Moderne Speichersysteme für Sonnenstrom – hier ein Modell von Bosch – lassen sich auch mit Elektroautos kombinieren Foto: dpa

Mit interaktiver Grafik - Der Öltank im Keller bekommt Gesellschaft. Große Batteriespeicher entwickeln sich zur perfekten Ergänzung von Fotovoltaikanlagen auf Dächern. Der energieautarke Haushalt kommt in Sicht. Einige Fragen und Antworten:

Lohnt es sich für Häuslebauer noch, eine Fotovoltaikanlage zu errichten?
Fast alle Experten sagen, die Verunsicherung im Fotovoltaikmarkt sei übertrieben. Tatsächlich lassen sich mit Solaranlagen zur Stromerzeugung immer noch Gewinne erzielen, auch weil die Anlagen billiger werden. Nach Daten der Händler-Plattform PVXchange sind die Preise für Standard-Module im Vergleich zum Juni 2014 um bis zu 7,25 Prozent gefallen. Trotzdem ist klar, dass zweistellige Traumrenditen wie früher nicht mehr möglich sind. Wer heute ein Sonnenkraftwerk errichtet, muss schärfer kalkulieren und sich auch ernsthafte Gedanken über Dachneigung und -exposition sowie die intelligente Steuerung machen.
Wie lässt sich die Rendite von Solaranlagen steigern?
„Die feste Einspeisevergütung als Renditebringer verliert immer mehr an Bedeutung“, sagt etwa Carsten Tschamber, Geschäftsführer der Initiative Solar-Cluster Baden-Württemberg. Gewinne mache in Zukunft derjenige, der möglichst viel des erzeugten Stroms auch selbst verbrauche. Eigenverbrauch lautet daher das Schlüsselwort bei der Planung. Die Begründung ist einfach: Während Strom aus der Steckdose den Endverbraucher derzeit etwa 25 Cent netto kostet, lässt sich eigener Solarstrom schon für etwa die Hälfte – 11 bis 13 Cent je Kilowattstunde – herstellen. Daher ist es sinnvoll, Energie selbst zu erzeugen und gleich zu verbrauchen.
Wie kann man den wichtigen Eigenverbrauch erhöhen?
Nach Daten des Elektrotechnik-Verbands ZVEI ist es möglich, mit einer herkömmlichen Fotovoltaikanlage maximal ein Drittel des selbst erzeugten Stroms auch vor Ort zu verbrauchen. Mehr ist in der Regel nicht drin. Wer den Eigenverbrauch maximieren will, kommt daher nicht umhin, Strom in Überschusszeiten zu speichern. Wer zusätzlich zu einer Fotovoltaikanlage „noch einen Batteriespeicher installiert“, könne bis zu 80 Prozent seines privaten Strombedarfs decken, sagt etwa Volker Quaschning, Experte für regenerative Energiesysteme an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW). Der Speicherung kommt hier also große Bedeutung zu.
 

