Der VfL Wolfsburg hat den Trainer, Manager und Geschäftsführer Felix Magath entlassen. Foto: dpa

Nach einer Kette von Pleiten, Missgriffen und Querelen hat der VfL Wolfsburg reagiert und Trainer, Manager und Geschäftsführer Felix Magath entlassen. Jetzt muss sich der Club neu aufstellen.

Wolfsburg - Zwischen zwei Saunagängen erfuhr Lorenz-Günther Köstner von seiner Beförderung: Der bisherige Trainer der Amateurmannschaft betreut ab sofort als Interimscoach die Profis des VfL Wolfsburg. „Ich habe zugesagt, der Verein liegt mir am Herzen“, sagte Köstner, der von 1990 bis 1993 Co-Trainer von Christoph Daum beim VfB Stuttgart war und in der Saison 1993/94 die Stuttgarter Kickers trainierte. Von Januar 2010 an hatte er die Wölfe als Nachfolger des damals entlassenen Armin Veh schon einmal für fünf Monate in der Bundesliga trainiert.

Der Anruf auf das Handy des 60-Jährigen kam aus der Zentrale des Mutterkonzerns Volkswagen und setzte den Schlusspunkt unter einige dramatische Stunden, die in der Trennung vom bisherigen Cheftrainer Felix Magath gegipfelt hatten. Für 12 Uhr hatte VW-Aufsichtsratschef Francisco Javier Garcia Sanz den Wolfsburger Meistertrainer von 2009 nach sieben sieglosen Spielen, zuletzt vier Niederlagen und 0:10 Toren sowie dem Sturz ans Tabellenende zum Rapport bestellt. Um 12.30 Uhr verließ Magath als Ex-Trainer das Gelände. „Ich kann dazu nichts sagen, machen Sie es gut“, sagte er zu Reportern. Später baten Co-Trainer Bernd Hollerbach und Konditionstrainer Werner Leuthard um Auflösung ihrer Verträge.

Wegen seiner Funktion als Trainer, Manager und Geschäftsführer hinterlässt Magath ein Machtvakuum. „Wir werden uns Gedanken machen, wie die Struktur künftig aussehen soll“, sagte Sanz. Als Manager ist Christian Nerlinger im Gespräch, der im Sommer als Sportdirektor bei Bayern München entlassen worden war. Kandidaten für das Traineramt sind Bernd Schuster (vereinslos) und Guus Hiddink vom russischen Erstligisten Anschi Machatschkala.

Seit seiner Rückkehr im März 2011 hatte Magath 26 Spieler für rund 71 Millionen Euro verpflichtet

Der Verein stellte die Trennung dar, als sei die Initiative von Magath (59) ausgegangen. Er habe den Club darum gebeten, „da er nicht möchte, dass der Verein in Mitleidenschaft gezogen wird“. Als ob der „Napoleon von der Aller“ mit seiner angsteinflößenden Menschenführung und katastrophalen Personalpolitik nicht genug Schaden angerichtet hätte.

Seit seiner Rückkehr im März 2011 hatte Magath 26 Spieler für rund 71 Millionen Euro verpflichtet, von denen acht wieder weg sind und sieben kaum noch eine Rolle beim VfL spielen. Die jüngsten Neuzugänge, Bas Dost, Naldo, Emanuel Pogatetz, Ivica Olic und Fagner, enttäuschten. Mit Naldo lieferte sich Magath einen Kleinkrieg. Spielmacher Diego, den er 2011 ausgebootet hatte, holte er zurück, setzte ihn zuletzt aber nicht mehr ein. Die Quittung: Von sechs befragten Profis wollte angeblich nur Kapitän Diego Benaglio mit Magath weiterarbeiten.

Die Trennung von Magath ist auch eine Niederlage für VW-Boss Martin Winterkorn, der den Aschaffenburger 2011 im Alleingang zurückgeholt hatte. Die Hoffnungen auf eine ähnlich erfolgreiche Zusammenarbeit wie von 2007 bis 2009, als Magath die Wölfe sensationell zum deutschen Meistertitel geführt hatte, erfüllten sich aber nicht.

Magath wollte am Donnerstag eigentlich in ein Kurz-Trainingslager aufbrechen – angeblich auch deshalb, um Winterkorn aus dem Weg zu gehen, der am Mittwochabend von einer Dienstreise nach Brasilien zurückgekommen war. Indirekt hatte Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß seinem Intimus und Bayern-Aufsichtsrat Winterkorn die Trennung empfohlen: „Wenn eine Mannschaft, die so gut besetzt ist wie nie, plötzlich nicht mehr laufen will, sind die Spieler entweder vom Training kaputt oder sie spielen gegen den Trainer.“ Manager Christian Heidel vom Ligarivalen FSV Mainz 05 kritisierte: „Es kann mir keiner erzählen, dass eine Person die Aufgaben eines Managers und eines Trainers gleichzeitig erfüllen kann. Die Probleme liegen eine Ebene höher. Wenn man alle Macht einer Person gibt, müssen sich die Entscheidungsträger hinterfragen.“