Schweiger will ein „Vorzeige-Flüchtlingsheim“ bauen – wenn das mal so einfach wäre. Foto: dpa

Anfang August hatte Til Schweiger angekündigt: Er werde ein „Vorzeige-Flüchtlingsheim“ in einer ehemaligen Kaserne in Niedersachsen aufbauen. Jetzt häufen sich Zweifel an dem Projekt.

Stuttgart/Osterode - „Unter Dach und Fach“ – so hatte Til Schweiger sein Vorhaben bezeichnet, in der niedersächsischen Stadt Osterode gemeinsam mit einem Geschäftspartner ein „Vorzeige-Flüchtlingsheim“ aufzubauen, wie unsere Zeitung berichtet hat. Das Vorhaben hatte Schweiger Anfang August in der „Bild am Sonntag“ angekündigt. Doch derzeit häufen sich die Zweifel an der Umsetzbarkeit des Projekts.

Schlechte Bonitäts-Bewertung für Schweigers Partner

Denn die ehemalige Kaserne, auf der die Unterkunft entstehen soll und die das Land Niedersachsen hierfür mieten müsste, gehört Schweigers Bekanntem Wolfgang Koch – und Kochs Kreditwürdigkeit soll nach Berichten der „Welt“ und des „NDR“ zweifelhaft sein. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform bescheinige Kochs Firma Princess of Finkenwerder bei der Bonität einen deutlichen Negativwert. Zudem sei Kochs Name offenbar bei Gerichtsvollziehern bekannt. Weder Koch noch Schweiger waren am Dienstag für eine Stellungnahme erreichbar.

Dass die Firma Princess of Finkenwerder nicht Betreiber der geplanten Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge wird, hat ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums unserer Zeitung inzwischen bestätigt. Vergangene Woche hieß es dazu, dass die Unterkunft „nicht ohne Weiteres“ von Kochs Firma oder Schweiger betrieben werden könne.

Kritik am Land Niedersachsen

Unklarheit herrscht außerdem weiterhin bezüglich der Sanierung der ehemaligen Kaserne. Die Kosten schätzt der NDR mindestens auf eine zweistellige Millionensumme. Billiger und schneller könnte es laut des Osterorder Verwaltungschefs Gero Geißlreiter werden, wenn das Land Niedersachsen selbst als Bauherr aufträte – dann würden etwa klimapolitische Vorschriften wegfallen. Geißlreiter kritisierte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass das Land sich angesichts des dringenden Bedarfs für neue Unterkünfte nicht schon lange dazu entschlossen hat. Als Grund vermutet er einen Streit zwischen den beteiligten Ministerien.

Dagegen hat der niedersächsische Innenminister am Montag auf Vorschriften auf Bundesebene verwiesen, die den Ländern die Erschließung neuer Standorte erschwere. Die niedersächsische Landesregierung forderte außerdem vom Bund rechtliche Erleichterungen bei der Flüchtlingsunterbringung.