Karsten Speck bei den Proben zur neuen Varieté-Show Foto: Peter Petsch

Er war die Hoffnung der TV-Branche. Dann, 2004, der Einbruch: Karsten Speck wird wegen Betrugs zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Inzwischen ist er wieder da, führt durch das neue Varieté-Programm. Er macht das, was er am besten kann: singen, plaudern, die Menschen unterhalten.

Stuttgart - Er war die Hoffnung der TV-Branche. Dann, 2004, der Einbruch: Karsten Speck wird wegen Betrugs zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Inzwischen ist er wieder da, führt durch das neue Varieté-Programm. Er macht das, was er am besten kann: singen, plaudern, die Menschen unterhalten.
 
Herr Speck, auf dem Plakat zur Varieté-Show „Visionen“ erinnern Sie an einen Magier. Zaubern Sie auch?
In der Vergangenheit hätte ich mir manchmal gewünscht, zaubern zu können. Um Gutes herbeizuzaubern. Aber das kann ich leider nicht. Ich bin ein großer Fan des Varietés und verzaubere das Publikum auf meine Art. Insofern ist das Plakat eine gute optische Metapher.
Die Sparda-Welt ist eine nüchterne Bühne. Wie verkraftet das das Varieté?
Das sehe ich nicht so. Die Sparda-Welt ist für mich eine besondere Location. Wir sind nicht im alten Friedrichsbau, der etwas samtiger daherkam. Wir sind auf dem Weg zu Neuem. Mit der Rückprojektion auf der Bühne haben wir technische Möglichkeiten, die man sonst im Varieté nicht hat.
Hatten Sie Einfluss aufs Programm?
Man hod mi mache lassa. Nein, im Ernst, ich hab’ einen schönen Eingangstitel und ein schönes Schlusslied geschrieben. Mein Job ist es, zwischen den Acts zu vermitteln – und da konnte natürlich meine Ideen einbringen. Regisseur Ralph Sun hat mich immer auf dem Laufenden gehalten und mir gesagt, wen er in die Show holen will.
Helfen Sie uns auf die Sprünge: Ekaterina Demina macht Kontorsion?
Ist keine Schweinerei. Ekaterina ist eine sehr aparte Schlangenfrau. Wenn man sie sieht, meint man, man muss zum Orthopäden.
Und was ist Bouncing-Jonglage von Girma Tsehai?
Wir haben nicht viel Platz nach oben, aber was Girma mit Bällen macht, ist unglaublich. Er jongliert mit den Bällen nach unten, das ist weltklasse. Ich habe so etwas noch nie gesehen.
Gibt es einen Unterschied, ob man auf einer intimen Varieté-Bühne oder in einer Halle vor Fernsehpublikum auftritt?
Im Grunde ist es egal, ob es 200 oder 2000 Leute sind. Es geht darum, die Menschen gut zu unterhalten. Natürlich hast du in kleinen Räumen einen direkteren Draht zum Publikum. Aber präsent sein musst du überall.
Die künstlerische Ausbildung in der DDR hatte einen guten Ruf.
Es gab in der DDR keine Musical-Schule wie die Stage in Hamburg, an der du als Entertainer ausgebildet wirst. Ich hatte an der Schauspielschule Gesangs-, Tanz- und Fechtunterricht und Akrobatik – aber danach bist du natürlich kein Moderator, das kam erst im Lauf der Jahre. Hans-Joachim Kulenkampff war auch Schauspieler, das vergessen immer viele. Er hatte die Gabe, gut zu plaudern. Ich habe mir das auch angeeignet, ohne mich jetzt mit dem großen Kuli vergleichen zu wollen.
Sind Sie der letzte Überlebende des DDR-Fernsehens?
Nein, meine erste große Show von „Ein Kessel Buntes“ hatte ich nach der Wende. Das ist auch so ein Irrtum, der durch die Medien geistert. Ich war an der Schauspielschule und bin dann zum Kabarett Die Distel gegangen. Das war insofern eine Chance, da wir in den Westen fahren durften. Wir waren auch mal eine Woche in Paris und haben dort DDR-Kabarett gespielt, das war spannend.
Sie durften im Ausland Witze über die DDR reißen?
Es war erstaunlich, was in den drei, vier Jahren vor der Wende möglich war. Wir sangen nach der Melodie von „Ein Freund, ein guter Freund“ der Comedian Harmonists „Der Feind, der böse Feind“. Wir hatten nicht jede künstlerische Freiheit, natürlich wurde mal ein Programm verboten. Aber es war schon einiges möglich. Wenn eine Abnahme anstand, dann hat man einen Brocken reingeschrieben, von dem man wusste, dass der nicht durchgeht. So konnten wir Trojaner einschleusen, von denen sie nichts mitbekommen haben.
