Die von Beate Krämer (Mitte) gegründete Initiative hat 637 Unterschriften gegen die Heizzentrale in Echterdingen gesammelt und Bürgermeister Benjamin Dihm überreicht. Foto: Natalie Kanter

Die Bürgerinitiative Pro Historische Mitte hat erneut mobil gegen die in Echterdingen geplante Energiezentrale gemacht. Allerdings ohne Erfolg. Das Baurecht ist jetzt beschlossene Sache.

Sichtbar enttäuscht haben Beate Krämer, Martin Rudert, Eberhard Alber, das Ehepaar Sonja und Hansgeorg Kraft und andere der Bürgerinitiative Pro Historische Mitte Echterdingen diese Woche den Panoramasaal der Filderhalle verlassen. Die Gruppe stand dann noch lange vor dem Saal, in dem die Gemeinderatssitzung weiterlief, um sich auszutauschen. Zuvor hatte die Initiative die Bürgerfragestunde des Gremiums genutzt, um erneut mobil gegen die im Herzen von Echterdingen geplante Energiezentrale zu machen. 40 Minuten wurden Fragen gestellt, Argumente gegen das Bauwerk geliefert.

 

Obwohl es zuvor schon reichlich Austausch mit der Initiative gegeben habe, wie Oberbürgermeister Otto Ruppaner betonte, wollten die Anrainer erneut wissen, ob auch alternative Standorte geprüft wurden. Sie brachten das Gebiet am Zeppelinstein ins Spiel. Eine Versorgung von dieser Stelle aus, könnte doch deutlich mehr private Haushalte anbinden, erklärten sie. Die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens wurde hinterfragt. „Wie viele Privathaushalte haben sich bereits verpflichtet, diese Energie abzunehmen?“, wollte Eberhard Alber wissen. Sonja Kraft fragte, wie viele Bäume in dem neuen Stadtgarten wachsen werden, wenn es dort so viele Geothermie-Erdbohrungen geben wird. Dem Bürgermeister Benjamin Dihm drückten sie 637 Unterschriften in die Hand, die sie in den vergangenen Wochen auf der Internetplattform Open Petition und mittels Listen gesammelt haben. „Das ist ein Signal, das nicht unbeachtet bleiben darf“, sagte Beate Krämer. Wenn doch, sei das ein respektloser, die Demokratie gefährdender Akt. Noch bis zuletzt hatte die Initiative gehofft, dass der für diesen Tag geplante Beschluss zurückgestellt und die Entscheidung vertagt wird.

Zur Erinnerung: Im alten Ortskern von Echterdingen ist ein Wärmenetz geplant. Die Stadt möchte fünf städtische Gebäude und 50 Privathäuser anschließen. Dazu muss eine Energiezentrale – die Energiescheuer – gebaut werden. Die Anlieger sind nicht gegen das Wärmenetz, nur sollte die Heizzentrale nicht zwischen denkmalgeschützten und stadtteilprägenden Häusern stehen, finden sie. Sie stören sich an der Kubatur des Baus. Dieser sei zu klobig, zu modern, zu industriell, ähnele einem Krematorium. Außerdem befürchten sie Lärm und Gestank.

Auch FDP-Stadtrat Wolfgang Haug versuchte, das Ruder noch herumzureißen. „Dieser Baukörper fügt sich nicht ein, ist nicht ortsbildgerecht“, sagte er. Er bemängelt, es werde respektlos mit dem historischen Erbe des Stadtteils umgegangen. Doch die Verwaltung und das restliche Gremium wollten an den Plänen festhalten. Mit zwei Gegenstimmen seitens der FDP wurde der Satzungsbeschluss verabschiedet und so Baurecht für das im Flecken umstrittene Bauwerk geschaffen.