Solarparty in Beckum (zwischen Bielefeld und Dortmund) unter der PV-Überdachung : Wenn der Nachbar Fotovoltaik hat, steigen die Chancen, dass man sich auch eine Anlage zulegt. Foto: Solarenergie-Förderverein/privat

Photovoltaik boomt. Am Ausbau der erneuerbaren Energiequelle arbeiten inzwischen auch viele Privatleute – zum Beispiel in Solarschulen oder bei Solarpartys, Werner Berner aus Esslingen macht mit.

Solarenergie wirkt infektiös. Eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung zur US-Stadt Fresno 2021 hat gezeigt: „Es ist im Prinzip so: Wenn man ein Solarpanel vom eigenen Fenster aus sieht, dann beschließt man mit größerer Wahrscheinlichkeit, auch eines auf das eigene Dach zu stellen“, wird Leonie Wenz, Autorin der Studie, zitiert. An diese Logik knüpft Packsdrauf an: Die noch recht neue Kampagne des Solarenergie-Fördervereins hilft mit, dass man PV-Anlagen aus nächster Nähe inspizieren kann. Dafür akquiriert Packsdrauf seit Sommer 2022 Botschafter, die bei Solarpartys ihre Anlage oder die eines anderen Gastgebers erklären – und von ihr schwärmen.

22 Menschen haben sich in eine der digitalen Abendschulungen für Neu-Botschafter eingeklinkt; Taalke Wolf und Pia Anderer – beide aus Nordrhein-Westfahlen – erläutern Konzept und Kalkül und wie man mitmachen kann. Über Zahl und Art der Partys bestimmt jeder selbst. Packsdrauf versorgt Botschafter und Gastgeber mit einem Partypaket, es beinhaltet Werbe- und Info-Material; aus den 40 Folien Präsentation könne sich jeder herauspicken, was passe, so Taalke Wolf.

Sieben Solarpartys in Esslingen

Werner Berner aus Esslingen hat die Botschafter-Schulung bereits hinter sich. Bei ihm sind bisher sieben Solarpartys gestiegen – virtuell. Es seien sieben bis elf Leute dabei gewesen und hätten etwas über sein Sonnenkraftwerk, das ihm 3,6 Kilowatt in der Spitze bringt, erfahren. Zur ersten echten Gartenparty will der 59-Jährige einladen, sobald es wieder etwas wärmer ist, sagt er. „Es braucht Leute, die nicht nur über Ziele reden, sondern anpacken. Das ist Meins“, sagt Berner. So lasse sich eine Kettenreaktion auslösen.

Insgesamt 86 Solarpartys hat Packsdrauf bisher bundesweit gezählt, erreicht worden seien dabei mehr als 2000 Gäste. Neulingen rät Taalke Wolf, klein anzufangen, also vier, fünf Leute einzuladen. Man müsse auch immer im Blick behalten, wie durchwachsen das Wissensspektrum sei. Manche seien firm bei technischen Details, andere hören von Photovoltaik mehr oder weniger das erste Mal.

Solarschulen sind wieder gut besucht

Den steigenden Bedarf an Beratung spüren auch die Solarschulen der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS). Sie sind keine Neuerfindung, erklärt der für sie zuständige Stefan Seufert. Es gebe sie seit mehr als 15 Jahren, allerdings sei die Nachfrage eingebrochen, als die damalige Bundesregierung (CDU, CSU, FDP) vor zehn Jahren die Förderung für erneuerbare Energien gestrichen habe. Mittlerweile seien die bundesweit aktuell zehn Solarschulen wieder gut besucht. „Die Kurse sind randgefüllt“, berichtet Seufert. Nach vier Tagen Kurs darf man sich zertifizierter Solarberater oder mit technischer Vorbildung sogar Solarfachberater nennen. Die Kosten liegen bei knapp 900 Euro.

Wer sich in einer DGS-Solarschule anmeldet, „will bei der Energiewende mitmachen“, sagt Stefan Seufert. Und zwar nicht – wie bei Packsdrauf und den Solarpartys – ehrenamtlich, sondern hauptamtlich. Manche würden von Unternehmen geschickt, andere wollen sich beruflich neu aufstellen oder quereinsteigen. Die meisten Absolventen seien Männer, aber der Frauenanteil steige leicht, sagt Seufert. Interessantes Detail: Zwei Drittel seien jünger als er mit seinen 49 Jahren.

Den Mangel an Leuten, die im Zuge der Energiewende Module auf Dächern und an Fassaden installieren, lindern die Solarschüler freilich nicht. „Wir brauchen ja wahnsinnig viele Menschen“, sagt Seufert. Zudem ist die Ausbildung auf Beratung ausgerichtet und nicht auf Montage. Hierzu fehle es derzeit noch an Übungsdächern und Werkzeug.