Spatenstich mit EnBW-Vorstand Georg Stamatelopoulos (re.), Ministerin Thekla Walker und OB Frank Nopper Foto: Lg/Max Kovalenko

250 Millionen Euro investiert die EnBW in ein neues Gaskraftwerk in Münster. Damit will sich der Energieversorger von der Kohle verabschieden.

Kohleausstieg bis zum Jahr 2028 und Klimaneutralität bis 2035 – diese ambitionierten Ziele hat die EnBW vorige Woche bei der Vorstellung ihrer Bilanzvorlage genannt. Ein finanzieller Kraftakt für den Energieversorger. Allein der Kohleausstieg wird mit rund 1,6 Milliarden Euro veranschlagt, da die EnBW in drei neue wasserstofffähige Gaskraftwerke in Baden Württemberg an den Standorten Altbach/Deizisau (Kreis Esslingen), Heilbronn und Stuttgart-Münster investieren muss.

Startschuss mit Spatenstich

Nun fiel der Startschuss für die erste Etappe auf dem Gelände des Kraftwerks Münster mit dem offiziellen Spatenstich für das erste, mehr als 250 Millionen Euro teure neue Gaskraftwerk des Energieversorgers, das die Umstellung des Brennstoffs, in der Fachsprache Fuel Switch genannt, auf den Weg bringen soll. „Der Fuel Switch von Kohle zu Gas in Münster ist ein wichtiger Baustein, damit wir in den kommenden Jahren weiterhin genügend steuerbare Leistung zur Stromerzeugung zur Verfügung haben“, unterstrich EnBW-Vorstand Georg Stamatelopoulos. Nur so könne die EnBW den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien flankieren und letztlich das große Ziel erreichen. Denn Gas als fossiler Brennstoff soll mittelfristig durch Wasserstoff ersetzt werden. Ein wichtiges Pilotprojekt ist dabei das EnBW-Heizkraftwerk in Stuttgart-Münster, wo im Jahr 2025 zunächst Erdgas an die Stelle von Kohle als Brennstoff treten soll.

Erdgas statt Kohle ab 2025

Alle Anlagen werden von Anfang an so gebaut, dass das Erdgas möglichst rasch und vollständig durch Wasserstoff ersetzt werden kann. „Wann grüner Wasserstoff tatsächlich in ausreichendem Umfang und zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung steht, kann man heute nicht verlässlich prognostizieren“, sagte Georg Stamatelopoulos. „Aber wenn es so weit ist, soll die Technik bereitstehen.“ Herzstück sind dabei zwei hochmoderne Gasturbinen von Siemens Energy.

Die beiden neuen Turbinen verfügen über jeweils 62 Megawatt elektrische Leistung und eine nachgeschaltete Abwärmenutzung. Sie ersetzen die drei bisherigen Kohlekessel am Standort Münster.

Land bis 2040 klimaneutral

„Das Ziel Baden-Württembergs, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu sein, wird nur mit einer grundlegenden nachhaltigen Umgestaltung der Energieversorgung möglich sein“, sagte die Landesumweltministerin Thekla Walter (Grüne). Mit Fuel-Switch-Projekten wie in Münster ebne die EnBW den Weg für den Kohleausstieg und zugleich zur deutlichen Minderung von klimaschädlichen Treibhausgasen. „Die EnBW sichert das hohe Niveau unserer Versorgungssicherheit – heute zwar noch mit fossilem Erdgas, aber der nächste Fuel-Switch ist bereits vorgezeichnet, nämlich der Wechsel auf grüne Gase beziehungsweise grünen Wasserstoff“, so die Ministerin.

Lob vom OB für das Projekt

„Die Wende der EnBW zugunsten des Klimas korrespondiert mit der städtischen Agenda zur Klimaneutralität bis zum Jahr 2035“, sagte Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU). Dabei seien vor allem die Wärme- und die Stromversorgung der Schlüssel zur Klimaneutralität. „Der Stromsektor ist mit 47 Prozent der Treibhausgas-Emissionen der Sektor, der den größten Spielraum bietet, dem Klimaziel näherzukommen“, so Frank Nopper. Der Wärmesektor falle mit 37 Prozent ins Gewicht, der Straßenverkehr lediglich mit 14 Prozent.

Das Heizkraftwerk Münster

Fernwärme
Zusammen mit den Heizkraftwerken in Gaisburg und Altbach sowie dem Heizwerk Marienstraße versorgt die derzeitige Anlage in Stuttgart-Münster rund 25 000 Haushalte, 1300 Firmen und 300 öffentliche Einrichtungen in Stuttgart und Umgebung mit Fernwärme.

Brennstoffausnutzung
Zur optimalen Brennstoffausnutzung wird in Münster gleichzeitig Strom und Fernwärme nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt. Das Heizkraftwerk besteht aus einer Abfallverbrennungsanlage mit drei Müllkesseln, einem Steinkohleblock mit drei Kohlekesseln, drei Dampfturbinen und heizölbefeuerten Turbinen

Leistung
Insgesamt verfügt der Standort Stuttgart-Münster über eine elektrische Leistung von 183 Megawatt und eine Wärmeleistung von rund 450 Megawatt.