Der Riedsee in Stuttgart-Möhringen wird gerade vom Schlamm befreit. Zuvor hat der Anglerverein die Fische entnommen. Foto: privat

Das Erdreich aus dem Teich in Stuttgart-Möhringen wird als Baustoff wiederverwertet. Zunächst wird es auf einem Feld getrocknet. Die Fischer freuen sich, und auch in Filderstadt wird entschlammt.

Möhringen/Filderstadt - Seit Tagen fahren Bagger im Riedsee herum: Bis Anfang März wird vom Grund des Teichs in Stuttgart-Möhringen eine etwa 50 Zentimeter dicke Schlammschicht abgetragen, damit der Wasserstand steigen kann und das Leben im Riedsee Fahrt aufnimmt. Der ausgebaggerte Schlamm wird derzeit neben dem Teich auf einem Feld abgelagert.

Aber dort bleibt er nach Angaben der Stadt Stuttgart nur vorübergehend: „Der Schlamm ist nach der Entnahme noch so nass, dass er auf einer landwirtschaftlichen Fläche unmittelbar am See für circa zwei Monate zwischengelagert wird, um eine so weitgehende Entwässerung zu erreichen“, teilte ein Sprecher der Stadt auf Anfrage unserer Zeitung mit. Der Schlamm sei dem Sprecher zufolge nährstoffreich, und es lägen keine unzulässigen Belastungen hinsichtlich des Bodenschutzes vor, somit sei die Zwischenlagerung auf dem Feld „eher positiv für die landwirtschaftliche Fläche“. Auch für Kleinlebewesen und Amphibien sei die Lagerung auf dem Feld eher von Vorteil, „weil diese die Gelegenheit haben, aus dem Schlamm zu entkommen und wieder in ihren angestammten Lebensraum zurück zu gelangen.“

Nach der Trocknung, so die Stadt, sei der Schlamm aus dem Riedsee zur Wiederverwertung bei Baumaßnahmen geeignet. Er könne zum Beispiel „als Material für eine Dammschüttung bei einer Straßenbaustelle oder die Auffüllung einer Baugrube zum Beispiel nach einem Kanalbau verwendet werden“.

Krebstiere, Muscheln, Amphibien, Fische und Pflanzen

Franco Agostini, der Vorsitzende des Anglervereins Möhringen, erinnert sich, dass der Riedsee zuletzt vor 35 Jahren entschlammt worden ist. „Ich habe als kleiner Bub dabei zugeschaut“, sagt er. Damals hätten die umliegenden Landwirte sich den Schlamm abgeholt, um die nährstoffreiche Masse als Dünger auf ihren Feldern zu verteilen.

Agostini und seine Vereinskameraden haben sich lange für die Entschlammungsaktion stark gemacht. Zu oft sei der See gekippt. Das bedeutet, dass sich zu viele Nährstoffe im Wasser angereichert haben, die das Wachstum von Algen begünstigen. Diese wiederum entziehen dem Wasser Sauerstoff, Fische ersticken und verrotten. Der niedrige Wasserstand am Riedsee habe diesen Vorgang begünstigt, so Agostini. Immer wieder hätten die Vereinsmitglieder mit Lüftungsaktionen Sauerstoff ins Wasser gepumpt, „aber das war für die Fische kein schönes Leben mehr“. Er hofft nun, dass sich das künftig ändern wird. „Es geht uns um das Gesamthabitat mit Krebstieren, Muscheln, Amphibien, Fischen und Pflanzen. Das ganze Wasser soll wieder eine Symbiose sein.“

Entschlammt wird derweil auch anderswo: Im Rahmen einer Pflegemaßnahme wurde der Wasserstand des Bärensees in Filderstadt um etwa einen Meter abgelassen. Im nächsten Schritt wird dieser Tage der freigelegte Schlamm im Bereich des Frischwasserzulaufs entnommen. Im Anschluss daran soll der See dann wieder auf seinen gewohnten Füllstand gebracht werden.