Nicht immer sind die Bürger glücklich über neue Windräder. Der Bürgermeister von Sulzbach-Laufen gibt Tipps. Foto: Arne Dedert/dpa/Arne Dedert

In Baden-Württemberg dauert es im Schnitt 32 Monate, bis ein Windrad genehmigt ist. Ganz anderes gilt für eine Gemeinde bei Schwäbisch-Hall. Warum ging es dort viel schneller?

Die Bundesregierung drückt bei der Windkraft aufs Tempo. Vier bis fünf Windräder sollen bis 2030 jeden Tag in Deutschland gebaut werden, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) jüngst in einem Interview. Ein bemerkenswertes Ziel, wenn man bedenkt, dass die Genehmigung eines Windrads laut der Fachagentur für Windenergie an Land in Deutschland durchschnittlich zwei Jahre dauert. „Kommt es beispielsweise zu Klagen, können bis zu fünf weitere Jahren vergehen, ehe die Anlage gebaut ist,“ so Frank Grüneisen vom Bundesverband Windenergie.

Den Zahlen der „Fachagentur für Windenergie an Land“ zufolge dauern die Verfahren im grün-schwarz regierten Baden-Württemberg mit im Schnitt 32 Monaten besonders lang, es folgt im Ländervergleich nur noch Hessen als Schlusslicht. Ein Windrad in der Gemeinde Sulzbach-Laufen im Nordosten Baden-Württembergs zeigt, dass es auch schneller gehen kann.

Dort ist es gelungen, ein Windrad in nur einem halben Jahr genehmigt zu bekommen. Von 2024 soll die neue Anlage – die einen bereits vorhandenen Windpark ergänzt – Energie einsammeln. Es drehen sich dort dann insgesamt sieben Windräder. Dabei stellt sich automatisch die Frage: Was läuft in Sulzbach-Laufen anders?

Gute Zusammenarbeit zwischen Antragssteller und Landratsamt

Mathias Pavel, Vorstandsmitglied des Antragsstellers Uhl Windkraft Projektierung GmbH & Co, führt die kurze Dauer auf die gute Zusammenarbeit mit dem zuständigen Landratsamt in Schwäbisch Hall zurück. „Wir hatten es mit einem sehr erfahrenen Landratsamt zu tun, das sich besonders hinter das Projekt geklemmt hat“, sagt Pavel. „Bei dem Antrag hat einfach alles gestimmt“, lobt die zuständige Amtsmitarbeiterin zurück. „Da keine Unterlagen nachgereicht werden mussten, konnten wir die Anlage schnell genehmigen.“ Also einfach ein Glücks- und damit Einzelfall?

Engagierter Bürgermeister holt Bürger mit ins Boot

Zur Geschichte des Turbo-Windrads gehört auch: Sowohl der Bürgermeister als auch der Gemeinderat haben sich für die Anlage engagiert. Der Bürgermeister Markus Bock (parteilos) ist grundsätzlich stolz, dass in seiner Kommune durch die Windräder mehr Strom produziert als verbraucht werde. Dennoch könne er Bedenken der Bürger nachvollziehen, die unweit des Parks wohnen, sagt er.

Immer wieder habe er das Gespräch mit Bürgern gesucht, die sich wegen möglichen Geräuschen Sorgen machen. „Indem man die Bürger frühzeitig ins Boot holt, kann man sich viel Ärger ersparen,“ sagt Bock aus Erfahrung. „Die Gemeinde hat sich dafür eingesetzt, dass die Windräder an einem Ort konzentriert werden, damit andere Flächen freigehalten werden können.“

Außerdem sollen die Bürger vor Ort von den Windrädern in der Nachbarschaft finanziell profitieren. So können sie künftig einer Genossenschaft beitreten, die an der Anlage beteiligt ist. „Ich habe in vielen Einzelgesprächen immer wieder erklärt, welche Chancen in der Windkraftanlage für die Bürger und die Gemeinde liegen.“ Letztlich habe er fast alle der 2500 Einwohner überzeugen können, sagt der Bürgermeister.

Bürgermeister Markus Bock sieht keinen Spielraum für weitere Windräder

Zeigt die kleine Gemeinde Sulzbach-Laufen also, wie die Energiewende im ganzen Land an Fahrt aufnehmen kann? Bock ist skeptisch, dass die von Bundeskanzler Olaf Scholz anvisierten vier bis fünf Windräder am Tag in Deutschland realistisch sind. Zum einen hätten viele Landratsämter Personalmangel, das verzögere die Verfahren. Zum anderen seien die besten Plätze für Windräder inzwischen vergeben. „Bei uns im Ort ist die Grenze erreicht“, sagt er. „Mehr Windkraftanlagen können wir den Bürgern nicht zumuten.“

Standort und Leistung

Standort
Das neue Windrad soll in den südlichen Limpurger Bergen nördlich von Sulzbach-Laufen gebaut werden. Bis 2024 sollen dort insgesamt sieben Windkraftanlagen betrieben werden.

Leistung
Das Windrad hat eine Nennleistung von 5,56 Megawatt, alle sieben Räder zusammen bringen es auf 38,9 Megawatt Nennleistung. Das neue Windrad ist 166 Meter hoch und und hat einen Rotordurchmesser von 160 Metern. jut