes vermutlich frühesten 2026.