„Fire and Fury“ – das Enthüllungsbuch über Trump – ist zum Bestseller geworden. Foto: AP

Kaum ein Buch sorgt derzeit für so viel Wirbel wie Michael Wolffs süffisante Abrechnung mit der bisherigen Präsidentschaft von Donald Trump. Der Hype macht sich auch in Stuttgart finanziell bemerkbar.

Stuttgart - Im Hause Rowohlt in Hamburg genießt derzeit ein Buch höchste Priorität, das dieser Tage in der Buchbranche für die größten Schlagzeilen sorgt. Der Verlag hat die deutsche Lizenz für „Fire and Fury“ (Feuer und Wut) erworben – Michael Wolffs Enthüllungsbuch über US-Präsident Donald Trump. Sechs namhafte Übersetzer arbeiten daran, damit es möglichst schnell veröffentlicht werden kann. Am 19. Februar soll erscheinen. Details über die Verhandlung und die Lizenzgebühr kommuniziert der Verlag nicht. Auch die Höhe der Startauflage könne man nicht nennen. Klar aber ist, dass man auf einen größtmöglichen Erfolg in Deutschland hofft. Und der könnte auch in Stuttgart Freude verbreiten, wo mit der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck die Konzernmutter von Rowohlt ihren Sitz hat.

Die Vorzeichen sind vielversprechend: „Fire and Fury“ hat zum Verkaufsstart am vergangenen Freitag in den USA die Bestsellerlisten erklommen und war vielerorts vergriffen. Laut „New York Times“ soll es bereits rund eine Million Vorbestellungen geben, allein mehrere Hunderttausend E-Books seien schon verkauft worden. Was Stefan von Holtzbrinck, der den Vorsitz der Geschäftsführung der von seinem Vater Georg von Holtzbrinck gegründeten Verlagsgruppe innehat, noch mehr freuen dürfte: Das Buch wird von Henry Holt verlegt. Der 1866 gegründete New Yorker Verlag gehört ebenfalls wie Rowohlt zu Macmillan Publishers und damit wiederum zum Verlagsimperium mit Sitz im Stuttgarter Stadtteil Gänsheide. Holtzbrinck hatte Macmillan Publishers 1999 vollständig erworben. Für den künftigen Umsatz und Gewinn Holtzbrincks könnte das von großer Bedeutung sein. Im vergangenen Jahr wies die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck immerhin einen Umsatz von rund 1,7 Milliarden Euro aus. Mehr noch: Auch das Geschäft mit den Lizenzen für „Fire and Fury“ wird weiter Geld einspielen. Welche bisher verkauft wurden, beantwortete Henry Holt bis zum Redaktionsschluss nicht.

Die Frage ist, wie lange sich der Hype um das Buch hält

Die Lizenzkäufer werden – ähnlich wie der Rowohlt Verlag – ein großes Interesse daran haben, „Fire and Fury“ möglichst schnell für den jeweiligen Markt zu übersetzen. Denn die Gefahr ist, dass sich der Hype um das Buch zu schnell abschwächen könnte. Schließlich wurden in den Medien bereits die interessanten Details über Trumps Regentschaft genannt. Thomas Rathnow, Mitglied der Geschäftsführung bei der Verlagsgruppe Random House, zeigte sich in einem Interview mit dem „Deutschlandfunk Kultur“ bereits skeptisch. Es sei „in der Tat nicht leicht, ein zweites Mal so eine Medienwelle zu entfachen“, sagte er. Das heißt: Wäre das Buch bereits vergangene Woche in Deutschland erschienen, hätte der Buchhandel sicherlich auf der Erfolgswelle gesurft.

Ein Mann surft dort derzeit ganz obenauf – zumindest wenn es um die sonst eher bescheidene Auflage von Geschichtsbüchern geht. Der Historiker Randall Hansen – Professor an der Universität von Toronto – hatte sein Buch über die Bombardierung Deutschlands durch die Alliierten bereits vor knapp zehn Jahren unter demselben Titel „Fire and Fury“ veröffentlicht – allerdings mit dem Zusatz: „The Allied Bombing of Germany, 1942-1945“. Dem US-Sender CBS erzählte er, nun habe er sein Buch auf mehreren Bestsellerlisten entdeckt. Auf Twitter schrieb Hansen süffisant: „Schulde ich jetzt Bannon & Trump eine große Summe Tantiemen? Falls das so ist, dann kennt die Ironie keine Grenzen.“