Zurzeit ein großes Thema im politischen Berlin: das Balkonkraftwerk Foto: Imago/U. J. Alexander

Mehr als 100 000 Menschen in Deutschland fordern Erleichterungen für Balkonkraftwerke. Am Montagnachmittag hatten nun die Macher einer Petition ihren großen Auftritt in Berlin.

Am Sonntag war Christian Ofenheusle noch in Stuttgart anzutreffen – bei der Green-World-Tour und den Solartagen in der Kulturhaus-Arena. Am Montagnachmittag saß er neben Andreas Schmitz im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags. Schmitz alias Akkudoktor erreicht über seinen Youtube-Kanal nach eigenen Angaben 1,5 Millionen Leute. Zusammen mit Ofenheusle, Gründer und Geschäftsführer von Empower Source, durfte er mehr als eine Stunde lang vor Bundestagsabgeordneten über sein Anliegen sprechen: Erleichterungen für Balkonkraftwerke.

Bisher sind nur 600 Watt erlaubt

Mit Stecker-Solarmodulen kann man an der Balkonbrüstung, an der Fassade oder auf einem Schuppendach recht unkompliziert Sonnenstrom einfangen. Maximal 600 Watt in der Spitze darf das Minikraftwerk derzeit ins Hausstromnetz einspeisen. Allerdings gibt es noch diverse Hürden. Um diese abzubauen, haben Schmitz, Ofenheusle, der Balkonsolar-Verein aus Freiburg und andere eine Petition gestartet – und bis zum 27. April 101 877 Unterschriften eingesammelt. Das nötige Quorum lag bei 50 000. So kam es zu dem Termin in Berlin.

Bei der Sitzung wurde durch die Statements der Abgeordneten, aber auch des Vertreters des Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) deutlich: Es ist keine Frage mehr, ob die Erleichterungen kommen, sondern wann. Zu den Änderungen, auf die die Petenten hoffen, gehört: dass die Leistungsgrenze auf 800 Watt in der Spitze angehoben werden soll, dass ein alter Stromzähler nicht mehr zwingend getauscht werden muss und dass das Kleinkraftwerk zu einem privilegierten Vorhaben erklärt wird, für das man keine Zustimmung mehr vom Vermieter oder von den Miteigentümern braucht.

Das sagt das Ministerium zu den 800 Watt

Stefan Wenzel, der Parlamentarische Staatssekretär aus BMWK, verwies in diesem Zusammenhang unter anderem auf den zweiten PV-Gipfel am 5. Mai, bei dem das Balkonkraftwerk ebenfalls ein Thema war; den Steckermodulen ist nämlich ein Unterkapitel in der PV-Strategie des BMWK gewidmet. „Die 800 Watt, das wollen wir verankern“, sagte er nun im Ausschuss. Dasselbe gelte für die anderen Punkte, die sich in der Petition fänden. „All das ist erklärte Absicht“, sagte er. Und diese Absicht solle nun in einen Gesetzestext gegossen werden und dem Bundestag „unverzüglich“ vorgelegt werden, so Wenzel. Ein genaues Datum dafür nannte er nicht.

Auch wenn die Balkonkraftwerke eine überschaubare Strommenge liefern, so wird ihnen doch von vielen Seiten eine andere wichtige Funktion in der Energiewende zugeschrieben: dass sie Türöffner sind, das Vertrauen der Menschen in erneuerbare Energien steigern und Verbrauchsverhalten verändern, wie beispielsweise der Petent Andreas Schmitz erklärte. Und auch der Parlamentarische Staatssekretär Wenzel sagte: „Ich messe dem eine große Bedeutung zu.“ Balkonkraftwerke seien erst der Anfang; in Zukunft würde Photovoltaik bei Neubauten direkt in Fassaden und Fensterscheiben integriert, dafür müsse man jetzt die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen. „Das hier ist Pionierarbeit, und davon werden wir noch alle profitieren.“