Enkeltrick: Die betrügerischen Anrufer sind offenbar nicht zu stoppen Foto: dpa

Eine 89-jährige Frau aus Stuttgart-Asemwald ist das neueste Opfer des sogenannten Enkeltricks, mit dem betrügerische Anrufer seit 15 Jahren bevorzugt ältere Menschen abzocken.

Stuttgart - Die Masche funktioniert immer noch bestens – allein in der Region Stuttgart summiert sich der Schaden in diesem Jahr auf etwa 380 000 Euro. Die Betrüger geben sich am Telefon als Verwandte aus und täuschen dann eine Notlage vor, bei der dringend viel Geld für einen Haus- oder Autokauf benötigt wird.

Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, fiel tags zuvor eine 89-Jährige im Asemwald auf einen Betrüger herein, dessen Stimme sie ihrem Neffen zugeordnet hatte. Der erzählt ihr etwas von einem Autokauf, bei dem sofort mehrere Zehntausend Euro gezahlt werden müssten. Weil er nicht selbst kommen könne, werde eine Notariatsmitarbeiterin den Betrag abholen. Die gutgläubige 89-Jährige holte das Geld von der Bank, übergab stolze 52 000 Euro an eine Frau, die freilich Komplizin der Betrüger war. Sie wird als etwa 20 Jahre alt, 1,63 Meter groß und dunkelhaarig beschrieben.

Tragisch in diesem Fall ist vor allem, dass die 89-Jährige durchaus hätte Verdacht schöpfen können. „Offensichtlich war sie sowohl von ihrer Tochter als auch einem Bankmitarbeiter gewarnt worden“, sagt Polizeisprecher Peter Sitzler. Die Betroffene versuchte sich auch bei ihrem Neffen rückzuversichern, allerdings war dessen Handy zu diesem Zeitpunkt offenbar nicht erreichbar.

Warum die Frau dennoch das Geld übergab, bleibt unklar. 52 000 Euro sind nicht einmal die höchste Schadenssumme in diesem Jahr: Im Stuttgarter Westen zahlte eine 76-Jährige sogar 100 000 Euro an eine angebliche Notarsgehilfin.

Hinter dem Enkeltrick stecken nach Polizeierkenntnissen zumeist Großfamilien von ethnischen Minderheiten osteuropäischer Herkunft. Erst vergangene Woche konnte ein solcher Kurier im Stuttgarter Osten festgenommen werden. Dabei handelte es sich um einen 16-Jährigen mit deutschem Pass. Er wurde bei der vermeintlichen Geldübergabe dingfest gemacht – und sitzt nun hinter Gittern.