Katastrophenschützer und Assekuranzen sehen Deutschland schlecht vorbereitet auf einen möglichen Stromnetzausfall.
Berlin - In Deutschland mangelt es nach Einschätzung des Versicherungsverbands GDV an Vorsorge für längere Stromausfälle mit potenziell katastrophalen Folgen. „Leider sind wir in Deutschland auf die Folgen eines flächendeckenden Stromausfalls nicht ausreichend vorbereitet“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
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Für einen auf der GDV-Webseite erschienenen Beitrag befragte der Verband mehrere Katastrophenschützer und Krisenmanager. Albrecht Broemme, früherer Präsident des Technischen Hilfswerks, hält demnach Hackerangriffe für die größte Gefahr. Auch Anschläge oder Extremwettereignisse könnten an neuralgischen Punkten die Netzstabilität in ganz Europa gefährden. „Die Sensibilität für die Folgen eines Blackouts ist in keiner gesellschaftlichen Gruppe vorhanden“, so Broemme. „Auf einen Blackout ist Deutschland überhaupt nicht vorbereitet.“ Ein Blackout gehöre „zu den größten Risiken für unser Land“, sagt laut GDV auch Wolfram Geier, Abteilungsleiter für Risikomanagement und Internationale Angelegenheiten im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
Schutz für Energieversorger
Passend zu den Warnungen gab die Deutsche Telekom am Mittwoch bekannt, dass sie gemeinsam mit Hitachi Energy und dem Sicherheits- und Wachdienst Securitas Schutz für Energieversorger anbieten will. Die drei Unternehmen kombinieren IT-Sicherheit mit althergebrachtem Werk- und Anlagenschutz. Schließlich könnten Kriminelle oder Terroristen Kraftwerke, Leitungen und andere Einrichtungen auch mit Waffen angreifen.
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Große Besorgnis in der Energiebranche hatte im Mai vergangenen Jahres eine Cyberattacke auf die Colonial Pipeline ausgelöst, die größte Benzinleitung der USA. Die Angreifer wurden vom FBI der in Russland vermuteten Hackergruppe Darkside zugeordnet. Sie legten die Pipeline fünf Tage lahm und erpressten mehrere Millionen Dollar.
Leidet die Stabilität des Stromnetzes unter der Energiewende?
Unabhängig von möglichen kriminellen oder terroristischen Attacken gibt es die Befürchtung, dass die Stabilität des Stromnetzes in Deutschland und Nachbarländern unter der Energiewende leiden könnten. Ende dieses Jahres sollen die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet werden.
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Gravierende Stromausfälle hat es in Deutschland bislang nicht gegeben, aber die Zahl der Eingriffe der Netzbetreiber zur Stabilisierung des Stromnetzes ist deutlich höher als vor Beginn der Energiewende. Gleichzeitig ist die durchschnittliche Versorgungsunterbrechung pro Verbraucher in den letzten Jahren gesunken – 2020 lag sie nach Angaben der Bundesnetzagentur bei 10,73 Minuten und damit so niedrig wie nie seit Beginn der Erhebungen.
„Die Aufgabe scheint beherrschbar“
Gleichwohl sagt ein Sprecher des Verteilnetzbetreibers NetzeBW: „Die Herausforderungen für die Stromnetze haben durch die Energiewende deutlich zugenommen und werden bei einem beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien weiter zunehmen.“ Zugleich sähen sich die Netzbetreiber dem absehbaren Hochlauf der E-Mobilität gegenüber. „Diese Aufgaben zu meistern, erscheint derzeit beherrschbar; insofern rechnen wir auf Verteilnetzebene auch nicht mit einer Zunahme von Versorgungsunterbrechungen.“