Der Faurndauer Brennstoffhändler Reiner Blessing (rechts) und sein Mitarbeiter Vilmos Szabo füllen derzeit viele Tanks. Foto: Giacinto Carlucci

Der Sommer hat sich recht abrupt verabschiedet, die Nächte sind herbstlich frisch – die Heizsaison beginnt. Aber nicht nur deshalb ist die Nachfrage nach Heizöl groß. Obwohl der Preis hoch ist, füllen die Kunden ihre Tanks.

Gas, Holz, Sprit, Strom oder Heizöl: Die Preise für Energie scheinen schon seit Monaten nur eine Richtung zu kennen: nach oben. Diese Entwicklung führt bei vielen Kundinnen und Kunden zu einer großen Verunsicherung, wie es mit den Preisen weitergeht. „Die Leute kaufen wie verrückt“, berichtet Reiner Blessing, der in Faurndau einen Handel für Brennstoff und Heizöl betreibt. Zurzeit ist er jeden Tag viel unterwegs, um Heizöltanks zu füllen. „Die Kunden kaufen auch große Menge, sie warten nicht ab“, sagt er.

 

Nachdem der Preis für Heizöl in den vergangenen eineinhalb Wochen wieder etwas gesunken war, steigt er seit ein paar Tagen wieder an. „Die Frage ist dann immer, ob sich der Trend bestätigt oder nicht“, erklärt Blessing. Bei seiner Kundschaft beobachtet er eher, dass sie nicht abwartet. Zwar nimmt er noch neue Kunden an, „da sind wir flexibel“. Diese müssen dann aber mit einer Lieferzeit von fünf Wochen rechnen.

Unterschiedliche Zahlungsmoral

Keine neuen Kunden werden von Brennstoffe Hepp aus Albershausen mit Heizöl beliefert. „Die Leute kaufen gerade richtig fest ein, da kommen wir nicht mehr rum, wenn wir noch neue Kunden aufnehmen“, erklärt die Chefin Theresia Hepp. Mit der Zahlungsmoral der Kunden ist man bei Brennstoffe Hepp sehr zufrieden. „Die zahlen immer prompt, das ist gar kein Problem“, sagt sie. Bei guten Stammkunden macht ihre Firma auch manchmal die Zahlung in Raten möglich. „Das war aber in diesem Jahr noch kein Thema“, sagt Hepp.

Schlechtere Erfahrungen hat indes Reiner Blessing mit der Zahlungsmoral seiner Kunden gemacht. „Wir haben leider auch immer wieder Ausstände, weil nicht bezahlt wird“, erzählt er. Deshalb arbeitet der Brennstoffhändler inzwischen mit einem Inkassobüro zusammen. Eine Ratenzahlung ist für ihn keine Option, da er die Beträge dann vorschießen müsste. „Das ist nicht machbar.“

Auch Mangold Energiehandel macht bei manchen Stammkunden Ratenzahlung möglich. „Vor allem, weil wir viele ältere Kunden haben, die das von ihrer Rente bezahlen müssen“, erklärt Alexander Mangold. Auch er beobachtet, dass die Kunden gerade ihre Heizöltanks füllen. „Wir haben jetzt sehr lange Wartezeiten, oft können wir erst Ende Oktober oder Anfang November liefern.“ Auch über den Sommer wurde im Vergleich zu früheren Jahren sehr viel Heizöl bestellt. „Die Kunden sind verunsichert und gehen gerade lieber auf Nummer sicher, als zu pokern“, vermutet Mangold.

Nach dem kurzfristigen Preisrückgang möchte Alexander Mangold keine Prognose abgeben, wie sich der Heizölpreis in Zukunft entwickelt. „Ich hoffe, der Preis geht wieder etwas zurück. Aber es ist schon die Frage, was im Januar kommt“, sagt der Experte.

Aufgrund der schwachen Konjunktur als Folge der Coronapandemie und des Lockdowns war die Nachfrage nach Öl Ende 2020 eher gering. Seitdem ist Heizöl allerdings wieder deutlich teurere geworden. Seinen bisherigen Höchststand erreichte der Ölpreis auf den Weltmärkten schon im März kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine. Eine Unbekannte in der Preisentwicklung ist, wie sich das von der Europäischen Union angekündigte Öl-Embargo gegen Russland auswirken wird. Diese Sanktionen sollen ab dem 5. Dezember in Kraft treten.

Die Heizölpreise sind seit März deutlich gesunken

Preisentwicklung
 Abhängig von weltpolitischen Ereignissen schwankt der Ölpreis stark. In diesem Jahr war der bisherige Höchststand im März erreicht, nach dem russischen Überfall auf die Ukraine. Seitdem ist der Preis wieder etwas gesunken, liegt im Vergleich zu den Vorjahren aber immer noch deutlich höher. Meist steigt er zu Beginn der Heizsaison noch einmal an. Einen Überblick über den aktuellen Marktpreis geben Vergleichsportale im Internet. Allerdings sollten Kunden beachten, dass viele Händler derzeit keine Neukunden beliefern.

Bezahlung
 Da Öl, im Gegensatz zum Gas, überwiegend auf einmal als Vorrat für ein gesamtes Jahr oder sogar einen noch längeren Zeitraum eingekauft wird, fällt bei der Lieferung eine hohe einmalige Zahlung an. Deshalb bieten mache Händler ihren Kunden eine Ratenzahlung an. Kunden, die erstmals bei einem Händler Heizöl bestellt, müssen die Lieferung bei vielen Händlern direkt vor Ort in bar oder mit ihrer EC-Karte bezahlen.