 
Zauberwort Stromspeicher – wie hoch sind die Kosten?
Speicher für Solarstrom – entweder Bleiakkus oder modernere Lithium-Ionen-Batterien – werden nach Angaben von Experten in wenigen Jahren zur Standardausrüstung für Sonnenstromer werden. Tatsächlich steht die Technologie derzeit kurz vor dem kommerziellen Durchbruch. Allein in den vergangenen zwölf Monaten hat sich die Anzahl der in Deutschland installierten Speichersysteme auf rund 20 000 verdoppelt. Gleichzeitig seien die Preise für Eigenheim-Solarstromspeicher um mehr als ein Viertel gesunken, heißt es vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW). Experten wie Carsten Tschamber vom Solar-Cluster gehen davon aus, dass die Speicherpreise zukünftig um acht bis zehn Prozent pro Jahr sinken werden. Die Extra-Kosten für die Batteriesysteme lassen sich dann wieder einspielen – schlicht weil der Zukauf teurer Energie vom Stromversorger weitgehend vermieden wird. Studien, etwa der Berliner HTW, legen jedoch nahe, dass sich Stromspeicher unter bestimmten Umständen heute schon rentieren, insbesondere wenn staatliche Förderungen für den Anlagenkauf einbezogen werden.
Welche Möglichkeiten haben Kunden?
Die Zahl der Anbieter von Speichersystemen ist in den letzten Monaten stark angestiegen. Nachdem Start-up-Firmen und Mittelständler den Weg bereitet haben, betreten nun auch Konzerne das Speichergeschäft – ein untrügliches Zeichen, dass ein Markt entsteht. Ab Sommer will der E-Auto-Pionier Tesla zusammen mit dem Hamburger Öko-Versorger Lichtblick Heimspeicher anbieten – zunächst allerdings nur in den USA. Der Energieversorger EnBW und Daimler bieten ein entsprechendes Produkt ab September zum Kauf an. Auch Heizungsbauer wie Vaillant, der Dresdner Öko-Pionier Solarwatt oder Bosch bauen mittlerweile entsprechende Speicher.
Gibt es Zuschüsse vom Staat?
Einen Landeszuschuss für Solarspeicher gibt es in Baden-Württemberg derzeit nicht. Allerdings bezuschusst die staatliche Förderbank KfW den Speicherkauf mit bis zu 30 Prozent.
Gibt es immer noch einen Solarboom?
Der Verkauf von Fotovoltaikanlagen ist seit rund einem Jahr stark rückläufig. Im Jahr 2014 wurden nur noch rund 75 000 neue Anlagen mit einer Leistung von 1,9 Gigawatt installiert. Zum Vergleich: Zu Hochzeiten des Solarbooms gingen jedes Jahr Neuanlagen mit einer Leistung von deutlich über sieben Gigawatt ans Netz – vor allem auf Dächern von Privatleuten und Landwirten. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 1,3 Millionen Solaranlagen.
Woran liegt die Zurückhaltung der Deutschen beim Bau neuer Solaranlagen?
In zwei Stufen – 2012 und 2014 – wurden die Förderkriterien für die Erzeugung von Ökostrom grundlegend überarbeitet. Ziel dieser beiden Reformen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) war es, den durch Subventionen angeheizten Solarboom, der die deutschen Stromverbraucher jährlich rund zehn Milliarden Euro kostete, einzudämmen. Das ist gelungen – zu gut, könnte man sogar sagen, denn mittlerweile werden in Deutschland viel weniger Neuanlagen installiert als vom Gesetzgeber gewünscht. Der Grund: Die für die Dauer von zwanzig Jahren gewährten Einspeisevergütungen pro erzeugter Einheit Sonnenstrom sind von 57 Cent je Kilowattstunde im Jahr 2004 auf derzeit rund zwölf Cent zusammengeschmolzen.
Wie hoch sind die Kosten einer Fotovoltaikanlage überhaupt, und was kosten die neuen Speicher?
Eine Fotovoltaikanlage (Leistung 6,5 Kilowatt) für ein Einfamilienhaus kostet nach Daten des Solar-Cluster komplett rund 10 000 Euro – Tendenz fallend. Ein Speicher-Komplettsystem schlägt mit weiteren 6000 bis 8000 Euro zu Buche. Speicher werden derzeit schnell günstiger. Laut Studien, etwa der Berliner HTW, rentiert sich das Gesamtpaket damit für Privatleute mit „geringen Renditeerwartungen“ heute schon.
Einzeln oder zusammen – welche Vorteile bieten die aktuellen Geschäftsmodelle?
Beim Betrieb von Speichern kristallisieren sich derzeit drei unterschiedliche Modelle heraus. Für einzelne Stromspeicher gibt es eine ganze Reihe von Herstellern, etwa Bosch Power Tec, Vaillant, SMA, Kaco, Sonnenbatterie, Schüco, Solarwatt oder Varta. Auch Daimler ist in Zusammenarbeit mit der EnBW in den Markt eingestiegen. Der Mannheimer Versorger MVV und die Nürtinger ADS-Tec erproben derzeit sogenannte Quartierspeicher. Auf sie haben mehrere Verbraucher und Erzeuger Zugriff. Die Auslastung des Speichers steigt, die anteiligen Kosten sinken. Der Autobauer Tesla und Lichtblick aus Hamburg wollen zukünftig Dutzende Stromerzeuger und Speicher vernetzen und so ein flexibles System etablieren, das Stromüberschüsse aufnehmen oder – bei Energieknappheit – Energie abgeben kann. Schwarmspeicher nennt sich dieses Konzept. Solarstromer, die ihre Anlagen zur Verfügung stellen, werden an den Verkaufserlösen der Energie beteiligt.Stuttgart -