Fotovoltaikanlage auf dem Dach eines Einfamilienhauses Foto: dpa/Patrick Pleul

Neun von zehn Haushalten in Deutschland halten die Abkehr von Öl und Atomkraft für wichtig. Viele Haushalte investieren bereits in alternative Technologien, die Mehrheit tut dies noch nicht.

Frankfurt - An der Energiewende führt nach Überzeugung der meisten Menschen in Deutschland kein Weg vorbei. Konkrete Schritte jedoch machen bislang vorm allem Besserverdiener, wie eine Umfrage der Förderbank KfW ergab. „Momentan ist die Energiewende noch eine Frage des Geldbeutels“, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib bei der Vorstellung des „Energiewendebarometers“ des staatlichen Instituts am Dienstag in Frankfurt. Gesellschaft und Politik müssten dringend die Frage beantworten, wie es gelingen könne, größere Teile der Bevölkerung mitzunehmen, um die Klimaziele zu erreichen.

Der Erhebung zufolge halten 92 Prozent (2020: 89 Prozent) der Haushalte die Abkehr von fossilen Energieträgern wie Erdöl, Erdgas und Kohle sowie der Atomenergie hin zu erneuerbaren Energien wie Sonne, Wind und Biogas für wichtig oder sehr wichtig. Auch die zusätzlichen Belastungen der Coronakrise hätten das Thema anders als befürchtet nicht in den Hintergrund gedrängt, sagte Köhler-Geib.

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Gut ein Viertel der Haushalte (27 Prozent) unternimmt bereits konkret etwas und nutzt mindestens eine alternative Technologie: etwa eine Fotovoltaikanlage, eine Holzpelletheizung oder ein E-Auto. Das sind vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Weitere sieben Prozent (2020: vier Prozent) beziehungsweise fast drei Millionen Haushalte planen die Anschaffung einer solchen Technologie in den kommenden zwölf Monaten. Dem Klima tun die Investitionen gut. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes stießen die Privathaushalte in Deutschland 2019 deutlich weniger Kohlendioxid (CO2) aus als noch im Jahr 2000: Die Menge des klimaschädlichen Gases sank in dem Zeitraum um 14 Prozent auf 219 Millionen Tonnen.

Als Gründe nannten die Statistiker am Dienstag unter anderem den sinkenden Einsatz von Ölheizungen, die zunehmend durch Gas- und Fernwärmeanlagen ersetzt wurden. Bei der Stromproduktion hat der Anteil erneuerbaren Energieträger zugenommen. „Deutschland kommt bei den Energiewendetechnologien voran“, bilanzierte Köhler-Geib. „Die Anzahl der Elektroautos hat sich allein in den vergangenen zwei Jahren verdreifacht, fast die Hälfte aller Haushalte kann sich vorstellen, in den nächsten zehn Jahren ein Elektroauto zu fahren.“ Bei Fotovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpen dürfte die Zehn-Prozent-Marke schon in naher Zukunft geknackt werden.

„Diese erfreulichen Zahlen überdecken jedoch, dass es weiter eine relativ kleine Gruppe ist, die diese Entwicklung treibt“, stellte die KfW-Chefvolkswirtin fest. „Klimafreundliche Technologien werden nach wie vor in erster Linie von besserverdienenden Haushalten genutzt.“ Das Ziel der Klimaneutralität erfordere eine flächendeckende Energiewende.