Eine Genossenschaft pocht auf ihr Recht, die Wärmeversorgung in Vaihingen an der Enz zu übernehmen und kritisiert das Vorgehen des Oberbürgermeisters Uwe Skrzypek.
Nach dem von einem Teilnehmer als „katastrophal“ bezeichneten Gespräch vom Freitag stellt sich die Frage: Wie geht es im Streit um die Nahwärmeversorgung in Vaihingen an der Enz nun weiter? Der Oberbürgermeister Uwe Skrzypek lehnt die vom Gemeinderat beschlossene genossenschaftliche Lösung für die Verpachtung und die Energieversorgung des städtischen Wärmenetzes im Neubaugebiet Leimengrube und im Gewerbegebiet Fuchsloch III ab. Dem Nein des OB jedoch stellen sich die möglichen Betreiber entgegen.
Uwe Skrzypek hatte Ende Juli die Reißleine gezogen. Der Rathauschef informierte die Öffentlichkeit darüber, dass die im Aufbau befindliche Bürgerwärme Vaihingen GmbH kein Biomethan erhalten könne und der Betrieb des Nahwärmenetzes nicht gesichert sei. Mit dieser vertraulichen Nachricht ging Skrzypek nach außen, ohne vorher Rücksprache mit den beteiligten Partnern, der Vai Energie GmbH und der Genossenschaft Erneuerbare Energien Vaihingen, gehalten zu haben. Das nachträgliche Gespräch offenbarte tiefe Differenzen zwischen ihm und den Partnern, die vom Vaihinger Gemeinderat im März 2022 beauftragt worden waren. Der OB ist nicht davon abzubringen, mithilfe der Ludwigsburger Energieagentur LEA neue Partner für eine Versorgung zu suchen.
Der Oberbürgermeister verfolgt mehrere Lösungsszenarien
Skrzypek hatte sich darüber beklagt, dass die Bürgerwärme GmbH bis heute nicht gegründet worden sei. Es gebe keine Verträge und damit keine Versorgungssicherheit und Preisstabilität. „Wir kommen nicht mit einzelnen lokalen Lösungen zum Ziel.“ Er strebe deshalb im Gemeinderat im Herbst eine offene Diskussion darüber an, wer der Partner für den Betrieb sein solle. Ob es ein Stadtwerk sein könnte und woher die Wärme letztlich komme, ließ Skrzypek offen, deutete aber an, es gebe mehrere Lösungsszenarien.
Im Unterschied zum OB will Jürgen Bothner, einer der Vorstände der Erneuerbaren Energien mit 150 Mitgliedern, den Gemeinderat davon überzeugen, dass der eingeschlagene Weg der richtige sei und Wärme von Herbst 2024 an geliefert werden könne. Laut Bothner, der als Kämmerer in Kirchheim am Neckar arbeitet, agiere Skrzypek mit persönlichen Angriffen gegenüber seinen Partnern, wenn der OB sage, „hier habe man sich auf ehrenamtliche Strukturen verlassen“. Auch stelle er rufschädigende Behauptungen auf, wie etwa „die Akteure müssen erst einmal ihre Kompetenz- und Leistungsbereitschaft unter Beweis stellen“.
Die Partner sehen sich in ehrverletzender Weise vorgeführt
Dass Skrzypek die Partner erst zum Gespräch einlud, nachdem er ihnen die Zusammenarbeit durch die Presse aufkündigte, hält Bothner für einen schweren Fehler. „Von einem Nicht-Verwaltungsfachmann und Neuling in einem öffentlichen Amt kann sicherlich nicht erwartet werden, sämtliche komplizierten Vorgänge in einer Kommunalverwaltung sofort zu durchdringen.“ Dieses Versäumnis könne er jedoch nicht seinen Partnern in die Schuhe schieben, der er in ehrverletzenden Worten, wie Bothner meint, öffentlich mitgeteilt habe, er wolle mit „diesen Leuten“ nicht mehr zusammenarbeiten.
Keineswegs fehle die Professionalität für eine verlässliche Energieversorgung, so Bothner. „Es stimmt auch nicht, dass die Bürgerwärme GmbH nicht handlungsfähig ist, weil sie keine designierte Geschäftsführung habe und es im Innenverhältnis Klärungsbedarf gibt – sie ist eine GmbH in der Gründung.“ Der Freie-Wähler-Stadtrat Armin Nonnenmacher und er seien als Geschäftsführer im Gemeinderat vorgestellt worden.
Das Angebot eines neuen Biomethan-Lieferanten liegt offenbar vor
Wegen des Stopps durch den OB könnten jetzt zweieinhalb Monate die Erschließung und die Vermarktung nicht weitergehen, sagt Jürgen Bothner. Nur dadurch sei bisher ein Schaden entstanden – nicht durch die Akteure, die Skrzypek bekämpfe.
Nach der Insolvenz von BMP Greengas gibt es nun offenbar einen neuen Lieferanten. Es handele sich um ein Zehn-Jahres-Angebot eines regionalen Versorgers, das bei einem Rechtsanwalt hinterlegt worden sei, teilt Armin Nonnenmacher mit.