In der rauen Landschaft der Schwäbischen Alb im Kreis Esslingen haben frühere Generationen trotz wenig technischer Hilfsmittel tiefe Spuren hinterlassen. Eine neue Online-Sammlung führt auf Entdeckungsreise auch zu wenig bekannten Attraktionen.
Was haben die Limburg in Weilheim, der Lautertallimes in Dettingen, die Burg Wielandstein in Lenningen, die Schopflocher Torfgrube und die Ackerstufen in Bissingen-Ochsenwang gemeinsam? Sie gehören zu den 100 kulturhistorischen Highlights im Biosphärengebiet Schwäbische Alb – ausgewählt von einem Expertenteam, das bekannte und weniger bekannte Attraktionen mit kurzen Texten und vielen Bildern in einer neuen Online-Sammlung vorstellt.
Das von der Unesco ausgezeichnete Biosphärengebiet, dem bislang 29 Städte und Gemeinden aus den Landkreisen Esslingen, Reutlingen und dem Alb-Donau-Kreis angehören, ist mit seinen Streuobstwiesen, Wacholderheiden und Buchenwäldern eine einzigartige Kulturlandschaft „und zeichnet sich durch eine besonders reichhaltige Geschichte aus“, hebt Roland Heidelberg von der Geschäftsstelle des Biosphärengebietes hervor.
Es hält eine Fülle von Zeugnissen menschlicher Arbeit und Kunstfertigkeit bereit. Diese zeugen von frühen Siedlungen, der Urbarmachung des Landes, aber auch von Wehrhaftigkeit, Bürgerstolz und den politischen wie sozialen Entwicklungen der neueren Zeit. „Auf dieses Erbe“, sagt Heidelberg, „wollen wir aufmerksam machen und so das Wissen darüber bewahren.“
Bereits 2019 hat es in einem Arbeitskreis erste Überlegungen zu diesem Projekt gegeben, berichtet er. Konkret wurde die Idee dann 2023: Ein Team aus engagierten Historikerinnen und Historikern hat zahlreiche im Biosphärengebiet liegende Attraktionen zusammengetragen und dann eine, wie Heidelberg betont, „ausgewogene Auswahl getroffen“. Wichtig sei dem Redaktionsbeirat dabei gewesen, „die Gänze der Epochen von der Steinzeit bis zur Neuzeit sowie unterschiedliche Kategorien wie historische Persönlichkeiten, Kunstwerke, Gebäude und Kulturlandschaft in einer gerechten Verteilung darzustellen“.
Neben Burgen, Schlössern, Museen und Kleindenkmalen tauchen in der Online-Sammlung auch archäologische und historische Stätten sowie literarische oder immaterielle Besonderheiten auf. Beginnend von der Keltenzeit über das Mittelalter bis hin in die Neuzeit mit Reformation, Industrialisierung und Strukturwandel werden einem breiten Publikum spannende Informationen auf einem Blick vermittelt.
Interessierte erfahren zum Beispiel, was man am Pfingstberg zwischen den Lenninger Ortsteilen Schlattstall und Gutenberg entdecken kann. So mag einem die Parzellierung des Hangs bei einem Spaziergang dort nicht auffallen. Dass hier unsere Vorfahren das Relief an dem schwer zu bewirtschaftenden Hang durch den Anbau von Feldfrüchten wie Kartoffeln geprägt haben, wird erst in der Drohnenaufnahme deutlich sichtbar. Diese sogenannten Hackländer entstanden wohl im 19. Jahrhundert und wurden noch bis ins 20. Jahrhundert genutzt.
Online-Sammlung könnte um weitere Highlights wachsen
Die 100 Highlights sind zwar noch nicht vollständig. Aber auch die 70 bereits online gestellten Datensätze zeigen eindrücklich die Vielfalt und Reichhaltigkeit des kulturellen und geschichtlichen Erbes im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Wie Heidelberg hinzufügt, wurden auch schon einzelne Attraktionen in die Sammlung aufgenommen, die bislang noch nicht in dem Gebiet liegen – etwa der Hohle Fels in Schelklingen. Doch das Reservat wird bekanntlich im Jahr 2026 von derzeit gut 85 000 Hektar Fläche auf rund 120 000 Hektar anwachsen. Um dem Rechnung zu tragen, sei es langfristig durchaus möglich, auch die Online-Sammlung zu erweitern, sagt Heidelberg. „Zum Beispiel auf 111 Highlights.“
Die Online-Sammlung ist hier zu finden: www.biosphaerengebiet-alb.de