Die Titelillustration der neuen Ausgabe von Wirtschaft in Baden-Württemberg Foto: Malte Knaack /Ole Schleef

Die Atomkraft soll abgeschaltet und durch erneuerbare Energien ersetzt werden, so die eingängige Logik. Doch weil das erste schneller geht als das zweite, häufen sich die Probleme.

Stuttgart - Die Energiewende wird für Baden-Württemberg auch im Vergleich zu anderen Bundesländern immer teurer. Innerhalb von drei Jahren hat sich der Netto-Abfluss von Mitteln zur Förderung erneuerbarer Energien mehr als verdreifacht. Dies geht aus einer aktuellen Studie des Energiebranchenverbands BdEW hervor, die die Wirtschaftszeitung Wirtschaft in Baden-Württemberg ausgewertet hat. Demnach stieg der Mittelabfluss aus Baden-Württemberg von 471 Millionen Euro im Jahr 2012 auf 1,57 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

Grund für diese Entwicklung sind insbesondere die stetig steigenden Förderkosten für den Ökostrom, die vor allem in bevölkerungsstarken Bundesländern mit einer starken Industrie stark ins Gewicht fallen. Demgegenüber fallen mögliche Zuflüsse durch zusätzlich installierte Kapazitäten für die Energieerzeugung aus Sonne, Wind oder Biomasse gering aus. Selbst Bayern, das wegen seiner vielen Bauernhöfe mit Solaranlagen jahrelang Nettoempfänger war, rutschte im vergangenen Jahr erstmals ins Minus.

Die höchsten Gewinne werden derzeit mit den schmutzigsten Kraftwerken erzielt

Die Energiewende ist nach Ansicht von Ivo Gönner, Oberbürgermeister von Ulm und Präsident des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU), in „keinem guten Zustand“. Nach dem Aus für mehrere Kernkraftwerke in Süddeutschland werden die Kraftwerke allmählich knapp. Auch wenn deswegen „nicht die Lichter ausgehen“, komme es nun darauf an, Anreize zu schaffen, damit in Süddeutschland „saubere und effiziente konventionelle Kraftwerke betrieben und gebaut werden können“.

Derzeit machten die „größten Dreckschleudern“ den höchsten Gewinn, so Gönner. Dabei handle es sich um abgeschriebene Braunkohlekraftwerke, die auf desaströse Weise ineffizient arbeiteten und von großen Konzernen betrieben würden – vor allem in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg.

Stadtwerke finanzieren auch Busse, Bahnen und Bäder – wie lange noch?

Vom Gelingen der Energiewende hängen nicht nur die Stromkosten und die Sauberkeit der Luft ab, sondern auch kommunale Leistungen wie Freibäder oder ein kostengünstiger öffentlicher Nahverkehr. Viele Stadtwerke werden Schwierigkeiten haben, sich unter den neuen Rahmenbedingungen zurechtzufinden, so Gönner. Womöglich würden sie dann vermehrt Geschäftsteile an Investoren verkaufen – Teile, mit denen bislang auch öffentliche Leistungen finanziert werden. „Das wird in Zukunft nicht mehr überall möglich sein“, sagt Gönner.

Im Karriereteil von Wirtschaft in Baden-Württemberg geht es unter anderem um Auslandseinsätze von Mitarbeitern, den Beruf des Social Media Managers und die Rolle des Chefs in der modernen Arbeitswelt. Schwerpunktthemen im Ressort Wirtschaft & Debatte sind das Freihandelsabkommen TTIP, das Schulfach Wirtschaft und Büros, die speziell auf die Bedürfnisse von Gründern zugeschnitten sind.

Wirtschaft in Baden-Württemberg wird von den Wirtschaftsredaktionen von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten produziert. Das Blatt erscheint sechsmal im Jahr und wird an 16 000 Entscheidungsträger in Unternehmen und Institutionen im Südwesten verschickt. Die aktuelle Ausgabe ist auch am Kiosk zum Einzelverkaufspreis von 3,20 Euro erhältlich. Weitere Informationen sowie eine Liste der Verkaufsstellen gibt es im Internet unter www.wirtschaft-in-bw.de. Dort können auch Großabnehmer-Angebote für Firmen bestellt werden. Die nächste Ausgabe mit dem Titelthema Werkzeugmaschinenbau erscheint am 22. September.