Die Preise für Gas werden im kommenden Jahr noch einmal kräftig hochgedreht. Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Zum Jahreswechsel drehen viele Energieversorger in der Region Stuttgart noch einmal an der Preisschraube. Wo ist der Sprung am kleinsten – und wo wird es bald besonders teuer?

Ein Krieg in Europa, Gas-Mangellage und Inflation haben 2022 auch Verbraucher belastet. Besonders bei Kundinnen und Kunden von Energieversorgern ist mit den immer höher werdenden Preisen auch die Sorge um unbezahlbare Strom- und Gasrechnungen gestiegen. Inzwischen stehen bei den meisten Anbietern aus der Region die Preise für das kommende Jahr fest. Die steigen überall – Brutto-Arbeitspreise für Gas liegen dann teils bei über 20 Cent pro Kilowattstunde. Den kleinsten Sprung machen die Stadtwerke Esslingen.

Gaspreise in Ludwigsburg und Kornwestheim

Bei den Stadtwerken der Städte Ludwigsburg und Kornwestheim werden die Preise für die Grund- und Ersatzversorgung zum 1. Januar 2023 angepasst. Der Grundpreis für Gas bleibt zwar unverändert, dafür wird aber der Arbeitspreis erhöht. 4,4 Cent pro Kilowattstunde zahlen dann Verbraucher mehr als noch im Dezember. Je nach Verbrauchsstufe steigt der Arbeitspreis mit dieser Erhöhung auf bis zu 16,04 Cent.

Glück haben bei den Stadtwerken Ludwigsburg-Kornwestheim, wie bei anderen Anbietern auch, besonders Bestandskunden mit bestehenden Verträgen. „Deren Preise liegen nach wie vor teilweise erheblich unter den Preisen für Neukunden“, heißt es aus dem Unternehmen. Teuer wird es stattdessen für Kunden in der Grundversorgung, weil die zusätzlich benötigten Mengen kurzfristig zu hohen Preisen nachgekauft werden müssen. „Im Verlauf der letzten 12 Monate hat sich die Menge unserer Grundversorgung um knapp 20 Prozent erhöht“, so das Unternehmen.

Stadtwerke Bietigheim-Bissingen erhöhen im Februar

Nicht im Januar, dafür aber im Februar werden die Preise bei den Stadtwerken in Bietigheim-Bissingen erhöht. Dort werden aktuell nur Neukunden für die Grund- oder Ersatzversorgung aufgenommen. Erhöht wird hier auch der Grundpreis. Ab einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden im Jahr – der ungefähre Gasverbrauch eines Singles mit Einzimmerwohnung – steigt der Grundpreis von rund 99 Euro auf 115 Euro. Der Arbeitspreis steigt von 17,58 Cent auf rund 22 Cent. Auch der Strom wird ab Februar teurer: Dann kostet die Kilowattstunde nicht mehr rund 47, sondern 66 Cent.

Grund für die Erhöhung sind auch hier hohe Börsenpreise und steigende Netzentgelte. „Die Energiepreise sind nach wie vor sehr volatil“, sagt eine Sprecherin des Unternehmens.

Gas und Strom in Stuttgart

Bei den Stadtwerken Stuttgart können zwar nach wie vor Neukunden dazustoßen – allerdings nicht in der Grundversorgung. Die übernimmt in der Landeshauptstadt nämlich die EnBW. Die Stadtwerke kurbeln dafür sowohl bei Bestands- als auch bei Neukunden an der Preisschraube. Rund 40 Prozent mehr zahlt dort eine durchschnittlicher Dreipersonenhaushalt ab dem 1. Januar 2023 für Gas, rechnet das Unternehmen vor. Der Grundpreis steigt zwar nur um wenige Euro. Der Arbeitspreis wird allerdings für jede Verbrauchsstufe von rund 7,7 Cent auf 11,15 Cent pro Kilowattstunde angehoben. Für Neukunden ist der Arbeitspreis mit 22,5 Cent mehr als doppelt so hoch. Stromkunden zahlen ab Januar 39,75 statt 25,5 Cent.

Kleinster Anstieg in Esslingen

Als Grundversorger nehmen die Stadtwerke Esslingen nach wie vor neue Kunden auf, andere Sondertarife für Privatkunden gibt es aber nicht. Die Arbeitspreise der Grundversorgungstarife in Strom und Gas werden auch hier zum 1. Januar angehoben. Gas kostet dann 2,68 Cent pro Kilowattstunde mehr als zuvor, in der teuersten Verbrauchsstufe dann 20,59 Cent. Beim Strom steigt nicht nur der Arbeitspreis von 26,51 Cent auf 48,83 Cent, sondern auch der Grundpreis um rund vier Euro pro Monat.

Fast keine Neukunden mehr in Ditzingen

Ein Großteil der Kunden habe die Turbulenzen auf den Energiemärkten im Jahr 2022 noch nicht gespürt, berichten die Stadtwerke Ditzingen. Grund dafür ist, dass man große Mengen bereits vor 2022 beschafft habe. Allerdings nehmen auch diese Stadtwerke nur noch auf Anfrage Neukunden auf, wenn diese in Ditzingen wohnen. Zudem sei der Aufwand enorm gestiegen, heißt es vom Unternehmen, etwa bei der Umsetzung neuer Gesetze. Dazu zählt auch die Energiepreisbremse.

Ab dem neuen Jahr wird auch bei den Ditzinger Stadtwerken an den Preisen geschraubt. Wo Kunden bisher, je nach Vertrag, bis zu 15 Cent pro Kilowattstunde für Gas gezahlt haben, steigt der Arbeitspreis nun auf 19 Cent. Auch der Grundpreis wird um mindestens 20 Euro angehoben. Ähnlich nach oben gehen die Strompreise: Statt höchstens 35 Cent kostet die Kilowattstunde dann 55 Cent. Je nach Netzgebiet kann es zu leichten Abweichungen kommen.

Strom- und Gasanbieter

Grundversorgung
Der Grundversorger ist das Energieunternehmen, das in einer Region die meisten Haushalte mit Energie beliefert. Es übernimmt, wenn die Versorgung durch andere Anbieter ausfällt, zum Beispiel nach einer Kündigung oder nach einem Umzug, wenn sich die Verbraucher nicht selbst um einen Sondertarif kümmern. Springt der Grundversorger in solchen Fällen ein, nennt man das Ersatzversorgung.