Umrahmt von Publikum und ehrenamtlichen Mitarbeitern: Gerlinde Kretschmann (Bildmitte) im Gerlinger Weltladen Foto: factum/Granville

Die Frau des Ministerpräsidenten zollt den Freiwilligen des Weltladens und des Freundeskreises Asyl Respekt. Sie ist überwältigt von deren Entwicklungshilfe und Engagement.

Gerlingen - „Toll, einfach toll.“ Gerlinde Kretschmann strahlt. Sie steht vor 150 Menschen im Petrushof, unter ihnen 30 bis 40 Flüchtlinge. Dutzende Helfer des Freundeskreises Asyl sind dabei, auch zwei Frauen, die sich seit den neunziger Jahren um Flüchtlinge kümmern. Die Mitarbeiterschar des Weltladens, der vor 500 Tagen eröffnet wurde, ist im Saal. Beide Gruppen helfen Menschen, ganz direkt oder über den Verkauf von fair hergestellten Waren.

Markus Rösler, Landtagsabgeordneter der Grünen, hatte den Abend mit der First Lady des Landes eingefädelt. Dieser begann mit einem Eintrag ins Goldene Buch im Rathaus und Informationen über die Missionare und die Struktur der Stadt.

„Es ist unheimlich wichtig, dass in den Köpfen der Menschen verankert wird, Fairtrade-Produkte zu kaufen“, sagte Anja Meier, die Tochter der Weltladen-Initiatorin Brigitte Meier, im Geschäft. So gebe man den Menschen in den Produktionsländern eine langfristige Perspektive, ermögliche ihnen Bildung und ein besseres Leben. Die 500 sei eine magische Zahl des Ladens und seiner vielen Freiwilligen: Jeden Monat leisteten sie 500 Stunden unentgeltliche Arbeit, jeden Tag erwirtschafte man im Laden 500 Euro Umsatz.

Weit mehr als 100 Freiwillige arbeiten mit

Mitarbeiterinnen der anderen fünf Weltläden im Umkreis von Gerlingen, nämlich Hemmingen, Korntal, Schwieberdingen, Ditzingen und Heimerdingen, stellten ihre Einrichtung kurz vor. Dabei war von insgesamt mehr als 100 Mitarbeitenden die Rede. Gerlinde Wolf aus Ditzingen verdeutlichte, wie und warum die Stadt Ditzingen zur „Fairtradestadt“ geworden sei: Der Anstoß dazu sei aus dem Weltladen gekommen, der sich seit vielen Jahren im Dekanatamt befindet.

Die Schwieberdinger werden wie die Ditzinger und Hemminger von der evangelischen Kirche unterstützt, sie beklagen aber eines: „An die Kaffeemaschinen der bürgerlichen Gemeinde kommen wir noch nicht heran.“ Birgit Barth aus Hemmingen dankte Kretschmann, der schwäbelnden pensionierten Lehrerin, mit den Worten „Ihr ,Danke’ hat uns gut getan.“

Die Weltläden hätten ihre „allervollste Berechtigung“, sagte Gerlinde Kretschmann, deren Arbeit sei echte Entwicklungshilfe und Hilfe zur Selbsthilfe. Den Mitgliedern des Freundeskreises Asyl dankte sie ebenso herzlich, „auch im Namen meines Mannes“.

Die Arbeit des Freundeskreises, so Markus Rösler, sei „letztes und vorletztes Jahr der Kick für unsere Gesellschaft“ gewesen – nicht nur in Gerlingen, auch in Ditzingen, Korntal, Hemmingen und Schwieberdingen. Über die Arbeit des Freundeskreises stellte Ricarda Gregori das Motto „wo es um Begegnung geht, findet Integration statt“. Es sei schwierig, kurz zu erzählen, was alles getan werde. Die meisten Aktiven seien als Pate für Einzelne oder Familien engagiert; jeden Vormittag und Nachmittag gebe es Deutschklassen, viel Unterstützung gebe es im Verborgenen.