Man liest und hört überall, die große Samstagabend-Show sei tot.
Ich glaube, dass eine gute Unterhaltungsshow die Leute noch immer interessiert, man müsste sie nur dem Zeitgeist anpassen. Wenn Sie eine Show von Helene Fischer fürs Fernsehen produzieren, dann ist das gut, aber halt auch sauteuer. Das macht kein Sender ein paarmal im Jahr. Joko und Klaas finde ich cool, aber ich glaube nicht, dass das der Stil ist, der samstagabends Millionen vor die Glotze lockt. Die gesamte Bandbreite kriegt man nur, wenn man breiter aufgestellt ist. Aber es ist natürlich heute schwer, mehr als vier, fünf Millionen Zuschauer zu erreichen.
Wenn Ihnen ein Sender eine Samstagabend-Show anbieten würde, wären Sie bereit?
Auf jeden Fall bereit, weil es etwas ist, was mich interessiert.
Harald Schmidt hat mal gesagt, wenn ein Unterhalter auf die Bühne kommt, müsse das Publikum den Eindruck haben, als käme er gerade vom Golfplatz.
Kein schlechter Satz. Ob mir diese Golfplatzatmosphäre bei der Varieté-Premiere schon gelingt, weiß ich nicht. Wichtig ist: Man muss sein Publikum lieben, um diese Leichtigkeit zu erreichen.
Kürzlich waren Sie in der TV-Serie „Der Knastarzt“ zu sehen. Bekamen Sie die Rolle auf Grund Ihrer persönlichen Erfahrung?
Nein, ich spielte einen Lehrer, der im Gefängnis unterrichtet und die Insassen so provozierte, wie man das besser nicht tun sollte. Meine Rolle hatte mit dem privaten Karsten Speck nichts zu tun. Das würde ja bedeuten, dass jeder Schauspieler, der einen Mörder spielt, jemanden umgebracht haben müsste.
Lassen Sie uns über das Thema sprechen, über das Sie, so wurde uns gesagt, nicht so gern reden. Wie ist das, wenn man im Gefängnis sitzt? Denkt man da über seine Schuld nach? Wird man geläutert?
Ich habe die Fehler, die ich im Leben gemacht habe, mit mir selbst ausgemacht und sie nicht öffentlich diskutiert. Für das, was passiert ist, habe ich die Verantwortung übernommen – und hart dafür bezahlt. Wichtig in dieser Zeit aber war, dass ich arbeiten durfte. Ich saß nicht den ganzen Tag in der Zelle.
Sie waren Freigänger?
Ja, das ist in Deutschland der Regelvollzug. Das war kein Promibonus. Irgendwann aber muss man zu dem Punkt kommen, an dem man das hinter sich lässt. Ich möchte mich wieder mit dem beschäftigen, was mir immer am wichtigsten war, meinem Beruf als Schauspieler und Entertainer.
Es gibt im Gefängnis also keinen Promibonus?
Im Gegenteil. Ich bin sehr korrekt behandelt worden. Irgendwelche Bonusgeschichten haben daraus nur die Boulevardmedien gemacht.
Das wird ja im Fall von Uli Hoeneß auch immer wieder kolportiert.
Was mich stört, ist, dass selbst ernannte Experten bei all den Fehlern, die Uli Hoeneß zweifelsfrei gemacht hat, sein Lebenswerk ganz aus den Augen verlieren. Ich wünsche, dass er diese Zeit gut übersteht. Ich sage das nicht nur als Bayern-Fan, der ich seit Kindesbeinen an bin.
Letzte Frage zum Thema: Kommen irgendwann Ihre Memoiren heraus?
Die Chance hätte ich längst gehabt. Ich bekam Angebote von großen Verlagen. Bisher war mein Mitteilungsbedürfnis nicht so groß, dass ich mir dachte, ich müsse die Öffentlichkeit an dem Privaten von mir teilhaben lassen. Ob ich das nie machen werde, weiß ich nicht.
Sie sind demnächst im „Traumschiff“ zu sehen. Was hat Sie gereizt, die Rollen oder der Drehort?
Für mich ist Wolfgang Rademann einer der besten Produzenten, den dieses Land hervorgebracht hat. Jemandem, der so ein Gespür hat für das, was viele Menschen sehen wollen, dem kann man nicht widersprechen, wenn er anruft und fragt: „Hättest du Zeit und Lust?“ Für die Filmcrew ist jeder Drehtag Arbeit, die Schauspieler haben aber schon mal einen freien Tag. An Orten wie Malaysia und Myanmar zu drehen ist ein Geschenk.