Eine Spritze mitt Grippe-Impfstoff. Foto: imago

Die nächste Grippewelle steht an. Doch offenbar sind die Impfstoffe nicht mehr überall erhältlich, es kommt bundesweit zu Versorgungslücken. Es muss dringend nachgebessert werden, kommentiert Regine Warth.

Stuttgart - Das Ganze trägt schon paradoxe Züge: Da rufen Gesundheitspolitiker, Krankenkassen und Ärzte seit Wochen dazu auf, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Sie bieten sogar – wie in Baden-Württemberg – an, dass sich sämtliche Versicherte kostenlos immunisieren lassen können. Aber rund drei Monate, nachdem das Paul-Ehrlich-Institut die ersten Chargen für diese Saison freigegeben hat, kommt die vermeintliche Hiobsbotschaft: Die Impfstoffe reichen nicht aus. Denn einfach nachproduzieren, das geht ja nicht.

Die Situation ist nicht so dramatisch, wie man es vermuten könnte. Statt von Lieferengpässen ist von Verteilungsproblemen die Rede. Sprich: Es gibt eigentlich genügend Impfstoff, aber mancherorts zu viel, andernorts zu wenig. Schuld daran will aber niemand sein: Die Behörden, die den Mangel verwalten sollen, geben den Herstellern den Schwarzen Peter. Diese wiederum klagen über fehlende Rückmeldungen seitens der Ärzte und Apotheken.

Tatsächlich spielen zahlreiche auch gesundheitspolitische Faktoren hinein, die für die unbefriedigende Situation sorgen. Zudem sind Impfdosen ein saisonales Produkt, das nicht im neuen Jahr einfach weiter verwendbar ist. Deswegen hat niemand ein Interesse an einer überschüssigen Produktion. Auch ist der Bürger ein unberechenbares Wesen: Mal gibt er sich impfmüde, dann wieder aufgeschlossen dafür – so wie derzeit, nach den Erfahrungen mit der heftigen Grippewelle des vergangenen Winters.

Aus all dem müssen die Verantwortlichen lernen und die Abstimmung optimieren. Keineswegs darf dieses Hin und Her zur erneuten Verunsicherung der auf diesem Feld empfindlichen Bevölkerung beitragen. Denn bei der Impfbereitschaft ist ohnehin noch sehr viel Luft nach oben.

regine.warth@stzn.de