Stau: Ist der Engelbergtunnel dicht, geht auf der Autobahn sowie den Straßen in und um Leonberg gar nichts mehr. Foto: Andreas Rosar

Die Polizei versucht herauszufinden, wie genau der Unfall ablief, bei dem zwei Fahrzeuge an die sich schließenden Schranken am Engelbergtunnel geprallt sind. Zwischenzeitlich waren die Röhren erneut dicht.

Der Zwischenfall am Engelbergtunnel hat Anfang der Woche für Aufsehen gesorgt. Zwei Autos waren am Montagabend gegen 21.37 Uhr in Fahrtrichtung Stuttgart gegen die sich schließenden Schranken vor dem Nordportal geprallt. Bei Wartungsarbeiten hatte sich der Automatismus zur Sperrung der beiden Röhren in Gang gesetzt. „Da die Wartungstechniker anwesend waren, konnte die Tunnelsperrung bereits nach einer Minute wieder aufgehoben werden“, gibt Petra Hentschel, Pressesprecherin der Autobahn GmbH Niederlassung Südwest, auf Nachfrage zu Protokoll.

 

Unfallhergang ist Gegenstand der Ermittlungen

Doch warum genau kam es zum Unfall? „Die Sperrung des Tunnels erfolgt in zwei Stufen“, erklärt Hentschel, „ zuerst schaltet die Lichtsignalanlage, also die Ampel, am Tunnelportal auf Rot, danach wird das Schließen der mit gelben Warnleuchten versehenen Tunnelschranken aktiviert.“ Zum genauen Hergang und zur Abfolge der Ereignisse äußert sie sich nicht.

Auch beim zuständigen Polizeipräsidium Ludwigsburg hält man sich aktuell bedeckt und verweist auf die laufenden Ermittlungen zum Geschehen. Zeugen können Hinweise telefonisch unter 0711/ 6 86 90 oder per E-Mail an stuttgart-vaihingen.vpi@polizei.bwl.de an die Polizei übermitteln.

Sicher ist: Die am Tunnelportal von beiden Seiten einschwenkenden Schranken wurden bei dem Unfall beschädigt und sind derzeit weiter außer Betrieb. Der Schaden an den beiden Autos beläuft sich laut Polizeibericht auf etwa 1500 Euro. Verletzt wurde niemand.

Tunnelsperrung mit weitreichenden Konsequenzen

Weitreichendere Konsequenzen hatte da die Tunnelsperrung am frühen Donnerstagabend, die auf der Autobahn sowie auf den Straßen in und um Leonberg für kilometerlange Staus sorgte. Zwischen 16.30 und 18.30 Uhr ging auf der A81 in beide Richtungen gar nichts mehr. „Auslöser war ein fehlerhafter Brandalarm“, so Hentschel. Dieser sei im Rahmen der laufenden Sanierungsarbeiten in der Oströhre ausgelöst worden.

Wie Petra Hentschel betont, liege die Verfügbarkeit des Engelbergtunnels im Jahresdurchschnitt auch während der umfangreichen Sanierung bei über 99 Prozent. „Maßnahmenbedingte Fehlalarme lassen sich trotz größter Sorgfalt im Bauablauf nicht vollständig vermeiden“, fügt sie hinzu. „Diese Baumaßnahme ist bemerkenswert, denn die komplexen Bauabläufe finden auf engstem Raum und unter laufendem Verkehr statt.“

Der heutige Engelbergtunnel ist Baden-Württembergs längster und verkehrsreichster Autobahntunnel. Täglich passieren etwa 120 000 Fahrzeuge die beiden jeweils dreistreifigen Röhren. Eigentlich heißt das Bauwerk „Engelbergbasistunnel“. Er ist Nachfolger des Tunnels von 1938, der oberhalb den heutigen Röhren lag. Der heutige Tunnel wurde von 1995 bis 1999 erbaut.

Schäden durch Anhydrit müssen behoben werden

Seit der Eröffnung 1999 gibt es Schäden aufgrund des aufquellenden Minerals Anhydrit. Dass es Probleme geben könnte, war schon beim Bau bekannt. Die ohnehin extradick gebauten Wände gaben dem Druck jedoch nach. So mussten in beiden Röhren in Bereichen von rund 180 Metern neue Zwischendecken eingezogen werden. Die Baustelle startete im September 2019 zunächst unter der Fahrbahn und 2021 im „Verkehrsraum“ der Weströhre – wo die Arbeiten inzwischen abgeschlossen sind. Ende 2025 soll auch in der Oströhre alles erledigt sein. Die Kosten der Hauptmaßnahme belaufen sich auf rund 130 Millionen Euro.