Die Windräder hinter dem Schloss Lichtenstein – im Bild eine Visualisierung der Windkraftgegner – sind vor allem aus Gründen des Denkmalschutzes nicht genehmigt worden. Foto: Gegenwind Engstingen

Das Umweltministerium hat geprüft, wie viele Anlagen abgelehnt werden. Von 430 beantragten Projekten in den Jahren 2015 bis 2017 durften 130 nicht realisiert werden.

Stuttgart - Das Stuttgarter Umweltministerium sieht sich seit längerer Zeit massiver Kritik von Naturschutzverbänden und Windkraftgegnern ausgesetzt. Zugespitzt lautet der Vorwurf: Die Behörden würden Genehmigungen für Windkraftanlagen zu leichtfertig erteilen, um die Energiewende zu befördern. Vor allem der Naturschutz werde oft nicht ausreichend berücksichtigt. Jetzt hat das Ministerium deshalb eine aufwendige Abfrage bei den Landratsämtern und Stadtkreisen, die den Bau der Windräder genehmigen, gemacht.

Das Ergebnis: Zwischen dem 1. Januar 2015 und dem 30. September 2017 sind 67 Windkraftanlagen abgelehnt worden. Zudem wurde den Antragstellern von 63 weiteren Windrädern bedeutet, dass sie keine Chance auf eine Genehmigung hätten, woraufhin die Anträge zurückgezogen wurden. Im gleichen Zeitraum gab es 303 Genehmigungen. Das bedeutet, dass bei insgesamt rund 430 geplanten Windrädern etwa 300, also gut zwei Drittel, realisiert werden konnten oder noch können.

Naturschutz war bei 40 Rädern einziger Ablehnungsgrund

Bei 40 der insgesamt 130 nicht genehmigten Anlagen sei der Naturschutz der einzige Ablehnungsgrund gewesen, sagte Minister Franz Untersteller (Grüne) auf Anfrage unserer Zeitung; in einer unbekannten Zahl weiterer Fälle habe der Naturschutz eine Rolle gespielt. Von einer Vernachlässigung der vorgeschriebenen Umweltprüfungen könne deshalb keine Rede sein, so Untersteller.

Genau dies aber war das Ergebnis einer Stichprobe der Umweltverbände Nabu, BUND und Landesnaturschutzverband im September gewesen. Es waren die artenschutzrechtlichen Gutachten von acht Windparks auf 100 Kriterien untersucht worden – alle seien teils eklatant von den Vorgaben der Landesanstalt für Umwelt abgewichen. Auch Windkraftgegner wie Michael Haueis von der Bürgerinitiative Pro Schurwald kritisieren, dass diese Gutachten von den Windradprojektierern finanziert würden und dass es keine Qualitätskriterien gebe. Die Initiative hatte „ihr“ Windkraftprojekt Goldboden bei Lichtenwald (Kreis Esslingen) ebenfalls untersucht: „Das Ergebnis war noch schlechter als dasjenige der Umweltverbände“, sagt Haueis. Man habe deshalb eine Rechts- und Dienstaufsichtsbeschwerde beim Stuttgarter Regierungspräsidium eingelegt.