Kann nun doch wie geplant zum Trainingslager der DFB-Elf reisen: Nationalkeeper Manuel Neuer. Foto: dpa

Diese Nachricht sorgte für erste Erleichterung: Der WM-Einsatz von Manuel Neuer und Philipp Lahm ist nicht in Gefahr, sagt der FC Bayern. Bundestrainer Joachim geht aber mit zwei weiteren Sorgenkindern in die WM-Vorbereitung nach Südtirol.

Diese Nachricht sorgte für erste Erleichterung: Der WM-Einsatz von Manuel Neuer und Philipp Lahm ist nicht in Gefahr, sagt der FC Bayern. Bundestrainer Joachim geht aber mit zwei weiteren Sorgenkindern in die WM-Vorbereitung nach Südtirol.

Berlin - Das passt in diese zerrüttete WM-Saison: Nun kämpft Joachim Löws Nummer eins Manuel Neuer um die rechtzeitige Brasilien-Fitness und auch Kapitän Philipp Lahm muss gleich zu Beginn des Trainingslagers eine mehrtägige Zwangspause einlegen. Die angeschlagenen Münchner Profis werden am Mittwoch zum Auftakt der Vorbereitung der Fußball-Nationalmannschaft nach Südtirol reisen und auch ihre WM-Teilnahme ist derzeit laut FC Bayern nicht in Gefahr. Aber: Wann Löws Schlüsselspieler mit voller Kraft in die Titelmission einsteigen können, war auch nach den mit Spannung erwartenden Untersuchungen am Montag bei DFB- und Bayern-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ungewiss.

Neuer erlitt beim Pokalsieg über Borussia Dortmund einen kleinen Einriss am Kapselbandapparat im rechten Schultereckgelenk und trägt zur Entlastung in den kommenden Tagen eine Armschlinge. Im DFB-Teamcamp im Passeiertal soll er dann mehrmals täglich behandelt werden. Die Ausfalldauer ist aber noch nicht präzisiert. Je nachdem, wie die Behandlung anschlage, werde Neuer ins Training einsteigen können, sagte Bayern Münchens Mediendirektor Markus Hörwick.

Lahm muss nach einem Bluterguss im linken Sprunggelenk als Folge eines Kapseleinrisses vom Samstag eine fünf- bis siebentägige Trainingspause einlegen, reist aber ebenfalls mit nach Südtirol. „Die Bänder und der Knochen sind in Ordnung, das ist das Entscheidende“, sagte Hörwick.

Löw hatte mehrfach und auch am Montag nochmals daraufhingewiesen, wie wichtig absolute Fitness in Brasilien sein wird. Nun hat er neben Rückkehrer Sami Khedira gleich drei weitere Leistungsträger, die mit Fragezeichen in die unmittelbare Turniervorbereitung gehen. Denn neben Neuer und Lahm bleiben auch bei Bastian Schweinsteiger Fitness-Fragezeichen wegen der Entzündung der Patellasehne, die schon seinen Finaleinsatz im Pokal verhinderte. Noch ist nicht absehbar, wenn der 101-malige Nationalspieler wieder voll belastbar sein wird.

Internetfotos und TV-Bilder von Neuer hatten zu Wochenbeginn die Sorgen in Richtung Fußball-WM vergrößert. Die lädierte Schulter wurde mit einer Bandage stabilisiert. Der Münchner hatte sich beim 2:0-Sieg seines Clubs im DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund bei einer unglücklichen Abwehraktion außerhalb des Strafraums die Blessur zugezogen. Der 28-Jährige konnte am Samstag die Partie zwar beenden, musste am Montag aber bei Müller-Wohlfahrt vorstellig werden. Lahm sagte dem TV-Sender Sky, nach seinem eigenen Arzttermin er „gehe davon aus“, bei der WM in Brasilien spielen zu können - und verschwand in einer Seitenstraße.

Löw ist vor dem Camp "durchaus optimistisch"

Nach einer langen Saison kommen viele WM-Kandidaten ausgelaugt und mit einigen Wehwehchen in das Fünf-Sterne-Hotel Andreus in Südtirol. Bis zum 31. Mai haben Löw und sein großer Trainerstab Zeit, in einer Mischung aus Rehabilitation, Aufbauarbeit und harten Übungseinheiten die körperlichen Defizite zu beseitigen und die Brasilien-Fahrer in Topform zu bringen. Nach zwei Testspielen am 1. Juni in Mönchengladbach gegen Kamerun und am 6. Juni in Frankfurt gegen Armenien reist das Team am 7. Juni ins WM-Stammquartier nach Brasilien, wo der letzte Feinschliff folgen soll.

Am Montag erneuerte Löw nochmals eine wichtige Voraussetzung für die Titel-Mission. „Ich betone dies gerne noch einmal: Das Turnier wird allen Spielern körperlich alles abverlangen. Die Spieler, die mit nach Brasilien kommen, müssen also topfit und voll im Rhythmus sein“, wurde Löw am Montag vor den Diagnosen aus München auf der Internetseite des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zitiert: „Dafür steht vorher das Trainingslager im Passeiertal in Südtirol an.“

Khedira, ein halbes Jahr nach seinem Kreuzbandriss wieder im Spielbetrieb, wird erst nach dem Champions-League-Finale mit Real Madrid nach Norditalien nachreisen. Ungeachtet der personellen Sorgen versprach Löw: „Wir werden gut vorbereitet sein. Ich freue mich auf die Testspiele, auf jede Trainingseinheit, die Zeit in Südtirol und dann auf alles, was uns in Brasilien erwartet.“

Löw ist vor dem elftägigen Camp „durchaus optimistisch“, das große WM-Ziel erreichen zu können: „Nur weil andere Teams gut sind, heißt das nicht, dass wir nicht auch gut oder sogar noch besser sein können. Wenn alles ideal läuft. Wenn wir alle alles tun.“ Eine Garantie auf den Titel habe niemand, unterstrich der Freiburger nochmals: „Es kann ja nur heißen: Wir wollen Weltmeister werden. Aber ich kann nicht sagen: Wir werden Weltmeister.“

Für die Gemeinde St. Leonhard ist das elftägige Trainingslager des DFB Herausforderung und Glücksfall zugleich. Bürgermeister Oswald Tschöll ist überzeugt, dass alles „gut klappt und wir das hier gut über die Bühne bringen“. Insgesamt haben die Gemeinden des Passeiertales und der Tourismusverband gut eine halbe Million Euro investiert, um beste Bedingungen zu bieten. Als Gegenwert erhoffen sich die Gastgeber eine nachhaltige Werbung für die Region. „Logischerweise hat dieses Event für uns einen touristisch unheimlich großen Werbeeffekt. Überall in den Medien wurden wir schon erwähnt, das ist unbezahlbar“, betonte Tschöll.

Der Sportplatz von St. Martin, wo die Nationalmannschaft trainiert, wurde aufwendig hergerichtet, was rund 80 000 Euro gekostet hat. Zudem musste kurzfristig noch ein neuer Rollrasen verlegt werden. „Im Großen und Ganzen sind wir bereit“, sagte Tschöll.