Kühe (Symbolbild) leben normalerweise auf der Weide. Wald-Kühe wie „Hermien“ sind eher die Ausnahme. Foto: dpa

Rund 1,6 Millionen Kühe gibt es in den Niederlanden. Doch alle reden nur noch von „Hermien“. Die Kuh ist vor sechs Wochen aus dem Schlachthaustransporter ausgebüxt und lebt seitdem in einem Wald.

Den Haag/Stuttgart - Ganz Holland kennt nur noch ein Thema: „Hermien“. Die Kuh ist vor sechs Wochen ausgebüxt, um ihr Kuh-Leben vor dem Schlachter zu retten. Seitdem lebt sie in einem Waldstück nahe der niederländischen Stadt Lettele. „Die Kuh kann schneller laufen als ein Reh“, sagte der Anwohner Hans Wolters, der mehrere Videos von „Hermien“ machen konnte.

Eine von 1,6 Millionen

Nach Angaben des Haager Statistikamtes (CBS) leben rund 1,6 Millionen Kühen in niederländischen Ställen. Doch ausgerechnet das braune Rindvieh hat es unseren Nachbarn angetan. „Hermien“ hat es inzwischen sogar zu mehreren Zeitungsartikeln, YouTube-Videos und einem eigenem Hashtag gebracht. Unter #JeSuisHermien werben Fans der Ausreißerin für ihre Begnadigung. „Koe ‚Hermien‘ gered van de slacht“ (Kuh „Hermien“ vor dem Schlachten gerettet), titelt etwa das „Algemeen Dagblad“ aus Rotterdam.

Königlicher Beistand für „Hermien“

Königlicher Beistand kommt von Pieter van Vollenhoven (78), dem tierliebenden Schwiegersohn der ehemaligen Königin Beatrix. Er rief auf Twitter zu Crowfunding-Spenden auf, um „Hermien“ ihrem rechtmäßigen Besitzer abzukaufen und vor dem Schlachthaus zu bewahren. Der Tierschutzorganisation „Party for the Animals“ zufolge sind bereits 50 000 Euro für die Freiheit „Hermiens“ gesammelt worden.

„Make ‚Hermien‘ fat again“

Unter dem Slogan „Make Hermien fat again“ (Macht „Hermien“ wieder fett) werben Fans auf T-Shirts und Baseballkappen für ihre Rettung.

Als sie im Dezember auf den Lkw in Richtung Schlachthof verladen werden sollte, konnte „Hermien“ fliehen. Seitdem versteckt sie sich im Wald und will ihn partout nicht verlassen. Alle Versuche von Jägern, Tierärzten und Bauern, das flüchtige Tier im Dickicht wieder einzufangen, sind bisher fehlgeschlagen. „Hermien“ konnte ihren Verfolgern bisher immer ein Schnippchen schlagen.

Siebter Sinn?

Fast scheint es, als habe das Tier einen siebten Sinn. Anders können sich viele nicht erklären, warum „Hermien“ ihr nahendes Ende hat kommen sehen. Vielleicht ist die Sache aber auch viel profaner. Der freiheitsliebende Paarhufer ist sehr menschenscheu und äußerst misstrauisch.

2011: Der Fall „Yvonne“

Der Fall erinnert stark an Kuh „Yvonne“ aus dem österreichischen Kärnten, die im Mai 2011 in Bayern verkauft werden sollte. Bei der Ankunft im neuen Stall suchte sie das Weite und konnte sich fast 100 Tage in den Wäldern bei Mühldorf am Inn verbergen. Inzwischen genießt „Yvonne“ auf dem Gnadenhof Gut Aiderbichl im Deggendorf mit anderen Kühen ihren Lebensabend.